Wenige Monate vor ihrem zehnjährigen Firmenjubiläum wurde Ruth Götschi (36) aus Bowil BE schwanger. Sie arbeitete als Pflegehilfe SRK in einer grossen Institution im Emmental. «Ich liebte meinen Job und dachte nicht daran, nach der Schwangerschaft nur Hausfrau und Mutter zu sein», sagt sie heute. Doch es kam anders, als es sich die werdende Mutter damals vorgestellt hatte.
Denn: Noch während ihrer Schwangerschaft erhielt sie die Kündigung. «Ich hatte eigentlich geplant, Teilzeit zu arbeiten und vor allem die Nachtschichten zu übernehmen. Dann hätte mein Mann auf die Kinder aufpassen können. Und am Tag hätte sich meine Mutter zum Hüten angeboten», so Ruth Götschi. Doch ihr Arbeitgeber wollte von dieser Lösung nichts wissen.
Auf Lockangebot hereingefallen
«Ich bekam zuerst die Kündigung – terminiert auf das Ende des Mutterschaftsschutzes», sagt Ruth Götschi. Zwei Monate später, als eine neue Personalchefin eingestellt wurde, kam es aber anders. «Sie nahm die Kündigung zurück und sagte mir, dass ich nach der Geburt 100 Prozent arbeiten müsse. Andernfalls müsse sie den Vertrag auflösen.»
Die Pflegehilfe für demente und psychisch kranke Menschen war verzweifelt: «Die wussten genau, dass ich als junge Mutter nicht 100 Prozent arbeiten konnte. Sie boten mir drei Monatslöhne an, die Auszahlung der nicht bezogenen Ferien und die Auszahlung der Überstunden.»
Wütend sagt Götschi: «Blöderweise nahm ich das Angebot an!» Heute weiss sie: «Das war ja nichts anderes, als was mir laut Vertrag zustand. Ich bedankte mich damals sogar für das Angebot. Heute würde ich kämpfen. Es ist eine Frechheit, wie ich als werdende Mutter diskriminiert worden bin.»
Mit BLICK-Artikel kamen die schlimmen Erinnerungen zurück
Anstatt Teilzeit weiter auf ihrem Beruf arbeiten zu können, verdient sie sich als Putzfrau für ein Temporär-Büro etwas nebenbei. Die Emmentalerin dazu: «Ich hatte keine bezahlten Ferien mehr. Wenn ich krank war, hatte ich kein Einkommen. Es war eine schwere Zeit!»
Als Götschi nun im BLICK den Artikel «Firmen ekeln junge Mütter raus» las, kamen die bösen Erinnerungen wieder hoch. Sie will andere Frauen in ähnlicher Situation ermutigen, sich zu wehren. Denn: «Es darf nicht sein, dass wir nur willkommen sind, wenn wir die volle Leistung bringen. Mütter dürfen auch arbeiten. Die Chefs müssen halt die Arbeitskräfte ein bisschen besser koordinieren, dafür erhalten sie aber auch hoch motivierte Angestellte.»
Haben Sie Ähnliches erlebt oder kennen Sie Fälle aus Ihrem Umfeld? Oder sind Sie Arbeitgeber und können uns erzählen, wie Sie die Situation mit schwangeren Mitarbeiterinnen erleben? Melden Sie sich bei uns unter community@blick.ch(Bitte Telefonnummer angeben).
Gekündigt wurde Mélanie Blauenstein (44, Bild) aus Basel zwar nicht – doch ihr Wiedereinstieg in die Privatwirtschaft stellte sich als grosse Herausforderung dar. Nachdem die HR-Managerin mit langjähriger Führungserfahrung sich von ihrem Lebenspartner getrennt hatte, in dessen Firma sie zuvor tätig war, suchte sie eine neue Stelle. Mit einem Lebenslauf – auf dem auch ihre drei Kinder aufgeführt waren. Das ernüchternde Ergebnis: «Meistens hörte ich gar nichts von den Firmen.» Die Kaderfrau änderte ihr Taktik: «Erst als ich auf Anraten einer Freundin die Kinder aus dem Lebenslauf strich, wurde ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.» Nach langer Suche fand sie eine Stelle als selbständige Immobilienmaklerin.
Mütter sind motiviert und dankbar für die Anstellung
Sie kann nicht nachvollziehen, warum Arbeitgeber frischgebackenen Müttern kündigen, Wieder-Einsteigerinnen so selten einstellen – und selbst Teilzeitarbeit für hoch qualifizierte Frauen kaum anbieten. Blauenstein dazu: «Dabei sind Mütter oft sogar die besseren Angestellten.» Sie weiss: «Nach einer Übergangszeit, in der die Mütter sich neu organisieren und in einen Rhythmus mit Betreuung und Arbeit finden müssen, sind sie in der Regel top organisiert. Zudem sind sie meistens sehr dankbar um ihre Stelle, sind deswegen auch viel loyaler und bleiben oft lange in einer Firma.»
Ihren Tagesablauf und den ihrer Kinder hat sie bestens organisiert – Ausfälle sind eine Seltenheit: «Wenn bei uns jemand auf der Arbeit fehlt, bin es sicher nicht ich. Als Mutter muss man immer funktionieren. Das heisst auch, dass man immer arbeitet – und nicht plötzlich wegen eines Katers oder einem kleinem Schnupfen fehlt.» Céline Trachsel
Gekündigt wurde Mélanie Blauenstein (44, Bild) aus Basel zwar nicht – doch ihr Wiedereinstieg in die Privatwirtschaft stellte sich als grosse Herausforderung dar. Nachdem die HR-Managerin mit langjähriger Führungserfahrung sich von ihrem Lebenspartner getrennt hatte, in dessen Firma sie zuvor tätig war, suchte sie eine neue Stelle. Mit einem Lebenslauf – auf dem auch ihre drei Kinder aufgeführt waren. Das ernüchternde Ergebnis: «Meistens hörte ich gar nichts von den Firmen.» Die Kaderfrau änderte ihr Taktik: «Erst als ich auf Anraten einer Freundin die Kinder aus dem Lebenslauf strich, wurde ich zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.» Nach langer Suche fand sie eine Stelle als selbständige Immobilienmaklerin.
Mütter sind motiviert und dankbar für die Anstellung
Sie kann nicht nachvollziehen, warum Arbeitgeber frischgebackenen Müttern kündigen, Wieder-Einsteigerinnen so selten einstellen – und selbst Teilzeitarbeit für hoch qualifizierte Frauen kaum anbieten. Blauenstein dazu: «Dabei sind Mütter oft sogar die besseren Angestellten.» Sie weiss: «Nach einer Übergangszeit, in der die Mütter sich neu organisieren und in einen Rhythmus mit Betreuung und Arbeit finden müssen, sind sie in der Regel top organisiert. Zudem sind sie meistens sehr dankbar um ihre Stelle, sind deswegen auch viel loyaler und bleiben oft lange in einer Firma.»
Ihren Tagesablauf und den ihrer Kinder hat sie bestens organisiert – Ausfälle sind eine Seltenheit: «Wenn bei uns jemand auf der Arbeit fehlt, bin es sicher nicht ich. Als Mutter muss man immer funktionieren. Das heisst auch, dass man immer arbeitet – und nicht plötzlich wegen eines Katers oder einem kleinem Schnupfen fehlt.» Céline Trachsel
«Ich wollte nach der Geburt das Pensum auf 50 Prozent reduzieren – für wenigstens ein Jahr. Danach wollte ich wieder aufstocken. Organisatorisch wäre das gut machbar gewesen», sagt Controllerin Irene F.* (38). «Ich hatte zwei verlässliche Mitarbeiter, aber der Wille von Seiten der Chefetage fehlte einfach!» Die Finanzchefin, selbst kinderlos, konnte Kinder und Schwangere nicht ausstehen, deshalb wurde Irene F.s Wunsch abgelehnt. «Meine Chefin beschimpfte mich. Sie sagte während meiner Schwangerschaft zu mir, dass die Schwangeren bei uns im Controlling eine Seuche seien. Dabei war ich in zwölf Jahren, in denen die Frau dort Finanzchefin war, erst die zweite Schwangere im Team.»
Böse Fragen, abschätzige Sätze
Zudem habe man ihr zu verstehen gegeben, dass man menschlich enttäuscht sei von ihr. Irene F. hörte abschätzige Nachfragen wie: «War das Kind geplant?» Und Sätze wie: «Dich hätte ich nicht als Kindertyp eingeschätzt.» Oder: «Künftig stelle ich nur noch Männer ein, die werden wenigstens nicht schwanger!» Sogar der CEO in ihrer damaligen Firma habe geäussert, dass man sich Kinder eben leisten können müsse – dafür sei dann aber weder der Staat noch der Arbeitgeber verantwortlich.
Seit zwei Jahren sucht Irene F. nun eine Teilzeitstelle. Sie bekommt nur Absagen: «Und das trotz fundierter Berufs- und Führungserfahrung.» Ihr Ausweg: Sie macht sich nun selbständig. Céline Trachsel
* Name geändert
«Ich wollte nach der Geburt das Pensum auf 50 Prozent reduzieren – für wenigstens ein Jahr. Danach wollte ich wieder aufstocken. Organisatorisch wäre das gut machbar gewesen», sagt Controllerin Irene F.* (38). «Ich hatte zwei verlässliche Mitarbeiter, aber der Wille von Seiten der Chefetage fehlte einfach!» Die Finanzchefin, selbst kinderlos, konnte Kinder und Schwangere nicht ausstehen, deshalb wurde Irene F.s Wunsch abgelehnt. «Meine Chefin beschimpfte mich. Sie sagte während meiner Schwangerschaft zu mir, dass die Schwangeren bei uns im Controlling eine Seuche seien. Dabei war ich in zwölf Jahren, in denen die Frau dort Finanzchefin war, erst die zweite Schwangere im Team.»
Böse Fragen, abschätzige Sätze
Zudem habe man ihr zu verstehen gegeben, dass man menschlich enttäuscht sei von ihr. Irene F. hörte abschätzige Nachfragen wie: «War das Kind geplant?» Und Sätze wie: «Dich hätte ich nicht als Kindertyp eingeschätzt.» Oder: «Künftig stelle ich nur noch Männer ein, die werden wenigstens nicht schwanger!» Sogar der CEO in ihrer damaligen Firma habe geäussert, dass man sich Kinder eben leisten können müsse – dafür sei dann aber weder der Staat noch der Arbeitgeber verantwortlich.
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* Name geändert
Jede Frau, die nach der Geburt unfreiwillig aus dem Arbeitsprozess scheidet, ist ein Armutszeugnis für Schweizer Arbeitgeber. Kündigungen am ersten Arbeitstag nach dem Mutterschaftsurlaub, wie unzählige junge Mütter berichten, sind nicht nur unanständig. Sie sind auch eine ökonomische Dummheit.
De facto entsorgt die Wirtschaft mit den jungen Müttern teuer ausgebildete Arbeitskräfte, die ihr nachher fehlen. Zwar betonen Wirtschaftsverbände inzwischen, dass Mütter produktive Arbeitskräfte seien. Doch vielen Arbeitgebern fehlt der Willen, für Frauen nach der Geburt eine beidseits gute Lösung zu finden.
Zum Glück gibt es Unternehmen wie Nestlé Schweiz, deren Chefin vorlebt, dass die Einstellung und Beförderung von schwangeren Frauen keine Hexerei ist, sondern ein Gewinn.
Alle Mütter, die wollen, sollen mit Kindern zu Hause bleiben können. Aber es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ausrechnen, dass es sich lohnt, diejenigen, die gerne arbeiten, weiterzubeschäftigen. Sonst müssen die Unternehmen wie in andern Ländern per Gesetz dazu verpflichtet werden – weil es wirtschaftlich schlicht notwendig ist.
Jede Frau, die nach der Geburt unfreiwillig aus dem Arbeitsprozess scheidet, ist ein Armutszeugnis für Schweizer Arbeitgeber. Kündigungen am ersten Arbeitstag nach dem Mutterschaftsurlaub, wie unzählige junge Mütter berichten, sind nicht nur unanständig. Sie sind auch eine ökonomische Dummheit.
De facto entsorgt die Wirtschaft mit den jungen Müttern teuer ausgebildete Arbeitskräfte, die ihr nachher fehlen. Zwar betonen Wirtschaftsverbände inzwischen, dass Mütter produktive Arbeitskräfte seien. Doch vielen Arbeitgebern fehlt der Willen, für Frauen nach der Geburt eine beidseits gute Lösung zu finden.
Zum Glück gibt es Unternehmen wie Nestlé Schweiz, deren Chefin vorlebt, dass die Einstellung und Beförderung von schwangeren Frauen keine Hexerei ist, sondern ein Gewinn.
Alle Mütter, die wollen, sollen mit Kindern zu Hause bleiben können. Aber es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ausrechnen, dass es sich lohnt, diejenigen, die gerne arbeiten, weiterzubeschäftigen. Sonst müssen die Unternehmen wie in andern Ländern per Gesetz dazu verpflichtet werden – weil es wirtschaftlich schlicht notwendig ist.
Frauen, die nach Geburt des Kindes weiterarbeiten wollen, müssen immer häufiger davon Abstand nehmen. Die Diskriminierungen wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft nehmen zu.
1. Teil: Firmen ekeln junge Mütter raus
2. Teil: «Schwangere sind wie eine Seuche»
3. Teil: «Jetzt wehren sich die Mütter»
4. Teil: «Nestlé-Schweiz-Chefin: Ich würde Schwangere einstellen»
5. Teil: «Unternehmerin warnt vor Kosten, die Mütter verursachen»
6. Teil: «Sogar der Gewerbe-Boss ist sauer»
7. Teil: «Was Frauen mit Kindern auf dem Arbeitsmarkt erleben»
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7. Teil: «Was Frauen mit Kindern auf dem Arbeitsmarkt erleben»
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