Schlacht der Giganten Nestlé und Coop
Wer hält den Preiskampf länger durch?

Coop gegen Nestlé, ein Kampf der Giganten. Um bessere Lieferkonditionen zu erzielen, greift der Detailhändler zum Boykott. Und verscherbelt erst einmal Nestlé-Produkte zu Spottpreisen. Wie lange hält Coop das aber aus?
Publiziert: 21.02.2018 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:00 Uhr
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50% auf die Nestlé-Produkte im Coop in Zürich
Foto: Blick
Julia Fritsche

Es ist ein Kampf zwischen Giganten: Der mächtige Detailhändler Coop legt sich mit dem internationalen Lebensmittelmulti Nestlé an. Um günstigere Lieferkonditionen zu erzwingen, hat der Händler zahlreiche Bestellungen gestoppt.

Das Duell auf Chefebene: Joos Sutter (53) gegen Mark Schneider (52). Letzte Woche schoss Sutter mit Parallelimporten von Nestlé-Katzenfutter schon eine erste Salve ab (BLICK berichtete).

«Preiskampf ist eskaliert»

Jetzt ist der Preiskrieg eskaliert: Eine Allianz europäischer Händler, zu der auch Coop gehört, setzt sich mit geballter Kraft zur Wehr. Gemeinsam sind sie eine Einkaufsmacht: Coop, Edeka (D), Intermarché (F) und Co. bescheren Nestlé ungefähr 10 Prozent des Europa-Umsatzes.

Ist das Einkaufsbündnis mit Namen Agecore erfolgreich, hat am Ende auch der Konsument durch tiefere Preise etwas vom Giganten-Streit. Noch ist der Ausgang völlig offen. Erst einmal leeren sich die Regale. Löcher tun sich bereits in den Coop-Supermärkten auf, wie ein Augenschein gestern Nachmittag zeigt. Fehlanzeige bei Nescafé Azera Espresso. Knapp werden auch Buitoni-Produkte in einer Zürcher Filiale.

Nestlé-Salatsaucen zum Schleuderpreis: Ausverkauf in einer Zürcher Filiale.
Foto: Blick

Nestlé-Produkte wie Buitoni-Pizza oder Fitness-Müesli verramscht Coop mit 50 Prozent Rabatt! 

Mit dem Bestellstopp bei 150 von 8000 Nestlé-Produkten hat Coop nun vorgelegt. Welcher Gigant hält länger durch? Verlängert Coop die Liste der Produkte, die aus den Regalen verbannt werden? Oder füllen sich die Lücken in den Gestellen still und leise wieder? Denkbar ist beides.

Bedeckt halten sich die beiden Streithähne. Coop will zum Bestellstopp und den Verhandlungen gegenüber BLICK nicht ein Wort sagen. Auch Nestlé mauert. Sagt nur: «Wir bedauern die Entscheidung von Coop, zahlreiche beliebte Nestlé-Produkte aus dem Sortiment zu nehmen.»

Migros hält nichts von einem Nestlé-Boykott

Die Verhandlungen mit Nestlé führt Agecore. Coop ist Mitgründer und hat auch den Vorsitz der Einkaufsallianz. Deren Zweck: Durch Mengenrabatte, eine stärkere Verhandlungsposition und eine gemeinsame Logistik fahren die Partner insgesamt besser als jeder auf sich gestellt.

Auf keinen Fall wollen die Detailhändler auch der orangen Konkurrenz in Zürich helfen. Rivale Migros gehört ebenfalls zu einer Einkaufsgruppe. Sie heisst AMS. Laut Migros-Sprecher Luzi Weber ist man mit der Kooperation sehr zufrieden. «Im Vergleich zu anderen Einkaufsallianzen verhandeln wir innerhalb der AMS jedoch nicht mit Markenartikelherstellern.»

Allein verhandle die Migros regelmässig und hart mit den Markenlieferanten, darunter auch mit Nestlé. «Sämtliche Vorteile geben wir unseren Kunden in Form von tieferen Preisen weiter.» Eine Auslistung der Nestlé-Produkte sei nicht geplant, bekräftigt Weber gegenüber BLICK.

Hierzulande trägt Coop den Preiskampf allein aus. Im Gegensatz zur Migros, wo eigene Marken in der Mehrheit sind, besteht das Coop-Sortiment zu 50 Prozent aus fremden Marken. 

Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler (70) sieht Nestlé leicht im Vorteil: «Der Bestellstopp ist zwar ein gutes Druckmittel. Doch Coop wird daran mehr zu beissen haben als Nestlé.» Sicher ist eines: Wer jetzt nachgibt, schwächt sich für zukünftige Verhandlungen.

Migros ist der lachende Dritte

Der Preiskrieg zwischen dem Basler Detailhändler Coop und dem Marken-Multi Nestlé kümmert die Migros nicht. Der orange Riese dürfte sich sogar darüber freuen. Gut möglich, dass Coop-Kunden ihre Nestlé-Produkte jetzt bei der Migros kaufen.

Doch warum setzt der orange Riese den Marken-Hersteller nicht ebenfalls unter Druck, um bessere Einkaufskonditionen zu bekommen? «Wir sind besser geschützt dank unserer Vertikalisierung bei unserer Produktpalette», sagt Walter Huber (60), Chef von 33 Industriebetrieben der Migros, am Rande der gestrigen Medienkonferenz gegenüber BLICK.

Will heissen: Die Migros setzt auf ihre Eigenmarken, «und ist deswegen weniger stark abhängig von Markenlieferanten», wie Migros-Sprecher Luzi Weber ergänzt. In Zahlen: Das Supermarkt-Sortiment besteht bei der Migros zu 80 Prozent aus Eigenmarken aus den eigenen Betrieben. Zum Vergleich: Bei Coop machen Eigenmarken lediglich 50 Prozent der Produktpalette aus. Der Detailhändler aus Basel ist folglich abhängiger von Markenlieferanten.

Aus der Produktion der M-Industrie stammen zum Beispiel Marken wie Aproz (Wasser), Midor (Backwaren) oder Frey (Schoggi). Mit den Café- Royal-Kaffeekapseln, der Candida-Zahnpasta oder Milette-Babyshampoo ist die Migros auch im Ausland in den Läden.

Der Fokus auf die Eigenproduktion zahlt sich für den orangen Riese aus: 2017 erzielte die M-Industrie einen Umsatz von 6,52 Milliarden Franken. Ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bianca Lüthy

Der Preiskrieg zwischen dem Basler Detailhändler Coop und dem Marken-Multi Nestlé kümmert die Migros nicht. Der orange Riese dürfte sich sogar darüber freuen. Gut möglich, dass Coop-Kunden ihre Nestlé-Produkte jetzt bei der Migros kaufen.

Doch warum setzt der orange Riese den Marken-Hersteller nicht ebenfalls unter Druck, um bessere Einkaufskonditionen zu bekommen? «Wir sind besser geschützt dank unserer Vertikalisierung bei unserer Produktpalette», sagt Walter Huber (60), Chef von 33 Industriebetrieben der Migros, am Rande der gestrigen Medienkonferenz gegenüber BLICK.

Will heissen: Die Migros setzt auf ihre Eigenmarken, «und ist deswegen weniger stark abhängig von Markenlieferanten», wie Migros-Sprecher Luzi Weber ergänzt. In Zahlen: Das Supermarkt-Sortiment besteht bei der Migros zu 80 Prozent aus Eigenmarken aus den eigenen Betrieben. Zum Vergleich: Bei Coop machen Eigenmarken lediglich 50 Prozent der Produktpalette aus. Der Detailhändler aus Basel ist folglich abhängiger von Markenlieferanten.

Aus der Produktion der M-Industrie stammen zum Beispiel Marken wie Aproz (Wasser), Midor (Backwaren) oder Frey (Schoggi). Mit den Café- Royal-Kaffeekapseln, der Candida-Zahnpasta oder Milette-Babyshampoo ist die Migros auch im Ausland in den Läden.

Der Fokus auf die Eigenproduktion zahlt sich für den orangen Riese aus: 2017 erzielte die M-Industrie einen Umsatz von 6,52 Milliarden Franken. Ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bianca Lüthy

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