Von einem Segelausflug mit seinem Vater kehrte er nicht zurück: Ein Bub (14) sprang am Sonntag vor Altenrhein SG, in der Nähe des Seezeichens 1, in den Bodensee. Dabei wurde er vom Schiff weggetrieben und verschwand. Sofort wurde die Kantonspolizei St. Gallen alarmiert und eine grosse Suchaktion gestartet.
Wer ist an der Suche beteiligt?
Die Suche findet in mehreren Gruppen statt – und auf verschiedenen Ebenen. Gesucht wird aus der Luft, auf dem Wasser, an Land und in der Tiefe des Bodensees. Auch Kräfte aus dem Ausland sind im Einsatz. «Wir haben Kontakt mit den deutschen und österreichischen Wasserschutzpolizeien rund um den Bodensee. Die sind an der Suche beteiligt – sowohl an Land als auch an der Wasseroberfläche», sagt Hanspeter Krüsi (60), Kommunikationsleiter der Kantonspolizei St. Gallen, zu Blick.
Die ausländischen Behörden würden im Rahmen ihrer Patrouillentätigkeit auf schwimmende Gegenstände im Wasser achten, um die Schweizer Polizei zu unterstützen. Krüsi weiter: «Wir arbeiten zusammen. Natürlich kennen wir die Grenzen auf dem Bodensee, aber da spielen Grenzen keine Rolle.»
Wie wird aus der Luft gesucht?
Von Schweizer Seite wird aus der Luft nach dem Teenager gesucht. Am Montag war dazu ein Helikopter der Rega im Einsatz – bisher ohne Erfolg. «Das Ziel war, zu schauen, ob der Junge an der Wasseroberfläche schwimmt. Dazu wurden auch die Schilfgebiete abgeflogen. Es ist allerdings sehr schwierig, eine Person in einem Schilfgebiet zu erkennen – insbesondere, wenn sie keine auffälligen Kleider trägt und leicht bekleidet ist», so Krüsi.
Inzwischen wird mit Drohnen weitergesucht. «Hierbei handelt es sich um zwei bis drei Teams von Drohnenpiloten», gibt Krüsi bekannt. Da möglich ist, dass der Junge an Land gespült wurde, bezieht sich die Drohnensuche sowohl auf die Wasseroberfläche als auch Ufergebiete.
Wie wird im Wasser gesucht?
Patrouillenboote der Wasserpolizei halten an der Wasseroberfläche Ausschau. «Wir haben mehrere Taucher und ein Kameraboot der Polizei Zürich im Einsatz», so Krüsi. Das Kameraboot verfügt über ein Sonar-Gerät, das anhand von Schallwellen ein Bild vom Untergrund zeichnen kann. Zusätzlich können Kameras mit einer Seilbefestigung bis zu 300 Meter tief in das Wasser gelassen werden.
Doch die Unterwassersuche gestaltet sich schwierig. Krüsi erklärt, dass der Grund des Sees teils uneben ist. «Der Boden sinkt teilweise stark ab. Zudem hat es auch Steine und Baumstämme im Wasser, die die Suche erschweren. Wenn wir wüssten, wie tief er liegt und wo er liegt, dann würden wir da schauen, aber das wissen wir nicht.»
Denn obwohl man weiss, wo der Junge zuletzt gesehen wurde, ist es schwer zu sagen, wo er sich nun befindet. Grund dafür ist die Strömung. Krüsi zu Blick: «Die Strömung unten im See ist nicht unbedingt die gleiche wie oben – und wechselt auch. Wir können schlichtweg nicht sagen, in welche Richtung er gezogen wurde.» Möglich sei somit auch, dass der Teenager nach Österreich oder Deutschland getrieben wurde.
Wie hoch sind die Erfolgschancen?
Krüsi erklärt, dass es generell schwierig ist, Vermisste in dem rund 530 km² grossen Gewässer aufzufinden. «Im Bodensee gibt es mehrere Dutzende Personen, die nie gefunden wurden.» Daher sei es durchaus möglich, dass der Junge nie auftaucht.
«Wir können nicht mehr tun als zu suchen. Womöglich müssen wir irgendwann sogar aufgeben. Letztendlich spielt die Natur eine Rolle», erklärt Krüsi. Aktuell hält aber die Hoffnung, die Suche ist aktiv. Wie lange, ist unklar. Von Tag zu Tag würde man entscheiden, ob es Sinn macht, die Suche weiterzuführen. Doch Krüsi gibt Grund für Hoffnung: «Von St. Galler Seite ist es uns in den letzten Jahren gelungen, alle vermissten Personen zu finden. Manchmal innert Tagen, manchmal innert Wochen.»