Fast 200'000 offene Stellen wollen im Mai besetzt werden. Das zeigt laut der «NZZ am Sonntag» der Jobradar der Firma x28. Gezählt werden automatisch alle Stellen, die im Internet von Arbeitgebern und Personaldienstleistern ausgeschrieben sind.
Im Vergleich zum Vorjahr entsprechen die 200'000 offenen Stellen einer Zunahme von 13 Prozent. Damit ist das Job-Angebot wieder so gut wie vor der Finanzkrise.
Pfleger sind rar
Am verzweifeltsten gesucht sind Berufsleute aus dem Pflegebereich. Innert fünf Jahren hat sich die Zahl der offenen Stellen in dieser Branche auf 6000 verdoppelt. Sehr begehrt sind auch Elektromonteure und Software-Entwickler.
Gross sei der Bedarf nicht nur bei Akademikern, sondern auch bei vielen Handwerksberufen, sagt die x28-Projektleiterin, Carole Kläy, gegenüber der Zeitung. Zu diesen Handwerksberufen zählten Schreiner, Polymechaniker und Sanitär- und Heizungsinstallateure.
Auch die Universität Zürich forscht zum Fachkräftemangel. Derzeit stehen Treuhänder, Ingenieure, Naturwissenschafter und Informatiker ganz weit oben in ihrem Fachkräftemangelindex. Andernorts gibt es aber ein Überangebot. Davon betroffen sind etwa Reinigung, Körperpflege, Gastgewerbe, Hauswirtschaft und Bau. Die Experten der Uni erklären das mit dem raschen Strukturwandel, also der Digitalisierung.
Lohn hinkt hinterher
Trotz Job-Boom ist also der Schweizer Arbeitsmarkt keine heile Welt. Das gilt auch fürs Geld. Denn wer jetzt denkt, die grosse Anzahl an offenen Stellen und der Mangel an Bewerbern führe zu höheren Löhnen, täuscht sich. Real sind die Löhne zuletzt sogar leicht gesunken.
Höhere Löhne seien wegen der Teuerung erst mit Verzögerung zu erwarten, erklärt Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist weiter hoch. (jfr)