Deutschland führt Wertgrenze ein
Schweizer erhalten kein Geld zurück mehr unter 50 Euro

Zur Entlastung des Zolls und des Verkehrs vor allem an der Grenze zur Schweiz hat die deutsche Regierung neue Regelungen für Einkaufstouristen auf den Weg gebracht. Das Kabinett beschloss am Mittwoch die Einführung einer sogenannten Bagatellgrenze von 50 Euro.
Publiziert: 31.07.2019 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2019 um 12:09 Uhr
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Schweizer decken sich in Konstanz (D) mit Lebensmitteln ein. Künftig sollen sie nicht mehr unbeschränkt die deutsche Mehrwertsteuer zurückfordern können.
Foto: Siggi Bucher

Jetzt ist es amtlich: Nicht-EU-Bürger verlieren in Deutschland ihr Einkaufs-Privileg bei der Rückerstattung der Mehrwertsteuer. Künftig bekommen Einkaufstouristen die deutsche Mehrwertsteuer nur dann zurück, wenn der Rechnungsbetrag auf dem jeweiligen grünen Ausfuhrschein den Betrag von 50 Euro übersteigt.

Beträge darunter sind künftig von der Rückerstattung ausgenommen. Der Entscheid des deutschen Kabinetts zielt vor allem auf die Schweiz, wie BLICK bereits diese Woche berichtete.

Wenn Schweizerinnen und Schweizer in Deutschland einkaufen, bekamen sie bislang die Mehrwertsteuer von 19 Prozent zurück. Dafür erhalten sie in den Geschäften einen Ausfuhrkassenzettel – der wegen seiner Farbe umgangssprachlich auch grüner Zettel genannt wird –, den sie wiederum beim Zoll vorlegen und abstempeln lassen müssen. Das sorgt in den Städten der Grenzregion zur Schweiz und vor den Grenzübergängen regelmässig für Staus und lange Schlangen.

Detailhändler enttäuscht vom Entscheid

In der am Mittwoch beschlossenen Vorlage der deutschen Regierung heisst es, in Deutschland sei es insbesondere im Grenzgebiet zur Schweiz wegen des Preisgefälles in den vergangenen zehn Jahren zu steigenden Abfertigungszahlen gekommen. Bei Einführung einer Wertgrenze sollen die Ausfuhrkassenzettel mit darunterliegenden Werten entfallen. Dies solle den Zoll entlasten und die Verkehrslage verbessern.

Bremst die neue Wertgrenze von 50 Euro Schweizer Einkaufstouristen aus? «Wir gehen davon aus, dass aktuell etwa ein Drittel aller Einkäufe unter der Schwelle von 50 Euro liegt», sagt Claudius Marx zu BLICK. Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer IHK Hochrhein-Bodensee erwartet nun einen Rückgang der Bescheinigungsverfahren mit den grünen Zetteln. «Aber auch der Schweizer Kundenfrequenzen von bis zu 25 Prozent», wie er sagt.

Schweizer Detailhändler sind dagegen pessimistisch. «Die Einführung einer Bagatellgrenze ist grundsätzlich zu begrüssen», sagt Aron Gfrörer von der IG Detailhandel, zu der etwa Coop, Migros, Denner und Manor gehören. 50 Euro seien jedoch eine sehr bescheidene Grenze. «Ähnlich bescheiden dürfte die Wirkung auf das Verhalten von Konsumentinnen und Konsumenten sein, die in Deutschland einkaufen. Den Einkaufstourismus werden diese 50 Euro nicht bremsen», sagt Gfrörer.

Lieber hätte man eine Wertgrenze von 175 Euro gesehen, die in der Vergangenheit immer im Gespräch war. Dagegen hatten aber deutsche Einzelhändler in Südbaden offensichtlich mit Erfolg lobbyiert. (SDA/uro)

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