Am Abend des Sonntags, dem 25. August 2013 wurde Carlos auf einen Schlag berühmt. Er kam in der SRF-Sendung «Reporter» vor, als einer der schwierigsten Fälle des leitenden Zürcher Jugendanwalts Hansueli Gürber. Der Dokumentarfilm zeigte das extrem teure Sondersetting, das den gewalttätigen Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn bringen sollte. Der Beitrag löste eine Welle der Entrüstung aus.
Der Skandal: Carlos wohnte in einer luxuriösen Viereinhalb-Zimmer-Wohnung. Neben einer persönlichen Betreuerin, die ihn 24 Stunden umsorgte, kümmerten sich neun weitere Personen um den verurteilten Gewalttäter. Kosten: 29'000 Franken pro Monat. Beim Thaibox-Trainer Shemsi Beqiri trainierte er Kampfsport – als Therapie.
Als das SRF Carlos besuchte, hatte das Sondersetting bereits über ein Jahr gedauert. Wie die Zuschauer im Film erfuhren, hatte der Jugendliche null Interesse, einen Beruf zu erlernen und zu arbeiten. Alles, was er wollte, war Thaiboxen. Sonst zeigte er sich therapieresistent.
Doch als die Öffentlichkeit von dem teuren Sondersetting erfuhr und der Druck auf die Behörden wuchs, war Schluss mit Luxus. Die Oberjugendanwaltschaft brach das Ganze ab. Carlos kam in ein Massnahmenzentrum für junge Straftäter. Monate später folgte ein zweites Sondersetting. Kosten: 19'000 Franken pro Monat. Auch hier heisst es bald: Übung abbrechen, weil wieder keine erzieherische Wirkung erkennbar war. Carlos durfte zum Vater ziehen.
Doch der nächste folgenschwere Gewaltausbruch folgte bald. Carlos schlug einem flüchtigen Bekannten beim Aussteigen aus dem Tram die Faust ins Gesicht und brach ihm den Kiefer. Dafür kassierte er 18 Monaten unbedingt.
Eine Strafe, die er seit letztem September eigentlich abgesessen hätte. Doch weil er auch im Knast einen Aufseher attackierte und in der Zelle randalierte, wanderte er gleich nahtlos in die nächste Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Gewalt und Drohung gegen Behörden, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Tätlichkeiten und Beschimpfungen vor.