306'000 Konten gekündigt!
Kunden laufen wegen Postfinance-Gebühren zur Konkurrenz

Ab Januar 2019 müssen Privatkunden der Postfinance Gebühren für die Kontoführung bezahlen. Davor war das für viele gratis, die einen bestimmten Geldbetrag ständig auf dem Konto parkierten. Jetzt bekommt die Posttochter die Folgen zu spüren.
Publiziert: 07.03.2019 um 14:51 Uhr
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Seit Anfang Jahr gilt bei der Postfinance ein neues Gebührenregime. Seit nunmehr zwei Monaten zahlen die Kunden so für die Kontoführung.
Foto: Keystone
Julia Fritsche

Fünf Franken pro Monat für die Kontoführung, 4 Franken für eine Saldo-Auskunft – seit Januar zahlen fast eine Million Postfinance-Kunden massiv mehr für die gleiche Leistung. Betroffen ist, wer ein Privatkonto oder ein Privatkonto Plus besitzt.

Für viele waren die im Oktober 2018 angekündigten Gebühren offenbar zu viel. Sie kehren der Postfinance den Rücken, kündigten Konten und liefen zur Konkurrenz. Bislang war das Ausmass allerdings unklar. Die Posttochter verwies bei sämtlichen Medienanfragen immer auf die heutige Bilanzmedienkonferenz des gelben Riesens.

Jetzt kommt aus: Die Posttochter verbuchte im letzten Jahr einen Rückgang von 33'000 Kunden gegenüber dem Vorjahr. Noch deutlicher dokumentiert eine zweite Zahl den Gebührenfrust. Innert Jahresfrist kündigten Postfinance-Kunden 306'000 Konten, wie der neue Geschäftsbericht zeigt. Die Kundengelder gingen ebenfalls um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zurück. Schliesslich hat auch die Zufriedenheit der Privatkunden um einen Prozentpunkt abgenommen.

Sogar drei Prozent weniger zufrieden ist das Personal. Ob dies daran liegt, dass die Angestellten den Kunden ständig die neuen Kosten und Gebühren erklären müssen?

Einsicht und Verteidigung

Immerhin: Die Postfinance-Spitze scheint sich bewusst zu sein, dass die Gebühren für Ärger sorgen. «Das ist unpopulär», schreiben Rolf Watter, Präsident des Verwaltungsrats und Hansruedi Köng, Vorsitzender der Geschäftsleitung im Vorwort des Berichts.

Die beiden begründen die Massnahme mit dem markanten Gewinnrückgang. «Unter aktuellen Marktgegebenheiten können wir es uns aber nicht mehr leisten, Produkte und Dienstleistungen gratis oder zu Preisen anzubieten, die unsere Kosten bei Weitem nicht decken», so ihre Rechtfertigung. Und: Auch nach den Gebührenerhöhungen gehöre man zu den günstigsten Anbietern. Dass es noch günstiger geht, zeigt aber eine Analyse des Vergleichsdiensts Moneyland für BLICK.

Sparen mit Fonds-Risiko

Kunden könnten die Gebühren auch vermeiden, erklärt das Finanzinstitut weiter. Ende des vergangenen Jahres bewarb die Postfinance diesen Ausweg mit Anzeigen und TV-Spots. Wer mindestens 25'000 Franken in ein Fondsdepot steckt, könne das gelbe Postkärtli und den Zahlungservice weiterhin kostenlos nutzen, lautet das Versprechen. Anfang Jahr zeigte sich aber, dass Kunden, die sich darauf einliessen, ein dickes Minus verbuchen mussten. Schuld war die Börsentalfahrt. Inzwischen haben sich die Märkte beruhigt, doch das Risiko bleibt.

Die Postfinance gab heute auch die weiteren Zahlen zum Jahr 2018 bekannt.  Das Betriebsergebnis fiel mit 220 Millionen Franken nicht einmal halb so hoch aus wie noch im Vorjahr mit 549 Millionen Franken. Der Betriebsertrag der Post-Tochter sank um 372 Millionen Franken auf 1,7 Milliarden.

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