Von Rentnern 100'000 Fr. abgezockt – vor Gericht jammert falscher Polizist Mehmed K. (45)
«Ich will einfach nicht ins Gefängnis»

Immer öfter gehen falsche Polizisten den echten «Kollegen» ins Netz. Gestern stand Mehmed K. (45) vor dem Zürcher Obergericht.
Publiziert: 22.01.2022 um 00:59 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2022 um 10:27 Uhr
Der falsche Polizist Mehmed K. (links) verliess gestern mit seinem Anwalt das Obergericht Zürich.
Foto: Blick
Viktor Dammann

Erst letzte Woche gingen der Polizei in Winterthur ZH und Uster ZH drei falsche «Kollegen» ins Netz. Aufmerksame Rentner hatten Alarm geschlagen.

Gestern stand Mehmed K. (45), «Abholer» einer türkischen Bande, vor dem Zürcher Obergericht. Er hatte im Januar 2018 innert zwei Tagen rund 100'000 Franken für seine Bande «in Sicherheit» gebracht. Als der in der Schweiz lebende Türke am nächsten Tag ein weiteres Geldcouvert von einem Opfer an sich nahm, wurde er verhaftet.

Die Gangster versetzten ihre alten Opfer in Angst und Schrecken

Die falschen Polizisten hatten ihre Opfer von der Türkei aus telefonisch bearbeitet. Am 22. Januar 2018 riefen sie eine 70-jährige Frau aus Rümlang ZH an. Sie stellten sich als «Müller und Rosenberg» von der Kapo Zürich vor. Im Quartier würden schwer bewaffnete Einbecher ihr Unwesen treiben.

Sie forderten die Rentnerin auf, sofort 60'000 Franken abzuheben. Die Bande hetzte die verängstigte Frau von Bank zu Bank und befahl ihr, das Geld in einem Gebüsch zu hinterlegen. Dort wurde es dann von Mehmed K. abgeholt.

Tags darauf machten sich «Müller und Rosenberg» mit derselben Masche an eine 79-jährige Rentnerin heran. Sie machten ihr weis, man habe in der Nähe zwei Einbrecher mit Pistolen verhaftet. In einem gefundenen Notizbuch sei ihr Name vermerkt gewesen. Diesmal hob das Opfer 40'000 Franken ab.

Angeklagter jammert vor Gericht

In den ersten Einvernahmen log der verhaftete Monteur, dass sich die Balken bogen. Er habe das Couvert mit dem Geld zufällig auf der Strasse gefunden, erklärte er den verdutzten Fahndern. Und ergänzte: «Ich wollte das Geld eben zur Polizei bringen.»

«Ich will einfach nicht ins Gefängnis», jammerte er am Freitag vor dem Obergericht. Er hatte das Urteil des Bezirksgerichts Dielsdorf angefochten. Er beteuert: «Hätte ich gewusst, was meine Landsleute vorhatten, hätte ich doch den alten Frauen geholfen.» Er habe geglaubt, das Geld werde aus Steuergründen in die Türkei verschoben.

Das Gericht bestrafte ihn mit 28 Monaten Knast, zehn Monate muss er hinter Gitter. «Es war dreist, extrem fies und niederträchtig», brachte es Gerichtspräsident Daniel Bussmann auf den Punkt.

* Name geändert

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