Edwin Gutjahr (56) arbeitete 28 Jahre im Depot Erstfeld UR. Jetzt wurde es geschlossen!
SBB schieben ihn aufs Abstellgleis

Nachdem Edwin Gutjahr 28 Jahre im Depot Erstfeld als Mechaniker tätig war, steht er nun auf der Strasse. Die Werkstatt des Depots wurde geschlossen.
Publiziert: 15.05.2016 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:56 Uhr
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«Das Depot schloss still und heimlich.» Paul Jans (65, CVP)
Foto: Mischa Christen
Anian Heierli

Edwin Gutjahr (56) fühlt sich verraten. 28 Jahre lang unterhielt er im alten Erstfelder Bahndepot die Loks, die über den Gotthard rollten. Zuletzt in leitender Position. Seine Erfahrung als Metallbauschlosser zählt bei den SBB nun nichts mehr. «Die SBB stellten mich aufs Abstellgleis», sagt der Urner.

Ohne Perspektive sitzt Gutjahr auf den Schienen vor dem Bahndepot. Wenn er das Gebäude anschaut, hat er gemischte Gefühle: «Ich bin traurig und wütend zugleich.»

Eigentlich ist schon lange bekannt, dass die Werkstatt schrittweise abgebaut wird und schliesst. Die Technik der Neat-Züge ist zu modern. «Mir wurde mehrmals gesagt, ich könne auch nach Inbetriebnahme des Tunnels in Erstfeld weiterarbeiten», sagt Gutjahr. Deshalb suchte er nicht rechtzeitig eine neue Stelle. «Die Verantwortlichen bei den SBB haben mir diese Chance mit leeren Versprechen verbaut.» Ihm ist klar: Mit 56 ist die Aussicht auf Arbeit in der Region gering.

Das alte Depot ging Ende April endgültig zu. Laut Gutjahr sind neun übrig gebliebene Mechaniker direkt davon betroffen. Einige seiner Kollegen müssen in Frührente,
andere versetzt man an weit entfernte Ecken der Schweiz. Nur zwei Mechaniker dürfen voraussichtlich bleiben.

Dabei nutzen die SBB das Bahn­depot gern – für Events. Am 8. April taufte dort Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi (33) die «Lok der Zukunft» – während Gutjahr und seine Kollegen nur wenige Meter weiter hantierten. «Unsere Tage waren gezählt und gleichzeitig liess man die Korken knallen», sagt der Mechaniker leise.

Auch der Urner CVP-Landrat Paul Jans (65) ärgert sich: «Das Depot schloss still und heimlich, ohne Dank und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Gleichzeitig wird hier feuchtfröhlich auf die Zukunft der Bahn angestossen.»

SBB-Sprecher Reto Schärli wehrt sich: «Vor fünf Jahren haben wir die Mitarbeiter informiert und sie nach Bedarf bei der Stellensuche begleitet.» Für einige Angestellte fand man so Lösungen, andere hätten das Unternehmen freiwillig verlassen. Schärli räumt
jedoch ein, dass zwei Mitarbeiter «in den Vorruhestand» gehen. Die Betroffenen hätten aber auch im Rangierbahnhof Dietikon ZH weiterarbeiten können.

Zudem versichert Schärli: «Versprochen wurde nichts.» Und die SBB hätten neue Stellen in Erstfeld im Rahmen einer «transparenten Rekrutierung» besetzt. Es seien jene Mitarbeiter mit den besten Qualifikationen ausgewählt worden. Anscheinend hatte Edwin Gutjahr die nicht vorzuweisen. Trotz 28 Jahren Betriebszugehörigkeit.

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