Uri wehrt sich gegen den Kahlschlag durch Staatsbetriebe
2000 Jobs weg wegen Post, SBB und Armee – Kommt dafür jetzt die UBS?

Randregionen stehen unter Zugzwang, weil Staatsbetriebe wie Post, SBB und Armee wegziehen. Im Kanton Uri lockt man deshalb Privatfirmen mit günstigen Angeboten. Doch Vorurteile erschweren die Arbeit. Aber: Auch eine Grossbank ist am Angelhaken.
Publiziert: 16.06.2017 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:05 Uhr
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Der Urner Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind (52) glaubt an den baldigen Aufschwung: «Der neue Gotthard-Basistunnel macht aus uns das Tor zum Süden.»
Foto: Valentin Luthiger
Anian Heierli

Staatsbetriebe streichen zunehmend Stellen auf dem Land. Dieser Strukturwandel trifft Randregionen besonders empfindlich. Der Kanton Uri beispielsweise verlor in den letzten 20 Jahren rund 2000 Arbeitsplätze, da sich Post, SBB und Armee zurückgezogen haben.

Bei 36'000 Einwohnern – ein hoher Wert. Trotz Protesten schloss das historische Bahndepot in Erstfeld im letzten Jahr (BLICK berichtete). Zeitgleich macht eine Postfiliale nach der anderen zu. Dennoch: Uri hat mit einem Prozent aktuell die dritttiefste Arbeitslosenquote der Schweiz.

Die Bevölkerung im Bergkanton stagniert

Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind (52) weiss warum: «Urner wollen arbeiten. Etwa 3000 Personen pendeln dafür täglich in andere Kantone.» Er will diesen Strom nun bremsen oder gar umkehren, indem er Firmen an den Gotthard lockt. Sein Traum: «Mehr Leute sollen nach Uri ziehen.» Fakt ist: Seit zehn Jahren stagniert die Bevölkerung im Bergkanton.

Regierungsrat Camenzind ist zuversichtlich: «Wir haben Vorteile, von denen Unternehmen profitieren.» Er denkt an das Platzangebot. Aktuell liegen in Uri über 25 Hektar Industrieland brach. Boden, der bezahlbar ist. Auf dem Areal Werkmatt beim Hauptort Altdorf kostet der Quadratmeter 300 bis 400 Franken. «Das Gebiet befindet sich direkt an der A2», so Camenzind. Und: «Der neue Gotthard-Basistunnel macht aus uns bald das Tor zum Süden.»

UBS prüft Standort im Kanton Uri

Solche Vorteile stechen selbst ganz grossen Marken ins Auge. Die UBS verlagert aus Kostengründen gerade rund 1000 Arbeitsplätze vom teuren Zürich nach Schaffhausen und Biel BE. Das nennt sich «massvolle Regionalisierung». Gegenüber BLICK bestätigt die Bank: «Ja, wir prüfen Uri als möglichen Standort für ein drittes Dienstleistungszentrum.»

Doch es gibt Nachteile: «Wir haben keine Uni oder Fachhochschule», räumt Camenzind ein. «Man findet schlechter hoch qualifizierte Arbeitskräfte.» Hinzu kommen Vorurteile: In vielen Köpfen geistert das Bild von Landeiern herum. «Gerade Schweizer Kaderleute ziehen aus privaten Gründen nicht nach Uri», so der Volkswirtschaftsdirektor. «Ingenieure aus Deutschland kommen eher.»

«Angst, dass Mitarbeiter nicht mitkommen»

Auch die Ruag macht Werbung. Der Schweizer Rüstungskonzern funktioniert die alte Munitionsfabrik in Altdorf um zum Industrie-Park. «Mit Erfolg», sagt Marketing-Leiter Yves Willi (30). Auf dem 485'000 Quadratmeter grossen Grundstück siedelten sich seit 1999 fast 90 Firmen an. Willi nennt Vorteile: «Günstige Steuern, tiefe Immobilienpreise und eine verkehrstechnisch einmalige Lage.»

Problem: «Unternehmen aus den Zentren Zug und Luzern bringt man schwer nach Altdorf.» Sie haben Angst, dass Mitarbeiter nicht mitkommen. Trotzdem setzt die Ruag auf ländliche Regionen. Der Konzern hat vergleichbare Projekte in Thun BE, Emmen LU und Stans. 

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