Am Dienstag eskalierte der Streit: Radovan Vitek (47), der tschechische Investor und Mehrheitsaktionär der Bergbahnen in Crans-Montana, zog den Stecker. Zwei Tage liefen die Ski- und Sessellifte nicht – zum Ạ̈rger der Feriengäste. Grund: Vitek verlangt 800'000 Franken zur Abgeltung von Leistungen der Bergbahnen. Doch Crans-Montana zahlte nicht. Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay (47) brachte die Streithähne an einen Tisch und konnte die Lage beruhigen. Vorerst.
Blick: Christophe Darbellay, Sie haben als Vorsteher des Walliser Volkswirtschaftsdepartements den Streit zwischen den Gemeinden Crans-Montana, Icogne und Lens und Radovan Vitek geschlichtet. Wie war die Stimmung?
Christophe Darbellay: Die Stimmung war angespannt, aber konstruktiv. Die Gemeindevertreter und der Vertreter der Bergbahnbetreiberin haben seit längerem wieder miteinander gesprochen. Vorher hatten Sie nur via Anwälte Kontakt. Mein Ziel war es, rasch eine Lösung zu finden.
Der Streit hatte zur Folge, dass die Bergbahnen zwei Tage lang stillstanden – mit enormem Imageschaden. Investor Vitek verlangte von den Gemeinden Geld. Wie viel bezahlen diese nun?
Zusammen jährlich 800'000 Franken. Diese Abmachung gilt für drei Jahre und ist an konkrete Leistungen der Bergbahnen an die Gemeinden geknüpft.
Der Milliardär hat sich also durchgesetzt. Machen sich Crans-Montana und andere Skigebiete, die von auswärtigen Grossinvestoren kontrolliert werden, erpressbar?
Das Deal ist ausgewogen. Einen Gewinner gibt es nicht. Es ist aber klar, dass ein Investor, der in wenigen Jahren 50 Millionen investiert, eine gewisse Macht hat. Wer bezahlt, der befiehlt. Aber eine massvolle Abgeltung der Leistung der Bergbahnen ist angebracht.
Christophe Darbellay (47) sass von 2003 bis 2015 im Nationalrat – fast zehn Jahre davon als CVP-Präsident. 2017 wählten ihn die Walliser in die Regierung. Er ist Chef des Departements für Volkswirtschaft und Bildung. Darbellay studierte Agrarwissenschaft an der ETH Zürich, ist aber seit Jahren Vollzeit- und Vollblutpolitiker.
Christophe Darbellay (47) sass von 2003 bis 2015 im Nationalrat – fast zehn Jahre davon als CVP-Präsident. 2017 wählten ihn die Walliser in die Regierung. Er ist Chef des Departements für Volkswirtschaft und Bildung. Darbellay studierte Agrarwissenschaft an der ETH Zürich, ist aber seit Jahren Vollzeit- und Vollblutpolitiker.
Auch in Saas-Feeversucht ein ausländischer Hedge-Fund-Manager die Kontrolle über die Bergbahnen an sich zu reissen. Ist das nicht besorgniserregend?
Es gibt Vor- und Nachteile. Vielen Skigebieten fehlt das Geld für die Sanierung und den Ausbau der Bahnen und Pisten. Investoren sind folglich ein Segen. Die Gemeinden müssen aber gut abwägen, ob sie die Karten aus der Hand geben sollen. Es ist enorm wichtig, die Spielregeln genau zu definieren. Wenn der Investor den gleichen kulturellen Hintergrund hat, ist dies meist einfacher.
In Crans-Montana sollen 2026 die Olympischen Spiele stattfinden. Können Sie garantieren, dass die Streitereien nicht wieder eskalieren?
Ich werde mit Radovan Vitek das persönliche Gespräch suchen. Ich möchte wissen, wie seine Pläne für Crans-Montana aussehen. Im Prinzip sind alle für WM-Rennen und Olympische Spiele motiviert.
Bergbahnen, die finanziell in den Seilen hängen, sind hierzulande nicht selten. Laut einer Branchenanalyse können zwei Drittel der Betreibergesellschaften die Investitionen nicht mehr aus eigener Kraft stemmen. Droht ein Bahnensterben?
Die Walliser Regierung ist gewillt, die Bergbahnen finanziell zu unterstützen. Denn Bergbahnen sind bedeutend für den Tourismus – und dieser ein wichtiges Standbein der Walliser Wirtschaft. Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag zur Förderung der Bergbahnen ist derzeit im Parlament.
Die drei Gemeinden Crans-Montana, Icogne und Lens bezahlen dem Bergbahnbetreiber Radovan Vitek jährlich 800 000 Franken. Für Leistungen, von denen die Gemeinden ebenfalls profitieren sollten. Ein solches System der Abgeltung ist keine Walliser Sonderheit. «Es gibt diverse Bergbahnen, bei denen die öffentliche Hand einen finanziellen Beitrag leistet», sagt Andreas Keller, Medienchef des Verbands Seilbahnen Schweiz auf Anfrage. Die Bergbahnen seien in vielen Tourismusorten das Rückgrat für die regionale Wirtschaft. Wenn die Bergbahnen einen ÖV-Auftrag wahrnehmen – also etwa den Transport von Personen vom Tal ins Bergdorf – bezahlt die öffentliche Hand immer. Nico Menzato
Die drei Gemeinden Crans-Montana, Icogne und Lens bezahlen dem Bergbahnbetreiber Radovan Vitek jährlich 800 000 Franken. Für Leistungen, von denen die Gemeinden ebenfalls profitieren sollten. Ein solches System der Abgeltung ist keine Walliser Sonderheit. «Es gibt diverse Bergbahnen, bei denen die öffentliche Hand einen finanziellen Beitrag leistet», sagt Andreas Keller, Medienchef des Verbands Seilbahnen Schweiz auf Anfrage. Die Bergbahnen seien in vielen Tourismusorten das Rückgrat für die regionale Wirtschaft. Wenn die Bergbahnen einen ÖV-Auftrag wahrnehmen – also etwa den Transport von Personen vom Tal ins Bergdorf – bezahlt die öffentliche Hand immer. Nico Menzato