Die Coronakrise scheint fast spurlos am Immobilienmarkt vorbeizugehen – zumindest bis jetzt. Doch die konjunkturellen Folgen der Corona-Pandemie sind dramatisch. Es ist mittlerweile klar, dass die Welt in eine schwere Rezession schlittern wird.
Das schlägt sich nun auch im sogenannten Real Estate Risk Index (RERI) des Hypothekenspezialisten Moneypark nieder. Dieser steigt im zweiten Quartal 2020 um 0,2 auf 4,1 Indexpunkte an. Damit hat sich der Index seit Ende 2018 um satte 1,3 Punkte erhöht und erreicht einen neuen Höchststand seit dem Start der Ermittlung im Jahre 2014.
Wert signalisiert Gefahrenpotential
Auf einer Skala von 0 (kein Risiko) bis 6 (akute Blasengefahr) bedeuten die aktuellen 4,1 Punkte für den Schweizer Immobilienmarkt ein erhöhtes Risiko, heisst es in der Pressemitteilung von Moneypark.
«Das ist zwar ein hoher Wert, welcher Gefahrenpotential signalisiert», sagt Stefan Heitmann (43), CEO von Moneypark. Der Wohneigentumsmarkt befinde sich aber dennoch in einem weiterhin sehr stabilen Zustand.
Eigentümer können Einbussen verkraften
Die Erhöhung des Real Estate Risk Index steht demnach vor allem im Zeichen der äusserst düsteren Wirtschaftsaussichten. Die kommende globale und nationale Rezession äussert sich bereits jetzt in erhöhten Arbeitslosenzahlen.
«Dennoch sehen wir den Wohneigentumsmarkt auf einem stabilen Fundament», so Heitmann. Eigentümer sollten die allfälligen, temporären Einkommenseinbussen aufgrund von Reserven laut Heitmann mehrheitlich verkraften können. Zudem werden sich die sehr strengen Finanzierungsregeln, darunter vor allem die Tragbarkeitsregeln, positiv auswirken.
Preise und Angebot stabil
Die Preise und das Angebot von Wohneigentum zeigen sich bislang unbeeindruckt von der Coronakrise. Beides stieg laut Moneypark leicht an, wobei der Preisanstieg auf die Einfamilienhäuser und der Angebotsanstieg auf die Eigentumswohnungen zurückzuführen ist.
«Skeptisch bleiben wir bei Renditeliegenschaften, gerade in Peripherielagen und ländlichen Regionen», sagt Heitmann. Dort könne sich das Leerstandsrisiko bei einer längeren wirtschaftlichen Schwächephase noch erhöhen. Zudem könnte die anhaltend hohe Bautätigkeit auf einen Corona-bedingten Rückgang der Zuwanderung treffen und damit das Ungleichgewicht befeuern.
Preiskorrekturen im Luxussegment
Ähnlich sieht es auch bei kommerziellen Liegenschaften für Büro- und Gewerberäumlichkeiten aus: Bei gleichbleibender Bautätigkeit und steigender Arbeitslosigkeit ist in diesem Bereich das Risiko deutlich höher als bei Wohnliegenschaften.
«Ebenso bleibt abzuwarten, ob es im Luxussegment zu Preiskorrekturen kommen wird», so Heitmann. «Befürchten die vermögenden Käufer eine länger anhaltende Rezession, werden sie abwarten statt zuschlagen», fügt er an. Das könne sich rasch auf die Marktliquidität und die Preise auswirken.