«Vergesst das Tessin, kommt in die Romandie!»
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Genfer Tourismus-Chef ruft auf:«Vergesst das Tessin, kommt in die Romandie!»

Genfer Tourismus-Direktor appelliert an die Deutschschweizer
«Vergesst das Tessin, kommt in die Romandie!»

Die Westschweiz, insbesondere Genf, sieht sich bei der Gunst der Deutschschweizer Sommergäste im Hintertreffen. Adrien Genier (43), Chef von Genf Tourismus, ruft im BLICK zu Ferien in der Romandie auf: «Es hat für alle etwas!»
Publiziert: 14.06.2020 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2020 um 16:38 Uhr
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Adrien Genier (43), Chef von Genf Tourismus, ruft zu Ferien in der Romandie auf.
Foto: Zvg
Ulrich Rotzinger und Levin Stamm

Erst war es das Tessin, jetzt begehren die Welschen auf. Kantone wie Jura, Wallis, Waadt und allen voran Genf schalten sich in den Kampf um Deutschschweizer Feriengäste ein.

«Nicht nur das Tessin, sondern auch wir lieben euch», sagt Adrien Genier (43) stellvertretend für seine welschen Branchenkollegen. Der Direktor von Genf Tourismus besuchte kürzlich Zürich. Beim Treffen kommt der Appell des Tessiner Regierungspräsidenten Norman Gobbi (43) zur Sprache: «Chömed wieder!» Der Tessiner Tourismus sei auf Schweizer Gäste angewiesen und habe viel zu bieten, sagte Gobbi Mitte Mai im BLICK.

Genier will Gobbis Werben so nicht stehen lassen. Es liege den Tourismus-Organisationen der Westschweiz, vor allem seines Heimatkantons, sehr am Herzen, die Vorzüge der Genfersee-Region bei den Deutschschweizern in Erinnerung zu rufen, sagt Genier. Gerade jetzt, wo ausländische Touristen fernblieben und die einheimischen Gäste Mittelmeer-Feeling im eigenen Land suchten «und dabei zu oft nur an die Strände und Seen im Tessin denken», sagt Genier.

Welsche Touristiker scheuen keinen Vergleich

Sein Aufruf: «Vergesst für einmal den Südkanton, kommt in die Westschweiz, kommt nach Genf. Wir sind für die Sommergäste bereit. Es hat für alle etwas.»

Was bei den Tessinern das Strandbad Lido di Lugano ist den Waadtländern beispielsweise Yvonand VD am Neuenburgersee. Malerische Wälder, Weinberge und Bachläufe gibt es im Süden und Westen. Hier die malerischen Brücken und smaragdgrünen Bäche des Verzascatals, dort die Areuse-Schlucht (Gorges de l'Areuse) im Kanton Neuenburg. Die Schweiz in Klein, Swissminiatur, bietet Melide TI, Dinosaurier in Lebensgrösse im Wald gibts im jurassischen Préhisto-Parc nahe den berühmten Grottes de Réclère.

Wallis mit Ferienwohnungen, Waadt mit Natur

Kantone der französischsprachigen Schweiz kämpfen um die Herzen der Deutschschweizer Feriengäste. In der heutigen Situation sei das eine normale Sache, sagt Damian Constantin (53). Der Direktor der Organisation Wallis Promotion will bei den Gästen mit der Berglandschaft und einer «unglaublichen Auswahl regionaler Produkte» punkten. Er streicht heraus, dass das Wallis über 6000 Ferienwohnungen hat, das Tessin nur rund 700. Waadt Tourismus hält den «mediterranen Charme» mit Seen und Weinbergen hoch. Die Organisation sieht aber noch Potenzial, sich besser zu vermarkten. Ab zwei Hotelübernachtungen erhalten derzeit Schnellbucher eine von 2500 Prepaid-Karten im Wert von 100 Franken, die sie für touristische Attraktionen einsetzen können. Der Kanton Jura wirbt mit viel Natur zu tiefen Preisen. Ab einer Übernachtung gibts den Jura-Pass für Gratis-ÖV.

Kantone der französischsprachigen Schweiz kämpfen um die Herzen der Deutschschweizer Feriengäste. In der heutigen Situation sei das eine normale Sache, sagt Damian Constantin (53). Der Direktor der Organisation Wallis Promotion will bei den Gästen mit der Berglandschaft und einer «unglaublichen Auswahl regionaler Produkte» punkten. Er streicht heraus, dass das Wallis über 6000 Ferienwohnungen hat, das Tessin nur rund 700. Waadt Tourismus hält den «mediterranen Charme» mit Seen und Weinbergen hoch. Die Organisation sieht aber noch Potenzial, sich besser zu vermarkten. Ab zwei Hotelübernachtungen erhalten derzeit Schnellbucher eine von 2500 Prepaid-Karten im Wert von 100 Franken, die sie für touristische Attraktionen einsetzen können. Der Kanton Jura wirbt mit viel Natur zu tiefen Preisen. Ab einer Übernachtung gibts den Jura-Pass für Gratis-ÖV.

Internationales Flair und Eventpakete in Genf

Genf verspricht von allem etwas. Über 61 Millionen Franken investierte der Kanton allein in den neuen Stadtstrand am Ufer des Genfersees. «Ein Traumstrand, ohne Lautsprecherbeschallung. Keine Hunde, ausgezeichnet für Familien», weiss Genier, Vater zweier Töchter. Und weiter sagt der Marketing-Profi: «Bei uns wird nicht nur relaxt, die Gäste machen aktiv mit.»

Die Vermarktungsorganisation lanciert verschiedene Ferienpakete. Meist handelt es sich dabei um Kost und Logis, Gratis-ÖV sowie ein Erlebnis. Letzteres kann ein Kochevent mit einem Gault-Millau-Star sein, privater Segelunterricht vom Profisegler oder ein Exklusivbesuch in einer Uhrenmanufaktur. Und zwar von der Extraklasse bis zum Jedermann-Budget. Laut Genier gibt es das Paket für eine Übernachtung (zwei Personen) inklusive Frühstück und Erlebnis schon für rund 150 Franken.

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Zwei Frauen sonnen sich bei sommerlichen Temperaturen am Lido in Lugano, Kanton Tessin.
Foto: Keystone

Preissenkungen und Rabatte

Er ist auch überzeugt, dass die Preise für Speis, Trank und Übernachtung weiter fallen werden. «Die Preise sinken nicht nur in den Hotels, sondern auch in den Restaurants.» Viele Gastronomen planten, zum Beispiel das Tagesmenü auch in die Abendkarte zu integrieren.

Ob das reicht, um Deutschschweizer in die Westschweiz zu locken? Oft liegt vielen die Fahrt durch den Gotthard näher als der Sprung über den Röstigraben in die Romandie. Dabei hat Geniers Heimatkanton ebenfalls Weinberge, internationales Flair und Savoir-vivre zu bieten – und Touristen mehr denn je nötig! Der Einbruch bei den Übernachtungen beträgt in diesem Jahr gut 50 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr. Internationale Grossanlässe wurden abgesagt, auch die Absage des Genfer Autosalons koste mehr als 30'000 Übernachtungen, sagt Genier.

Genier: «Sauber und sicher»

Westschweizer Kantone hatten ähnlich wie das Tessin gehäuft mit Coronavirus-Infektionen zu kämpfen. Die Nähe zu Frankreich und den Krisenherden im Elsass trug diesmal nicht zur Werbung bei. Doch auch in der Romandie ist die Zahl der Neuansteckungen heute tief. «Bei uns ist es sicher und sauber», bekräftigt Genier. Immer noch schwer wiegt aber die Sprachbarriere. In der Gastronomie und Hotellerie spricht die Mehrheit der Angestellten kein Deutsch. «Aber Englisch können sie alle», scherzt Genier.

Er versichert: «Trotz Nähe zu Frankreich ist Genf eine Schweizer Stadt mit Schweizer Werten.» Weniger Probleme mit der Sprachbarriere haben nach eigenem Bekunden die anderen Westschweizer Kantone: Die Deutschschweizer bräuchten keine Angst zu haben, dass sie nicht verstanden werden, heisst es unisono.

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