Handwerker aufgepasst
Hier können Sie alle Baugesuche einsehen

Das Jungunternehmen Smartconext setzt die neuen Technologien für die Schweizer Baubranche ein. Ein ausgeklügelter Algorithmus liefert Handwerkern relevante Baugesuchsinformationen.
Publiziert: 04.06.2020 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2020 um 19:16 Uhr
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Die neue Technologie kommt zum richtigen Zeitpunkt. Jeder zweite Bauarbeiter ist derzeit in Kurzarbeit.
Foto: keystone-sda.ch
Dorothea Vollenweider

Die Veröffentlichung von Baugesuchen ist in der Schweiz obligatorisch. Jedes Jahr werden rund 50'000 Baugesuche eingereicht. Aus den Gesuchen resultieren Bauaufträge im Wert von rund 66 Milliarden Franken. Jedes Baugesuch ist für einen Handwerksbetrieb also eine Chance, um an einen Auftrag zu kommen.

Insgesamt gibt es in der Schweiz 47'121 Handwerksbetriebe mit direktem Bezug zum Bau, die auf eben jene Daten für ihr tägliches Geschäft angewiesen sind. Gerade kleinere Firmen recherchieren die Baugesuchsinformationen oft selbstständig. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Quellen ist der Zeitaufwand dabei gross.

Neues Tool für Kleinbetriebe

Das will das Schweizer Start-up Smartconext ändern. Die Vision des Gründers und CEO Dominik Mahn ist es, so einfach und effizient wie möglich Informationen über neue Baugesuche zur Verfügung zu stellen. «Wir möchten die Hürde auch für Kleinbetriebe so gering wie möglich halten, sodass möglichst viele Zugang zu unserem Tool haben», sagt er.

Den Kostenvorteil, welcher durch die Nutzung digitaler Technologien entsteht, werde direkt an die Nutzer weitergegeben. «Es sollen alle von der Digitalisierung profitieren können», so Mahn, der Smartconext zusammen mit seinem Partner Daniel Smith aufgebaut hat.

Artificial Intelligence für Baubranche

Intelligente Algorithmen, die durch die digitale Transformation auch in der Baubranche Einzug halten, hätten die Situation grundlegend verändert. Mithilfe neuer Technologien wie «Robotic Process Automation» kann das Startup vorhandene Informationen zu Baugesuchen aus allen möglichen Quellen automatisch erfassen. Diese Daten werden durch den Einsatz von Artificial Intelligence und Machine Learning analysiert, aufbereitet und der Baubranche zugänglich gemacht.

Smartconext stellt die Informationen zu allen aktuellen Baugesuchen gratis zur Verfügung. Mit einem Abo können die Baugesuche nach Suchgebiet und den eigenen Bedürfnissen gefiltert werden. Die Abo-Preise liegen zwischen 25 bis 49 Franken pro Monat. Auch kleine Handwerksbetriebe sollen so einfach Zugang zu möglichen neuen Kunden erhalten.

Topverdiener Baufachkräfte

Noch immer leidet die Baubranche unter ihrem Tieflohn-Image. Darum bleiben viele Lehrstellen unbesetzt. Ein Blick in die Lohnstatistik zeigt aber: Lehrlinge auf dem Bau kommen gut weg. Ein Maurer-Auszubildender verdient im dritten Lehrjahr über 1800 Franken. Selbst bei einer Anlehre zum Baupraktiker gibts im zweiten Lehrjahr 1200 Franken. So schnell so viel Geld gibts nur im Strassenbau mit etwas über 2300 Franken im dritten Lehrjahr.

Der Vergleich zeigt zudem: Während der Lehre wird auf dem Bau zum Teil deutlich besser bezahlt, als in Branchen, die bessere schulische Leistungen voraussetzen. Lehrlinge zum Grafiker müssen sich im dritten Lehrjahr mit 1000 Franken begnügen. Gleich tief ist der Drittjahreslohn für anstrebende Mediamatiker. Selbst KV-Lehrlinge verdienen mit etwa 1500 Franken etwas weniger.

Auch später müssen sich ausgelehrte Bauarbeiter keineswegs mit tiefen Salären abfinden. Laut dem Schweizerischen Baumeisterverband verdient ein Facharbeiter durchschnittlich über 6000 Franken pro Monat. Wer es mit verschiedenen Weiterbildungen zum Bauleiter schafft, kann gar mit einem Gehalt von bis zu 10'000 Franken rechnen.

Noch immer leidet die Baubranche unter ihrem Tieflohn-Image. Darum bleiben viele Lehrstellen unbesetzt. Ein Blick in die Lohnstatistik zeigt aber: Lehrlinge auf dem Bau kommen gut weg. Ein Maurer-Auszubildender verdient im dritten Lehrjahr über 1800 Franken. Selbst bei einer Anlehre zum Baupraktiker gibts im zweiten Lehrjahr 1200 Franken. So schnell so viel Geld gibts nur im Strassenbau mit etwas über 2300 Franken im dritten Lehrjahr.

Der Vergleich zeigt zudem: Während der Lehre wird auf dem Bau zum Teil deutlich besser bezahlt, als in Branchen, die bessere schulische Leistungen voraussetzen. Lehrlinge zum Grafiker müssen sich im dritten Lehrjahr mit 1000 Franken begnügen. Gleich tief ist der Drittjahreslohn für anstrebende Mediamatiker. Selbst KV-Lehrlinge verdienen mit etwa 1500 Franken etwas weniger.

Auch später müssen sich ausgelehrte Bauarbeiter keineswegs mit tiefen Salären abfinden. Laut dem Schweizerischen Baumeisterverband verdient ein Facharbeiter durchschnittlich über 6000 Franken pro Monat. Wer es mit verschiedenen Weiterbildungen zum Bauleiter schafft, kann gar mit einem Gehalt von bis zu 10'000 Franken rechnen.

Schwere Zeiten für Baubranche

Die neue Technologie kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn die Baubranche ist mit 51 Prozent Kurzarbeit besonders von der Corona-Krise betroffen. Zwar gibt es bereits heute Dienstleister, welche Baugesuche sammeln und zur Verfügung stellen.

Diese Angebote richten sich laut den Smartcontext-Gründern aber eher an grössere Betriebe. Die Daten werden meist noch manuell zusammengetragen, was die Dienstleistungen kostenintensiver macht.

Corona treibt Digitalisierung auf dem Bau voran

Der Lockdown hatte auch für die Baubranche weitreichende Folgen. Mehrere Baustellen mussten stillgelegt werden, weil die Abstand- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden konnten. Die Coronakrise hat die Digitalisierung auf dem Bau laut dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) deshalb weiter vorangetrieben. Technische Hilfsmittel wie Tablets, Drohnen und sonstige digitale Arbeitsgeräte kommen auf dem Bau bald ebenso selbstverständlich zum Einsatz wie die Maurerkelle. «Es ist unsere Aufgabe als Berufsverband, dass wir die Aus- und Weiterbildung und damit insbesondere die Berufslehren und die Karrieremodelle konsequent darauf ausrichten», Matthias Engel (41), Mediensprecher des SBV.

Derzeit sind in der Schweiz über 19'000 Stellen in der Bau- und Immobilienwirtschaft unbesetzt, wie aktuelle Zahlen aus der Jobradar-Studie der Firma x28 zeigen. Alleine im Bereich Building Information Modelling (BIM) – mit der Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden können – fehlen laut der Hochschule Luzern rund 500 Fachleute. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, startet die Hochschule im Herbst den neuen Studiengang «Digital Construction». Rund 200'000 Franken hat sie bisher in den neuen Studiengang investiert. Er soll nach den Semesterferien mit 25 bis 30 Studenten starten. (dvo)

Auf dem Bau kommen immer häufiger digitale Werkzeuge zum Einsatz.
zvg

Der Lockdown hatte auch für die Baubranche weitreichende Folgen. Mehrere Baustellen mussten stillgelegt werden, weil die Abstand- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden konnten. Die Coronakrise hat die Digitalisierung auf dem Bau laut dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) deshalb weiter vorangetrieben. Technische Hilfsmittel wie Tablets, Drohnen und sonstige digitale Arbeitsgeräte kommen auf dem Bau bald ebenso selbstverständlich zum Einsatz wie die Maurerkelle. «Es ist unsere Aufgabe als Berufsverband, dass wir die Aus- und Weiterbildung und damit insbesondere die Berufslehren und die Karrieremodelle konsequent darauf ausrichten», Matthias Engel (41), Mediensprecher des SBV.

Derzeit sind in der Schweiz über 19'000 Stellen in der Bau- und Immobilienwirtschaft unbesetzt, wie aktuelle Zahlen aus der Jobradar-Studie der Firma x28 zeigen. Alleine im Bereich Building Information Modelling (BIM) – mit der Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden können – fehlen laut der Hochschule Luzern rund 500 Fachleute. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, startet die Hochschule im Herbst den neuen Studiengang «Digital Construction». Rund 200'000 Franken hat sie bisher in den neuen Studiengang investiert. Er soll nach den Semesterferien mit 25 bis 30 Studenten starten. (dvo)

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