1457 Franken verdient ein Mann im öffentlichen Sektor pro Monat im Schnitt mehr als eine Frau – eine Menge Geld. Und 42 Prozent davon, also 608 Franken, lassen sich nicht mit objektiven Faktoren erklären. Als solche gelten zum Beispiel Ausbildung, Dienstjahre oder Beschäftigungssektor.
Diese 42 Prozent sind mehr als die 39 Prozent Lohnunterschied, die sich in der Privatwirtschaft nicht erklären lassen. Das schreibt die «NZZ am Sonntag». Sie stützt sich dabei auf die Lohnstrukturerhebung von 2014.
In anderen Worten: Der Bund diskriminiert Frauen in Lohnfragen stärker als es private Arbeitgeber tun.
Bundesrat will helfen
Das findet der Verband des Personals der öffentlichen Dienste (VPOD) nicht in Ordnung. Die Arbeitgeber im öffentlichen Sektor müssten nun endlich vorwärts machen. Zudem wünscht sich VPOD-Zentralsekretärin Christine Flitner eine genauere Aufschlüsselung der Zahlen. Nur so könne man sehen, ob bei Kantonen, Gemeinden oder ausgelagerten Betrieben anzusetzen sei.
Auch der Bund zeigt sich überrascht vom Resultat. Er verweist auf das Vorhaben des Bundesrates, künftig Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern zu verpflichten, interne Lohnanalysen durchzuführen (BLICK berichtete). Später sollen diese durch externe Stellen kontrolliert werden.
Arbeitgeber skeptisch
Für Arbeitgeberdirektor Roland Müller (53) ist der Befund der «NZZ am Sonntag» kein Anlass, sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Sondern dafür, sich gegen vorgesehenen Kontrollen zu wehren. Die Daten seien unverlässlich, sie bildeten die Realität nicht richtig ab.
Müllers Argument: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass im öffentlichen Sektor bewusst nach Geschlecht diskriminiert wird, genauso wenig wie im privaten.» (kst)