«Carlos»-Prozess beendet, Urteil nächste Woche
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Carlos erschien nicht:«Carlos»-Prozess beendet, Urteil nächste Woche

Verteidiger will Verwahrung verhindern
«Carlos erträgt nicht noch mehr Härte»

Heute wurde dem Querulanten im Bezirksgericht Zürich der Prozess gemacht. Doch Carlos (24) fehlte – er machte am Morgen Krawall und blieb in seiner Gefängnis-Zelle.
Publiziert: 29.10.2019 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2019 um 08:13 Uhr
  • Carlos erschien nicht vor Gericht, weigerte sich, seine Zelle zu verlassen.
  • Der Staatsanwalt fordert die Verwahrung: «Es ist die einzige Lösung.»
  • Der Verteidiger sagt: «Carlos ist kein Unschuldslamm» aber: «Er wurde zum Zombie gemacht.»
  • Prozesstag am Donnerstag abgesagt.
  • Das Urteil fällt am 6. November.
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Am Mittwochmorgen fuhr der Kastenwagen – ohne Carlos – in die Tiefgarage beim Bezirksgericht.
Foto: Thomas Meier
Johannes Hillig und Michael Sahli

Wenn Carlos* (24) ausrastet, ist er fast nicht zu bremsen. Auch seine Gefängnisaufseher haben dann grösste Mühe, den ehemals «berüchtigtsten Jugendstraftäter der Schweiz» unter Kontrolle zu bringen. Zu oft reagiert Carlos nämlich mit blanker Gewalt auf das Gefängnispersonal, verprügelt Aufseher und Mitgefangene. Oder zerlegt seine Zelle (BLICK berichtete). Für 29 solcher Gewaltexzesse musste sich der Kampfsportler am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.

Doch Carlos tauchte nicht auf. Am Prozesstag erwartete er die Mitglieder der Sondereinheit «Diamant» in Kampfstellung in seiner Zelle. Der Gerichtspräsident versuchte, ihn dazu zu bewegen, aus seiner Zelle zu kommen. Vergeblich. So fand der Prozess ohne die Anwesenheit von Carlos statt.

Und Staatsanwalt Ulrich Krättli forderte in seinem Plädoyer die Verwahrung für Carlos. Eine Freiheitsstrafe reiche nicht aus, um den 24-Jährigen zu disziplinieren. Die Öffentlichkeit müsse vor ihm geschützt werden.

Staatsanwalt: «Verwahrung ist die einzige Lösung»

Natürlich sei es krass, einen erst 24-Jährigen für unbestimmte Zeit wegzusperren, sagte der Staatsanwalt. Aber Carlos sei ein Extremfall, es gebe keine Alternative. Lasse man ihn im Justizvollzug, also in einem Gefängnis, brauche es so viel Personal und so hohe Sicherheitsanforderungen wie noch nie in der Schweiz.

Carlos nach Verbüssung einer Freiheitsstrafe auf freien Fuss zu setzen, kommt für den Staatsanwalt erst recht nicht in Frage. Das wäre eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Ein Todesopfer sei dann so sicher wie das Amen in der Kirche. «Verwahrung ist die einzige Lösung. Wobei das Problem natürlich nicht gelöst wird», räumte der Staatsanwalt ein. Doch die Öffentlichkeit müsse vor Carlos geschützt werden.

Er beantragte eine Freiheitsstrafe von 7,5 Jahren. Folgt das Gericht seinem Antrag, würde diese zugunsten der Verwahrung aufgeschoben.

Gutachter attestieren dem Kampfsportler eine Persönlichkeitsstörung, konkret eine dissoziale Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägt psychopathischen Wesenszügen. Carlos ist narzisstisch, leicht zu kränken und nimmt die ganze Welt als feindlich war.

Verteidiger: «Haftbedingungen nahe an Folter»

Während der Staatsanwalt den Zürcher Gewalttäter Carlos verwahren will, fordert der Verteidiger des 24-Jährigen «ein Ende der Härte». Denn das mache bei Carlos alles nur viel schlimmer. Wie er momentan leben müsse, grenze an Folter. Seit einem Jahr sitze er alleine in einer pinkfarbenen Arrestzelle. Er sei an den Füssen gefesselt worden, habe keine Unterwäsche tragen, sich nicht duschen dürfen und auf dem Boden schlafen müssen. Zu essen erhalten habe er lediglich Wasser und Brot.

«Wir sehen, wohin der Kurs der maximalen Härte und Repression führt. Er geht in den Kampfmodus, sagte der Anwalt weiter. Carlos habe jegliches Vertrauen in den Justiz-Apparat verloren und befürchte immer das Schlimmste. «Seine Taten darf man deshalb nicht isoliert betrachten». Carlos sei eigentlich ein anständiger Mensch.

Statt einer Verwahrung fordert der Anwalt lediglich eine «angemessene» Freiheitsstrafe wegen Sachbeschädigung, Drohung und Beschimpfung. Diese habe er mittlerweile aber ohnehin abgesessen. Deshalb sei Carlos sofort zu entlassen. Dann könne er endlich seinen Traum verfolgen, nämlich ein erfolgreicher Boxer zu werden. (SDA/neo)

*Name geändert

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