Aufregen beim Abtreten. Diese Erfahrung macht Soldat Christian Siegenthaler (24) seit Jahren im WK, zuletzt vor zwei Wochen. Der Grund seines Ärgernisses: ein grosser Tisch voll mit Lebensmitteln, alle noch einwandfrei aber überzählig, weil die Truppe weniger gegessen hat als geplant.
Auf dem Tisch stapeln sich Büchsenravioli, Beutel mit Instantkaffee, Schachteln mit Teebeuteln, Kartoffelstockpulver oder Fertigrösti. Selbst ein fünf Kilo schwerer Käse liegt da, in Plastikfolie eingeschweisst. «Nehmt so viel mit, wie ihr könnt», habe der Fourier die Soldaten ermuntert, erzählt Siegenthaler. «Den Rest muss ich wegschmeissen.» Etwas, was in der Armee eigentlich verboten ist. Aber immer wieder vorkommt.
«Jeder Fourier hat die Pflicht, am Ende des Dienstes die übrig gebliebene Verpflegung weiterzugeben», erklärt Jean-Michel Martin (51), Chef Verpflegung Armee gegenüber BLICK. «Das heisst, er darf die Lebensmittel an Soldaten abgeben oder günstig an Zivilisten verkaufen. Wegwerfen ist nicht erlaubt.»
Der Lebensmittelverschwendung den Marsch blasen
Die Armee nimmt das Thema Lebensmittelverschwendung – Neudeutsch: Food Waste – sehr ernst, kennt dabei kein Pardon: «Es gab schon Fälle, dass Leute wegen Lebensmittelverschwendung vor ein Militärgericht gestellt wurden», sagt Martin.
Zurück im zivilen Leben beschliesst Militärtrompeter Siegenthaler, der Lebensmittelverschwendung den Marsch zu blasen. Seine Idee setzt bei den Detailhändlern an. Statt Lebensmittel nach der Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) zu vergären, kompostieren oder zu verbrennen, sollen Grossverteiler die Möglichkeit haben, einen Teil ihrer Verkaufsfläche für den Vertrieb von Lebensmitteln mit abgelaufenem MHD zu nutzen. Sparpotenzial für die Wirtschaft: rund eine halbe Milliarde Franken, wie Siegenthaler schätzt.
Hohe Umweltbelastung
Sparpotenzial für die Konsumenten: 600 Franken pro Kopf, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in einer neuen Studie ausgerechnet hat. Das heisst: Eine vierköpfige Familie könnte 2400 Franken im Jahr sparen, bei einer sorgfältigen Bewirtschaftung der eingekauften Lebensmittel. Weniger Lebensmittelverschwendung schont nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt. Wie die Bafu-Studie auch zeigt, belastet allein Food Waste die Umwelt halb so stark wie der gesamte motorisierte Individualverkehr in der Schweiz.
Wer also etwas für die Umwelt tun will, der geht zu Fuss mit einem Jutebeutel einkaufen – und drückt bei der Haltbarkeit mal ein Auge zu!
Dieser Gedanke steckt auch hinter der Idee von Siegenthaler: Im Auge hat der Geschichts- und Politologie-Student vor allem haltbare Lebensmittel. Denn diese seien auch lange nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit ohne Risiko zu geniessen.
Preisgekrönte Idee
Bei den Grossverteilern stösst die Idee nicht auf Anklang, sie verweisen auf ihre eigenen Bemühungen, der Verschwendung von Lebensmitteln Einhalt zu gebieten. Ähnlich klingt es bei der IG Detailhandel: «Die Datierung von Lebensmitteln ist gesetzlich klar vorgegeben», heisst es auf Anfrage. «Die Mitglieder der IG Detailhandel versuchen, wenn immer möglich, diejenige Datierungsangabe zu verwenden, die Food Waste minimiert.» Vorstösse, das MHD aufzuweichen oder zu ändern, seien derzeit nicht bekannt.
Ganz anders die Reaktion von foodwaste.ch. Es sei absurd, Produkte aufgrund eines Datums, das eine Qualitätsgarantie und kein Sicherheitskriterium darstelle, zu entsorgen, schreibt der Verein. «Gewisse Detailhändler befürchten, ihr Frische-Image zu gefährden, wenn sie Produkte nach dem Datum verkaufen.» Das Mindeshaltbarkeitsdatum garantiert die Qualität. Lebensmittel, die zusätzlich noch ein zweites, späteres Datum haben, setzen auch auf das Thema Sicherheit.
Seine Idee hat der Berner bei «5vor12» eingereicht, dem «Preis für schlaue Regulierung» – und am 24. Oktober abgeräumt. Dem Publikum gefiel sein Vorschlag für weniger Regulierung am besten. «Der Sieg gibt mir Mumm, nun das Gespräch mit den Grossverteilern zu suchen», sagt Siegenthaler. Sein Plan: In einigen Pilotprojekten zusammen mit Migros oder Coop zu testen, ob seine Idee bei den Konsumenten auf Anklang stossen könnte.
1. Nicht zu viel einkaufen: Schon mit cleverem Einkaufen können Sie sehr viel bewirken. Schreiben Sie sich auf, was Sie benötigen. Und kaufen Sie nicht mit leerem Magen ein. So vermeiden Sie, dass Sie Nahrungsmittel posten, die Sie gar nicht benötigen.
2. Nicht auf Sonderangebote hereinfallen: Oft bieten Detailhändler Angebote wie «3 für 2» oder «beim Kauf von 3 gibts eines gratis» an. Lassen Sie sich nicht von diesen Lock-Angeboten zum Kauf verleiten, sondern halten Sie sich an Ihre Einkaufsliste. Dann kaufen Sie auch nicht mehr, als Sie konsumieren können. Ausnahme: Punkt 6 dieser Liste.
3. Auch «hässliches» Gemüse kaufen: Entscheiden Sie sich bewusst, auch Karotten und Früchte zu kaufen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. So bewirken Sie, dass künftig «hässliche» Exemplare nicht aussortiert und weggeworfen werden.
4. Essen richtig lagern: Falsches Lagern von Nahrungsmittel sorgt für einen Grossteil des Foodwastes im Haushalt. Kaufen Sie die richtigen Behälter, lagern Sie Früchte im Keller und räumen Sie den Kühlschrank richtig ein. Das heisst: Gemüse gehört ins unterste Fach, gleich darüber Fleisch. In den obersten Etagen kommen dann die selbst gemachten Speisen hin – so bleibt alles am längsten haltbar.
5. Daten auf Verpackung richtig beurteilen: «Mindestens haltbar bis» ist keinesfalls zu verwechseln mit «zu verbrauchen bis». Produkte, die das Mindest-Haltbarkeits-Datum überschritten haben, sind oftmals noch geniessbar. Überzeugen Sie sich selber davon, bevor Sie das Essen wegwerfen.
6. Rabattjagd am Feierabend: Wenige Stunden vor Ladenschluss gehen die Preise runter. Migros, Coop und Co. kleben rote Rabatt-Punkte auf verderbliche Waren. Wer zur rechten Zeit kommt (meist nach 18 Uhr), spart kräftig. Motto der Händler: Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht.
7. Resten verwerten nach dem Kochen: Spass und Kreativität sind im Kampf gegen Foodwaste entscheidend. Denn: Auch mit Resten können Sie etwas Tolles auf den Teller zaubern! Probieren Sie aus, versuchen Sie Resten zu kombinieren.
8. Sharing is caring: Auch wenn trotz all diesen Massnahmen einmal etwas übrig bleibt, ist dies nicht weiter tragisch. Gerade Früchte oder Gemüse können Sie den Nachbarn anbieten. Oder Sie offerieren das Essen Ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz.
9. Essen retten mit Smartphones: Indem Sie auf digitale Angebote zurückgreifen, können Sie Nahrungsmittel vor dem «Kübel-Tod» bewahren. Die App «Too good to go» etwa zeigt an, in welchen Geschäften übrig gebliebene Nahrungsmittel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. So profitieren Sie auch finanziell.
10. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen: Viele Produkte oder Gerichte können Sie im Tiefkühler zwischenlagern. Etwa Pasta, Risotto oder Eintopf-Gerichte. Aber Achtung: Speisen mit gekochten Eiern oder Eiweiss sind nicht zum Einfrieren geeignet. (bro)
1. Nicht zu viel einkaufen: Schon mit cleverem Einkaufen können Sie sehr viel bewirken. Schreiben Sie sich auf, was Sie benötigen. Und kaufen Sie nicht mit leerem Magen ein. So vermeiden Sie, dass Sie Nahrungsmittel posten, die Sie gar nicht benötigen.
2. Nicht auf Sonderangebote hereinfallen: Oft bieten Detailhändler Angebote wie «3 für 2» oder «beim Kauf von 3 gibts eines gratis» an. Lassen Sie sich nicht von diesen Lock-Angeboten zum Kauf verleiten, sondern halten Sie sich an Ihre Einkaufsliste. Dann kaufen Sie auch nicht mehr, als Sie konsumieren können. Ausnahme: Punkt 6 dieser Liste.
3. Auch «hässliches» Gemüse kaufen: Entscheiden Sie sich bewusst, auch Karotten und Früchte zu kaufen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. So bewirken Sie, dass künftig «hässliche» Exemplare nicht aussortiert und weggeworfen werden.
4. Essen richtig lagern: Falsches Lagern von Nahrungsmittel sorgt für einen Grossteil des Foodwastes im Haushalt. Kaufen Sie die richtigen Behälter, lagern Sie Früchte im Keller und räumen Sie den Kühlschrank richtig ein. Das heisst: Gemüse gehört ins unterste Fach, gleich darüber Fleisch. In den obersten Etagen kommen dann die selbst gemachten Speisen hin – so bleibt alles am längsten haltbar.
5. Daten auf Verpackung richtig beurteilen: «Mindestens haltbar bis» ist keinesfalls zu verwechseln mit «zu verbrauchen bis». Produkte, die das Mindest-Haltbarkeits-Datum überschritten haben, sind oftmals noch geniessbar. Überzeugen Sie sich selber davon, bevor Sie das Essen wegwerfen.
6. Rabattjagd am Feierabend: Wenige Stunden vor Ladenschluss gehen die Preise runter. Migros, Coop und Co. kleben rote Rabatt-Punkte auf verderbliche Waren. Wer zur rechten Zeit kommt (meist nach 18 Uhr), spart kräftig. Motto der Händler: Lieber zum halben Preis verkaufen als gar nicht.
7. Resten verwerten nach dem Kochen: Spass und Kreativität sind im Kampf gegen Foodwaste entscheidend. Denn: Auch mit Resten können Sie etwas Tolles auf den Teller zaubern! Probieren Sie aus, versuchen Sie Resten zu kombinieren.
8. Sharing is caring: Auch wenn trotz all diesen Massnahmen einmal etwas übrig bleibt, ist dies nicht weiter tragisch. Gerade Früchte oder Gemüse können Sie den Nachbarn anbieten. Oder Sie offerieren das Essen Ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz.
9. Essen retten mit Smartphones: Indem Sie auf digitale Angebote zurückgreifen, können Sie Nahrungsmittel vor dem «Kübel-Tod» bewahren. Die App «Too good to go» etwa zeigt an, in welchen Geschäften übrig gebliebene Nahrungsmittel zu einem reduzierten Preis angeboten werden. So profitieren Sie auch finanziell.
10. Lebensmittel einfrieren statt wegschmeissen: Viele Produkte oder Gerichte können Sie im Tiefkühler zwischenlagern. Etwa Pasta, Risotto oder Eintopf-Gerichte. Aber Achtung: Speisen mit gekochten Eiern oder Eiweiss sind nicht zum Einfrieren geeignet. (bro)