Gestern morgen früh fuhr bei Pierin Vincenz (61) die Polizei vor. Die Beamten durchsuchten sein Haus und sein Büro im Appenzellerland. «Das war ein Schock für mich. Ich bin von dieser Strafuntersuchung total überrascht und erstaunt», sagte er zu BLICK.
Gegen Vincenz wurde eine Klage wegen unlauterer Geschäftsbesorgung eingereicht. Happig: Auch die Raiffeisen-Gruppe klagt gegen ihren langjährigen Chef.
Der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger ist nicht erstaunt über die neusten Entwicklungen. «Die Hausdurchsuchungen kommen ein, zwei Jahre zu spät», sagt er zu BLICK. «Private Deals, wie sie Vincenz gemacht hat, sind nicht nur unanständig. Sie sind rechtlich auch gar nicht zulässig.»
«Ermittler werden Transaktionen finden»
Darum ist Geiger nun froh, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt und die ganze Wahrheit ans Licht kommt. «Noch ist Vincenz nicht verurteilt, das ist klar. Aber er ist erledigt», glaubt Geiger.
Pierin Vincenz ist wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, einem Offizialdelikt. «Ich bin mir sicher, dass die Ermittler irgendwo im System die entsprechenden Transaktionen finden werden», so Geiger.
«Er war ein cleverer Banker»
Persönlich habe er immer viel von Vincenz gehalten. «Er war ein cleverer Banker, ist stets raffiniert vorgegangen bei seinen Deals», so Geiger. Eben sei er noch gefeiert worden. «Entsprechend tief ist er jetzt gefallen.» Das sei bitter.
Bitter für Vincenz, aber auch bitter für die Raiffeisen-Gruppe. Denn: «Sein Nachfolger Patrik Gisel und Präsident Johannes Rüegg-Stürm werden nicht mehr lange haltbar sein», glaubt Geiger. «Dann hat man Raiffeisen den ganzen Kopf weggenommen.»