Mit der Berichterstattung über Firmen, die Mütter nach dem Mutterschaftsurlaub rausekeln, hat BLICK diese Woche in ein Wespennest gestochen. Mehrere Dutzend Frauen meldeten sich in der Folge und erzählten mit Wut im Bauch ihre Geschichte. Ihre Hoffnung: dass die Arbeitgeber verstehen, wie stark sie die Mütter-Diskriminierung schmerzt, und dass das aufhört.
Offenbar ist das bei einigen Arbeitgebern angekommen, zumindest bei den Verbänden. Vom Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) heisst es, man könne solche Entlassungen nicht nachvollziehen. «Arbeitgeber sollen mit den Müttern frühzeitig das Gespräch und eine für beide Seiten optimale Lösung suchen, um eine Kündigung zu vermeiden», sagt SAV-Sprecher Fredy Greuter.
Und Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler (60), bisher beileibe nicht als Feminist bekannt, sagt sogar: «Das geht überhaupt nicht, ein absolutes No-Go! Ich gehe davon aus, dass diese Chefs selber keine Kinder haben.»
Dabei sieht er die Herausforderungen, die es mit Müttern gibt: «Sie brauchen Stillpausen, sie müssen die Kinder manchmal vor Schichtende aus dem Hort abholen, sie müssen für ein krankes Kind auch mal daheim bleiben. Ja, der Arbeitgeber muss kurzfristig Opfer erbringen, vor allem wenn die Kinder noch ganz klein sind.»
Biglers Tipp: Früh erzählen
Doch all das seien keine Gründe, um eine Person zu entlassen. Stattdessen gebe es langfristig viele Vorteile, wenn man sich flexibel zeige: «Es ist für die meisten Firmen teurer, eine Person neu einzuarbeiten, als sich bei einer erfahrenen Person flexibel zu zeigen. Beim aktuellen Fachkräftemangel muss man als Arbeitgeber zudem für die Angestellten attraktiv bleiben – beim Mutterschutz kann man Zeichen setzen.» Ausserdem zeigten zufriedene Arbeitnehmer eine deutlich bessere Leistung.
Nun ist all das für einen KMU-Chef schwerer umzusetzen, als für einen Verbands-Chef zu predigen. Doch Bigler erklärt, wie er im SGV selbst einen Pensionär reaktivierte, um den Ausfall einer Mutter während ein paar Monaten zu ersetzen. Als diese zurückkehrte, kehrte ihre Aushilfe in den Ruhestand zurück.
«Das war nur möglich, weil sie mir schon früh von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte», sagt Bigler. «Das ist enorm wichtig, damit man gemeinsam eine Lösung finden kann.»
Schöner Ratschlag, Herr Bigler – aber viele Frauen haben Angst, den Job gleich zu verlieren, wenn sie ihrem Boss davon erzählen. «Ich kann das nachvollziehen, echt. Aber irgendwann müssen sie es dem Chef ja sowieso sagen, dann doch besser früher als später.»
Frauen, die nach Geburt des Kindes weiterarbeiten wollen, müssen immer häufiger davon Abstand nehmen. Die Diskriminierungen wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft nehmen zu.
1. Teil: Firmen ekeln junge Mütter raus
2. Teil: «Schwangere sind wie eine Seuche»
3. Teil: «Jetzt wehren sich die Mütter»
4. Teil: «Nestlé-Schweiz-Chefin: Ich würde Schwangere einstellen»
5. Teil: «Unternehmerin warnt vor Kosten, die Mütter verursachen»
6. Teil: «Sogar der Gewerbe-Boss ist sauer»
7. Teil: «Was Frauen mit Kindern auf dem Arbeitsmarkt erleben»
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