Eine Nachricht, die knallt: Charles Vögele schliesst seine grösste Filiale in Zürich an der Ecke Sihl-/Bahnhofstrasse. Einen entsprechenden Bericht der «NZZ am Sonntag» bestätigt Vögele-Sprecherin Nicole Borel gegenüber BLICK. Der Entscheid sei bereits vor ein paar Wochen gefällt worden, so Borel.
Ab Anfang 2017 werden auf den rund 1500 Quadratmetern keine Blusen, Pullover und Shirts des Unternehmens mehr verkauft. Stattdessen soll ein SportXX einziehen. Die Kette gehört zur Migros-Genossenschaft.
Damit baut die Migros ihr Territorium aus. Mit dem Migros-City besitzt der Konzern nur wenige Meter weiter an der Löwenstrasse ein ganzes Einkaufszentrum.
Sozialplan für entlassene Vögele-Mitarbeiter
Von der Schliessung der Filiale sind 16 Mitarbeiter betroffen. «Die Mitarbeiter wurden anfangs Juli informiert», so Sprecherin Borel. Sie sollen entweder Jobs in umliegenden Filialen erhalten oder ihr Stellenverlust über einen Sozialplan abgefangen werden.
Betroffen aber ist vor allen Dingen das Unternehmen von der Schwyzer Zürichsee-Küste selbst. 2010 hatte man noch mit Pomp den Flagship Store in der Sihlstrasse eingeweiht. Vögele sollte zu einer coolen Marke gemacht werden. Jetzt: Laden-Schluss im Wortsinn.
Charles Vögele konzentriert sich auf «passendere Standorte»
Denn der Flagship Store passt nicht mehr in die Strategie des Konzerns. «Wir konzentrieren uns auf strategisch passendere Standorte, wo wir besser hinpassen und über viele treue Stammkunden verfügen», begründet Sprecherin Borel die Schliessung der Filiale. «Dies war an der Zürcher Bahnhofstrasse nicht der Fall.»
Zwar ist Charles Vögele nicht Eigentümer der Liegenschaft - das Gebäude gehört dem Zürcher Frauenverein (ZFV) - doch die Räumlichkeiten wurden dem Modehaus im Baurecht überlassen. Die Aufgabe des Flaggschiff-Geschäfts zugunsten von Mieteinnahmen zeigt aber: Das Vertrauen in sich selbst und das Geschäft mit der eigenen Mode scheint dem Unternehmen abhandengekommen zu sein.
Auf die Frage, ob die Vermietung der Immobilie an der Sihlstrasse lukrativer als der dortige Verkauf von Vögele-Mode sei, antwortet Sprechering Borel vielsagen: «Die Schliessung hat betriebswirtschaftliche Gründe.»
Flaggschiff-Filiale in der Sihlstrasse fällt Restrukturierung zum Opfer
Bei der Veröffentlichung der Ergebnisse fürs Jahr 2015 hatte das Unternehmen sich optimistisch gezeigt. Man werde auch in einer anspruchsvollen Situation dank einem bereits eingeleiteten Restrukturierungsprogramm auf der Stufe Betriebsergebnis (EBITDA) bereits wieder schwarze Zahlen schreiben. Vögele in der Mauser also.
Dazu gehört etwa, dass das Verlustgeschäft in Belgien verkauft werden soll. Dass aber diesem Restrukturierungsprogramm nun die Flaggschiff-Filiale in Zürich zum Opfer fällt, lässt von dem vorsichtig gestreuten Optimismus nicht mehr viel übrig. Denn die Grossfiliale an der Sihlstrasse, in direkter Nachbarschaft zur belebten und schicken Bahnhofstrasse, ist das Aushängeschild des Unternehmens.
Vögele lässt schon länger Federn
Wie will Charles Vögele ohne dieses Geschäft wieder abheben und bis 2018 wieder operativen Gewinn machen, wie Konzernchef Markus Voegeli dem BLICK sagte? Stutzt Vögele sich selbst die Flügel?
Fakt ist: Der Konzern aus Pfäffikon SZ lässt schon länger Federn. 2015 erhöhte sich der Konzernverlust von elf Millionen Franken im Vorjahr auf 62 Millionen Franken. Der Nettoumsatz sank um elf Prozent auf 803 Millionen Franken.
War eine Aktie im Juli vor fünf Jahren über 42 Franken wert, kostete sie zwischenzeitlich nur mehr 4,30 Franken. Derzeit sind es um die 6 Franken. (grv)