Der Bauboom in der Schweiz hält ungebrochen an. Nur: Es kommen gar nicht mehr so viele Zuwanderer, um in all die neuen Wohnungen auch einzuziehen. Das Wort Leerstand hängt inzwischen wie ein Damoklesschwert über dem Immobilienmarkt.
Das Angebot an Wohnungen ist um einiges grösser als die Nachfrage nach Wohnraum. Das geht so richtig ins Geld. Um über 200 Milliarden Franken dürfte der Wert des Schweizer Immobilienparks in den nächsten Jahren sinken (BLICK berichtete).
Eine Milliarde ans Bein streichen
Doch das sind zunächst nur Buchverluste. Ärgerlich für die Investoren, aber je nach Art der Finanzierung auch verkraftbar. Doch nun legt eine Studie der Zürcher Kantonalbank den Finger auf den wirklich wunden Punkt: Für eine leerstehende Wohnung gibt es keine Mietzinseinnahmen.
Das sind Ausfälle, die jeder Vermieter direkt im Portemonnaie oder auf dem Bankkonto spürt. Auf die ganze Schweiz hochgerechnet streichen sich die Vermieter eine Milliarde Franken Mietzinseinnahmen ans Bein – und das jedes Jahr!
Es dauert Jahre, bis die Leerstände verschwinden
Die nächste schlechte Nachricht: Besserung ist keine in Sicht! Selbst wenn ab morgen keine einzige neue Mietwohnung auf den Markt käme, würde es fast zweieinhalb Jahre dauern, bis aufgrund des Bevölkerungswachstums sämtliche Leerstände beseitigt wären, es also in der ganzen Schweiz keine leerstehende Wohnung mehr gäbe.
Regional sind die Unterschiede enorm: In Zentren wie Genf, Basel, Zürich oder Winterthur dauert es maximal ein Jahr, bis neue Mieter für alle leerstehenden Wohnungen gefunden wären. Deutlich länger geht das in ländlichen Regionen, dort, wo in den letzten Jahren der Bauboom am grössten war – und folglich die Leerstände am höchsten sind.
Und in 307 Schweizer Gemeinden schrumpft die Bevölkerung gar. Das heisst, um Leerstände zu reduzieren, müssten Wohnungen abgerissen werden.
Der Leerstand in der Schweiz ist viel grösser als gedacht. Die Immobilienberatungsfirma Iazi hat eine eigene Rechnung aufgestellt und kommt zum Ergebnis: Statt der vom Bundesamt für Statistik (BFS) kommunizierten 1,6 Prozent liegt die Leerwohnungsziffer bei 3,8 Prozent! Dabei spricht Iazi von «nicht realisierten Mieten». Diese setzen sich aus dem Leerstand, Rabatten, die Vermieter ihren Mietern gewähren, und Mietzinsausfällen zusammen. Die BFS-Ziffer berechnet sich, indem die leeren Wohneinheiten durch den Gesamtbestand dividiert werden. Iazi hingegen vernachlässigt in ihrer Rechnung rund eine Million Einfamilienhäuser, die selten vermietet werden können. So oder so: Der Leerstand in der Schweiz steigt stetig. Im September verkündete das BFS den Höchststand seit 20 Jahren: 72'294 Wohnungen waren zum Stichtag des 1. Juni 2018 in der Schweiz unbewohnt. Maren Meyer
Der Leerstand in der Schweiz ist viel grösser als gedacht. Die Immobilienberatungsfirma Iazi hat eine eigene Rechnung aufgestellt und kommt zum Ergebnis: Statt der vom Bundesamt für Statistik (BFS) kommunizierten 1,6 Prozent liegt die Leerwohnungsziffer bei 3,8 Prozent! Dabei spricht Iazi von «nicht realisierten Mieten». Diese setzen sich aus dem Leerstand, Rabatten, die Vermieter ihren Mietern gewähren, und Mietzinsausfällen zusammen. Die BFS-Ziffer berechnet sich, indem die leeren Wohneinheiten durch den Gesamtbestand dividiert werden. Iazi hingegen vernachlässigt in ihrer Rechnung rund eine Million Einfamilienhäuser, die selten vermietet werden können. So oder so: Der Leerstand in der Schweiz steigt stetig. Im September verkündete das BFS den Höchststand seit 20 Jahren: 72'294 Wohnungen waren zum Stichtag des 1. Juni 2018 in der Schweiz unbewohnt. Maren Meyer