Nicht jeder ausländische Milliardär ist ein Samih Sawiris (61). Während der Ägypter in den letzten Jahren ohne aufzumucken über eine Milliarde Franken in sein Megaprojekt in Andermatt UR gebuttert hat, krachts in Crans-Montana VS regelmässig. Dort ist der Tscheche Radovan Vitek (48) der Tätschmeister. Seit 2016 besitzt er 85 Prozent an den Bergbahnen.
Jetzt kommt heraus: Im Januar hat Vitek die siebenköpfige Service-Mannschaft im Pisten-Restaurant Merbé, das ebenfalls den Bergbahnen gehört, auf einen Schlag gefeuert. Er war mit dem Gebotenen nicht zufrieden.
«Strafaktion» nach diversen Kundenbeschwerden
Das Ganze lief im Detail so ab: Vitek kehrte im Merbé zum Zmittag ein. Im Schlepptau: sein Sohn Radovan junior (20), der Bergbahnen-Chef Philippe Magistretti (63) und der Walliser Staatsrat und ehemalige CVP-Schweiz-Präsident Christophe Darbellay (48).
«Es war ein herrlicher Skitag, das Lokal prall gefüllt. So dauerte es mehr als eine Stunde, bis Vitek überhaupt bedient wurde», schreibt die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». «Die Kellner hatten ihn nicht erkannt. Am nächsten Tag war das Merbé geschlossen. Das war eine Strafaktion, wie Magistretti ungerührt bestätigt.»
Vitek selbst äussert sich nie in den Medien. Gegenüber BLICK erklärt Magistretti dafür: «Wir erhielten monatelang nur Beschwerden über den schlechten Service im Merbé. Die Weihnachtszeit war ein Desaster.» Da hätten sie sich die Situation vor Ort ansehen wollen.
Magistretti: «Kenne Darbellay gut»
Was lief genau schief, als Sie da waren? «Man hat klar gesehen, dass dem Service-Team alles egal war. Das eine Steak, das der Kellner brachte, war zwar durch, aber kalt. Er hatte es zu lange rumstehen lassen.» Am nächsten Tag habe man das Service-Team freigestellt.
Das Restaurant war danach zehn Tage lang geschlossen. «Seit wir es im Februar mit neuem Personal wiedereröffnet haben, läuft es sehr gut», sagt Magistretti. Den Geschassten habe man neue Jobs in anderen Restaurants angeboten.
Stellt sich noch die Frage, warum Darbellay als Restaurantkritiker eingespannt wurde: «Das war Zufall», sagt Magistretti. «Wir kennen uns gut. Er ruft mich jeweils an, wenn er bei uns auf der Piste ist. An jenem Tag haben wir ihn spontan ins Merbé mitgenommen.»
Reihe von Konflikten
Die Merbé-Entlassungen sind bloss ein weiteres Kapitel in Viteks umstrittener Regentschaft in Crans-Montana. Ebenfalls am Sonntag schrieb «Le Matin Dimanche», dass Vitek von der Gemeinde einen Vorschuss über fünf Millionen Franken fordern soll, um ein Parkhaus in seinem Besitz zu renovieren. Andererseits müsse man es vorübergehend schliessen.
Vorletzte Woche wurde bekannt, dass ein Hedgefonds in New York (USA) eine Milliardenklage gegen Vitek eingereicht hat. Mit Scheinfirmen und Strohmännern soll der Tscheche via seine Firma CPI die Kontrolle über die luxemburgische Immobiliengesellschaft Orco übernommen und dann deren Besitz zu Schleuderpreisen an andere Firmen unter seiner Kontrolle verkauft haben. CPI weist die Vorwürfe zurück.
Im Wallis läuft ausserdem «eine Untersuchung zur Kapitalerhöhung und den Verkauf von Aktien», wie die Staatsanwaltschaft vor zwei Wochen gegenüber BLICK bestätigte. Sprich: Wie Vitek vor gut zwei Jahren zur Mehrheit an den Bergbahnen kam.
Die Mutter aller Zusammenstösse war vor einem Jahr, als Vitek die Skilifte für zwei Tage abstellte, weil die Gemeinde ihren Beitrag an den Betrieb nicht pünktlich bezahlt hatte.