Der Bundesrat hat am Freitag einschneidende Massnahmen gegen das Coronavirus beschlossen. Veranstaltungen über 100 Personen sind verboten und Schulen werden geschlossen, gehen frühestens am 6. April wieder auf. Kurz nach diesen Ankündigungen kam es zu Hamsterkäufen.
Nach der Pressekonferenz des Bundesrates schien es am Freitag auf den sozialen Medien auch kein anderes Thema mehr zu geben. Überall Bilder von leergekauften Regalen. Hamsterkäufe haben das Land erfasst. Dies, obschon die Versorgungslage gewährleistet ist, wie die Detailhändler Migros und Coop und auch der Bund bestätigen.
Vielerorts war in Läden ungläubiges Gelächter zu hören. Shopper konnten es nicht glauben. Fotos werden gemacht und mit den Liebsten geteilt. Vor allem haben es die Leute auf WC-Papier abgesehen. Bei vielen Detailhändlern sind viele Tageslieferungen ausverkauft. Besonders von Haltbarem wie Mehl, Pasta, Konserven. Backwaren sowieso. Solche Bilder sind nie dagewesen in der Schweiz. Kennt man sonst nur aus dem Fernsehen. Aus Krisengebieten, die weit, weg liegen. Jetzt gibts Hamsterkäufe im Laden um die Ecke.
Appell an Bevölkerung von Detailhändlern und Bund
Migros und Coop appellieren an die Kunden, von Hamsterkäufen abzusehen. «Es wird keine Versorgungslücken geben, es sind genügend Lebensmittel für alle vorhanden», sagt Migros-Sprecher Marcel Schlatter.
Gleiche Worte bei Coop: «Wir können bestätigen, dass die Nachfrage schweizweit in den letzten Stunden nochmal sehr stark angestiegen ist», sagt Sprecherin Rebecca Veiga. Engpässe seien bei Coop kein Thema.
Auch Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (59) sagte am Freitag vor Medien: «Es gibt keinen Grund, jetzt Panik zu haben», während Vizekanzler André Simonazzi (52) an die Vernunft appelliert und vor Fake News warnt: «In den sozialen Medien zirkuliert eine Falschinformation. Morgen wird kein Notstand erklärt. Die Meldung animiert zu Hamsterkäufen. Das ist unverantwortlich und soll vermieden werden», schreibt Simonazzi auf Twitter.
In einer Antwort an den Bundesratssprecher versuchte auch Migros die Bevölkerung gleich selber zu beruhigen:
«Die Leute drehen durch»
Doch die Bevölkerung hört zunächst offenbar nicht auf die beschwichtigenden Zusicherungen von oben. «Die Leute drehen durch», schreibt ein BLICK-Leserreporter, der sich vor Ladenschluss am Freitag noch rasch im Coop Lochergut in Zürich mit dem Nötigsten eindecken wollte. Fürs WC-Papier sei auch er zu spät gewesen. «Leute, die sie um 22 Uhr nicht mehr reinliessen, wurden wütend.»
Für einen Ansturm heute Samstag haben die Detailhändler Vorkehrungen getroffen. Warenverfügbarkeit sei sichergestellt, versichert Coop. Auch Migros hat dank Sonderefforts von Mitarbeitenden «dank eines Grosseinsatzes in kürzester Zeit eine Lieferkette aufgebaut, die der erhöhten Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs Rechnung trägt». (kes)