Blick im Livestream:Das macht heute Schlagzeilen

485-Mio-Abschreiber drückt massiv auf Jahresresultat
Migros macht so wenig Gewinn wie seit Jahrzehnten nicht mehr

Im Vorjahr wirtschaftete die Migros immer noch komfortabel in den schwarzen Zahlen. Im vergangenen Jahr allerdings musste der Grossverteiler massiv über die Bücher. Nicht nur ein Riesen-Abschreiber liess den Gewinn einbrechen.
Publiziert: 24.03.2020 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2020 um 20:29 Uhr
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Sven Zaugg, Ulrich Rotzinger

So was hat man am Hauptsitz der Migros in Zürich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen: minus 30 Prozent! Nur noch 335 Millionen Franken Gewinn fuhr der Dutti-Konzern im vergangenen Jahr ein. Im Vorjahr waren es unter dem Strich noch 475 Millionen Franken. Ohne den Rekordgewinn der Migros Bank von 231 Millionen Franken würde der Konzerngewinn lediglich noch 104 Millionen Franken betragen.

Zum Vergleich: Rivale Coop fuhr im vergangenen Jahr einen Gewinn von 531 Millionen Franken ein. Allerdings profitierte der Detailhändler von Sondereffekten. Ohne diese resultierten unterm Strich noch 473 Millionen.

Unternehmensverkäufe belasten

Auf das Migros-Ergebnis 2019 drückte besonders der Verkauf von M-Way und des Einrichtungs- und Dekorationsspezialisten Gries Deco. Beim Verkauf verzichtet die Migros weitgehend auf eine Rückforderung des seit 2009 an die Gruppe gewährten Darlehens. Das führte zu einem Abschreiber von insgesamt 485 Millionen Franken und belastet den Gewinn des Unternehmens im vergangenen Jahr.

Mit Verlust verkauft hat die Migros auch die E-Bike-Tochter M-Way. Die Höhe weist Migros-CEO Fabrice Zumbrunnen (50) allerdings nicht aus. Damit nicht genug: Der Grossverteiler trennte sich von der schlingernden Möbelkette Interio und den Globus-Warenhäusern. Zumbrunnen: «Dank der Verkäufe kann die Migros gezielter dort investieren, wo dies den Kundinnen und Kunden besser zugutekommt.» Beispiele dafür gibt er allerdings nicht.

Gemeint sein dürften die Kernbereiche: Gesundheit (Medbase, Topwell-Apotheken, Fitness), Convenience (Migrolino) und Digitalisierung (Digitec/Galaxus, Leshop.ch).

Umsatz leicht gestiegen

Bereits seit Januar bekannt: Beim Umsatz steigerte sich die Migros-Gruppe um 0,8 Prozent auf 28,68 Milliarden Franken. Das ist ein Rekord. In den für den orangen Riesen strategischen Wachstumsfeldern Online, Discount und Convenience konnte das Unternehmen das operative Ergebnis um 5,5 Prozent auf 686 Millionen verbessern, heisst es in einer Mitteilung.

Der Detailumsatz im Inland, der den genossenschaftlichen Detailhandel und die Unternehmen des Geschäftsfeldes Handel umfasst, wuchs im Vorjahresvergleich um 0,6 Prozent auf 22,03 Milliarden Franken. Der konsolidierte Umsatz aus dem Genossenschaftlichen Detailhandel sank um 0,6 Prozent auf 16,75 Milliarden Franken. Die Verbrauchermärkte der Migros erwirtschafteten im Inland 11,59 Milliarden Franken – ein minus von 1,4 Prozent.

Migros lässt Medien-Event platzen

Ursprünglich hatte die Migros für heute Dienstag zum jährlichen Medien-Spektakel geladen. Die Bilanzmedienkonferenz dient der Migros als Bühne für kommende Neuheiten aus dem Migros-Universum, als Austauschplattform mit sämtlichen Verantwortlichen der Tochterfirmen der Gruppe und als Dank an die jährlich rund 100 anwesenden Medienvertreter.

Doch die Corona-Krise liess Migros-Chef Zumbrunnen, grösster privater Arbeitgeber der Schweiz mit 106'119 Angestellten, davon absehen. Sein Kommunikationsleiter Christoph Rytz sagt: «Angesichts der nationalen Notlage halten wir es für unangebracht, über Zahlen aus der Vergangenheit zu sprechen.» Kommt angesichts des Gewinneinbruchs die Absage gerade recht? Rytz widerspricht: «Die volle Aufmerksamkeit von Management und Kommunikation der Migros-Gruppe liegt derzeit auf der akuten und langfristigen Bewältigung dieser Ausnahmesituation.»

Am wichtigsten sei derzeit die Sicherstellung der Versorgung der Schweizer Bevölkerung.

Corona-Taskforce von Coop heisst «Chiaro»

Was die Corona-Krise in den Geschäftsbüchern von Migros und Coop anrichtet, lässt sich heute noch nicht sagen. Eines ist aber klar: Es ist nichts Gutes. Während sich die Migros heute noch gross zur aktuellen Lage im Detailhandel äussert, ergreift Coop-Chef Joos Sutter (54) das Wort: «Es ist eindrücklich, wie schnell und radikal sich unser Leben und der Alltag verändern.» In der «CoopZeitung» geht Sutter auf die «enorme Nachfrage» nach Lebensmitteln ein, die das System an die Grenzen bringe. «Wir können aber sehr lange die Belieferung mit Grundnahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs garantieren», sagt Sutter. Bei einzelnen Produkte werde es in der Lieferkette zu Unterbrüchen kommen. Welche das sind, sagt er nicht. Preiserhöhungen wegen Engpässen gebe es keine, so Sutter. «Wir schlagen garantiert keinen Profit aus der aktuellen Situation.» Ein Krisenstab informiere ihn ihm über die Lage. Der sei sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag aktiv. Name der Taskforce: Chiaro. Das heisst übersetzt Klarheit. «Jede Entscheidung muss jetzt ganz klar und deutlich sein», fordert Sutter.

Was die Corona-Krise in den Geschäftsbüchern von Migros und Coop anrichtet, lässt sich heute noch nicht sagen. Eines ist aber klar: Es ist nichts Gutes. Während sich die Migros heute noch gross zur aktuellen Lage im Detailhandel äussert, ergreift Coop-Chef Joos Sutter (54) das Wort: «Es ist eindrücklich, wie schnell und radikal sich unser Leben und der Alltag verändern.» In der «CoopZeitung» geht Sutter auf die «enorme Nachfrage» nach Lebensmitteln ein, die das System an die Grenzen bringe. «Wir können aber sehr lange die Belieferung mit Grundnahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs garantieren», sagt Sutter. Bei einzelnen Produkte werde es in der Lieferkette zu Unterbrüchen kommen. Welche das sind, sagt er nicht. Preiserhöhungen wegen Engpässen gebe es keine, so Sutter. «Wir schlagen garantiert keinen Profit aus der aktuellen Situation.» Ein Krisenstab informiere ihn ihm über die Lage. Der sei sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag aktiv. Name der Taskforce: Chiaro. Das heisst übersetzt Klarheit. «Jede Entscheidung muss jetzt ganz klar und deutlich sein», fordert Sutter.

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