Zwei Überflieger haben sich gefunden. Roger Federer (38) und David Allemann (49). Die Schweizer machen künftig gemeinsame Sache. Der Tennisstar aus dem Baselbiet steigt als Investor bei der Zürcher On AG ein.
«Es reizt mich, mit einem jungen Schweizer Unternehmen zusammenarbeiten zu können, das auf dem Sprung ist», sagt Federer im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag», das vorab veröffentlicht wurde.
Wie viele Millionen Franken der Tennisstar in die Firma mit dem Zwei-Buchstaben-Logo buttert, lässt On auch gegenüber BLICK unbeantwortet.
«Grosser Batzen» für On-Zukunft
Federer sagt aber: «Der Batzen war gross genug, dass ich mir das gut überlegen musste. Ich wollte ein Zeichen für On setzen, um ihnen zu zeigen, wie sehr ich an die Firma glaube und dass ich langfristig mit ihnen plane.» Vorderhand strebt Federer keine Funktion bei On an.
Das Business läuft
Klar ist aber: Hier geht es nicht um Sponsoring, sondern um eine Beteiligung Federers am Jungunternehmen! «Roger Federer wird Miteigentümer zusammen mit den On-Gründern», bestätigt das Unternehmen auf seiner Website. «Er wird die Zukunft der Schweizer Sportmarke prägen.»
Mit dem vielen neuen Geld von Federer – 50 bis 100 Millionen Franken laut «Handelszeitung» – kann On nun den Wachstumsturbo zünden.
On-Chefs auf Wolke sieben
Der Einstieg von King Roger ist ein Ritterschlag für das Laufschuh-Startup. Dieses ist trotz jungen Jahren bereits dabei, den Rivalen Nike, Adidas und Co. davonzuziehen. Das Leben auf der Überholspur hat für die drei Gründer David Allemann, Olivier Bernhard (51) und Caspar Coppetti (43) bei einer Wanderung im Engadin begonnen.
Dort entwickelten die drei ihren ersten Businessplan. Kurz darauf begannen sie im Jahr 2010 in einer Werkstatt mit abgeschnittenen Gartenschläuchen zu experimentieren. Sie klebten die Teile unter die Laufschuhe und erschufen «ein völlig neues Laufgefühl». Die Firma spricht von «Clouds», dem Laufen wie auf Wolken. Vertragshersteller produzieren die On-Schuhe in Vietnam. Der Europahaupsitz ist aber in einem unscheinbaren Gebäude im Westen Zürichs untergebracht.
Im Sprinttempo an den Rivalen vorbei
Dieser platzt aus allen Nähten, wie sich BLICK vor ein paar Tagen überzeugen konnte. Für Telefongespräche muss man sich schon mal in den Duschraum zurückziehen, weil alle Besprechungsräume ständig belegt sind. Ausgelegt für ursprünglich 60 Angestellte, arbeiten dort aktuell gut 200 Personen. Weltweit sind es bereits 400.
Heute ist On die global schnellst wachsende Laufschuhmarke. Sie hat gemäss eigenen Angaben die Füsse von mehr als sieben Millionen Menschen in über 50 Ländern im Sprinttempo erobert. Der Vertrieb erfolgt über Büros in den USA, China, Japan, Australien und Brasilien sowie über 6000 Fachgeschäfte. Laufschuh-Marktanteil in der Schweiz: über 40 Prozent. In Deutschland: bereits 10 Prozent. In der Schweiz zahlen Kunden schnell einmal fast 300 Franken für einen High-End-On-Schuh.
Gewinn und Umsatz verrät On nicht. Als Privatunternehmen muss es das auch nicht. Das Umsatzwachstum ist aber hoch zweistellig. Seit Jahr vier ist On profitabel, wie Mitgründer Allemann letzten Januar im Gespräch mit BLICK verriet. Experten schätzen den Umsatz auf zwischen 100 und 300 Millionen Franken.
Tennis-Ass outete sich im Frühjahr als On-Fan
Zur Allemanns Freude steht nun besonders eines seiner Vorbilder auf die Trendmarke: Roger Federer! Mehr noch: Das Tennis-Ass steckt jetzt sogar dick drin seinem Schuhgeschäft! Mit ihm im Rücken will die Firma den Laufschuh-Giganten nun so richtig Beine machen.
Federers Flair für die Schweizer Laufschuhe machte er im Frühjahr in Paris am Rande der French Open öffentlich. Auf den sozialen Medien zeigt er Bilder seines Besuchs in der Fondation Louis Vuitton, wo er ein On-Paar des Modells Cloud Terry trägt (Preis: 210 Franken). Mit diesen Tretern gewann die Schweizer Spitzensportlerin Nicola Spirig (37) bei den Olympischen Spielen 2016 die Silbermedaille im Triathlon.
Federer, der auf dem Court sonst Nikes trägt, in On-Schuhen! Das fällt Fans sofort auf. «Es war eine schöne Überraschung, dass Roger Federer das Foto offiziell auf Instagram gepostet hat», sagte Allemann dazu. Über allfällige Verhandlungen mit Federer sagte er nichts. Der Baselbieter sei nicht an der Firma beteiligt, schob eine On-Sprecherin damals nach.
Pläne von On mit Roger Federer
Im Hintergrund liefen bereits Gespräche und Treffen mit dem Federer-Management. Eine gegenseitige Sympathie sei von Beginn an spürbar gewesen, sagen Insider. Man begann, gemeinsam an Ideen für eine künftige Zusammenarbeit zu spinnen. Pläne zu schmieden. Später im Beisein des Maestros selbst.
Wer ausser Federer sonst noch an On beteiligt ist, gibt das Unternehmen nicht preis. Bei der Geheimniskrämerei verwundert es wenig, dass Spekulationen ins Kraut schiessen. Brasilianische Medien berichteten über Marc Lemann (24), Sohn von Bierkönig Jorge Lemann (80), der in On investiert sein soll. Auch der Papa wurde schon in den Trendschuhen gesichtet. Philippe Bubb (49), Sohn des früheren Implenia-Chefs Christian Bubb (76), ist laut «Bilanz» ein On-Investor der ersten Stunde.
Bald auch Tennisschuhe im Sortiment?
Tennisschuhe stellt On noch keine her. Vorläufig geht Federer folglich weiterhin in Nike-Schuhen auf Titeljagd. Die Frage ist nur, wie lange noch. Laut Federer ist sein Investment auch darum zustande gekommen, weil sein Vertrag mit Nike ausgelaufen sei und er sich Gedanken über sein Karriereende mache.
Was das Geschäft anbelangt hat On die Ziellinie noch lange nicht erreicht. Pläne gibt es noch haufenweise.
Kommt jetzt ein Roger-Federer-Sortiment bei On? Der «New York Times» sagt er, «besessen» von Sportsneakers sei er nicht. Aber an Flughäfen schau er Leuten schon immer wieder mal auf die Füsse.
Also doch Federer-Schuhe? Gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagt der Tennisstar, dass er bereits Einfluss auf die Produktentwicklung nehme. «Hier kann ich sehr viel einbringen, habe ich das Gefühl.» Im kommenden Jahr werden erste On-Schuhe auf den Markt kommen, bei denen Roger Federer mitgewirkt hat.
Und was ist zum Beispiel mit Börsen-Plänen? Weit dafür gehen müssten Allemann und seine Bernhard und Coppetti nicht. Die Schweizer Börse SIX ist direkt im Gebäude neben dem Hauptsitz in Zürich untergebracht – die Strecke dort hin ist in weniger als 10 Sekunden zu schaffen.