Seit Mitte März stand das Nachtleben in der Schweiz still. Immerhin Restaurants und Bars dürfen ihre Gäste seit dem 11. Mai wieder begrüssen. Unter strengen Sicherheits- und Hygieneregeln. Nichts scheint im Ausgang so wie vor Corona, als Partygänger noch dicht an dicht standen. Die Stimmung ist eine andere.
Alex Bücheli, Chef der Zürcher Bar- und Club-Kommission, schaut im Gespräch mit Blick-TV Moderatorin Sylwina Spiess zurück auf die erste Woche. «Ich habe ein lachendes Auge, weil Bars wieder geöffnet haben dürfen. Auch wenn sie um Mitternacht schon wieder schliessen müssen», sagt er. Sein weinendes Auge: «Die Clubs sind immer noch zu. Und einige Schutzmassnahmen haben noch ihre Mängel.»
«Dann gehen sie in den 24-Stunden-Shop»
Die meisten Massnahmen würden bei den Gästen eine grosse Akzeptanz geniessen. Und sie könnten problemlos umgesetzt werden. «Der grösste Mangel sind aber die verkürzten Öffnungszeiten. Um Mitternacht müssen alle Partygänger raus. Viele gehen dann in einen 24-Stunden-Shop», sagt er. Dann komme es zu grossen Ansammlungen im öffentlichen Raum. «Daran hat man offenbar nicht gedacht. Die Leute bleiben stehen. Gruppen vermischen sich. Aber wir können nicht auch noch Polizei spielen», sagt Bücheli.
Aber rentiert es sich überhaupt, unter diesen strengen Bedingungen eine Bar zu öffnen? «Der Kostendruck ist sehr gross», so Bücheli. Im Schnitt würden Barbetreiber 11'000 Franken Miete im Monat bezahlen. «Sie haben 50 bis 75 Prozent weniger Umsatz als in normalen Zeiten. Es lohnt sich also nicht.» Zumal sich die Leute noch zurückhaltend zeigen würden und weniger Alkohol konsumieren würden als vor Corona. Beim Personal sparen könne man nicht. «Wegen der Schutzmassnahmen brauchen wir 20 bis 25 Prozent mehr Personal.»
«Clubs sind systemrelevant»
Bücheli fordert, dass auch die Clubs bald wieder öffnen dürfen. «Für die Jungen sind sie genau so systemrelevant, wie der öffentliche Verkehr für die Allgemeinheit», sagt er. «Es wäre schön, wenn man im Sommer wieder mit mehreren Hundert Leuten tanzen könnte.» Denn: «Vergnügen ist lebenswichtig, es muss wieder losgehen mit Tanzveranstaltungen.»