Seniorin Blanca Hug (70) wurde verhaftet und kam über einen Monat in Untersuchungshaft – weil sie bei der Vermittlung von Hunden mitgeholfen hatte. Wie ein aktueller Report der Susy-Utzinger-Stiftung für Tierschutz zeigt, ist die Seniorin nicht allein. «Das Ganze hat System und bringt viele Tierfreunde in schwierige Situationen. Sie geraten in Konflikt mit dem Gesetz, indem sie unbewusst unseriöse Organisationen unterstützen», sagt die bekannteste Tierschützerin der Schweiz, Susy Utzinger (54). «Mit unserem aktuellen Report versuchen wir, Gegensteuer zu geben.»
Der Report stimmt nachdenklich: «Die Situation ist schlimm und wird sich eher noch verschlechtern», sagt Corinne Frana (46), Projektleiterin bei der Tierschutzstiftung. Sie leitet die Aktivitäten rund um den Tierhandelsreport. «Es geht um Hundeverkauf unter dem Deckmantel des Tierschutzes», sagt sie. «Der Begriff ‹Tierschutz› ist nicht geschützt, jeder Verein und jede Stiftung darf ihn im Namen haben», sagt Corinne Frana. Und weiter: «Tierfreundinnen wie Blanca Hug meinen es zwar gut, geraten aber in das Fadenkreuz der Justiz wegen illegalen Hundehandels.»
14,25 Millionen Franken Umsatz mit Importhunden
Wie Recherchen der Susy-Utzinger-Stiftung ergaben, wurden 2022 ganze 34'545 Hunde in die Schweiz importiert. Dazu kommen 7372 Katzen. Die Organisationen erzielten mit dem Verkauf einen Umsatz von 14,25 Millionen Franken. Problematisch daran: Es geht meistens nur ums Geld, es muss schnell gehen.
«Die Tiere werden innert wenigen Minuten auf Parkplätzen aus Lastwagen den neuen Besitzern übergeben. Sie unterschreiben den Vertrag vor Ort, verdutzte Tierfreunde übernehmen völlig erschöpfte Hunde», sagt Frana weiter. Noch schlimmer: «Es wird nicht abgeklärt, ob Hund und Halter überhaupt zusammenpassen oder ob der neue Besitzer fähig ist, einen Hund zu halten.»
Mit dem Tierhandelsreport sagt die Stiftung von Susy Utzinger der Entwicklung den Kampf an. Doch die Durchführung harzt. Die Tierschützerin sagt zu Blick: «Wir haben 47 Organisationen angefragt, um die Vermittlung von Hunden transparent zu machen. Gerade einmal drei haben geantwortet. Viele wehren sich sogar vehement dagegen.»
Stiftung fordert strenge Kontrollen
Als weitere Massnahmen fordert die Tierschutzstiftung strengere Auflagen für die Tierhandelsbewilligung und Kontrollen. «Es darf nicht sein, dass die Händler die Tiere vor der Schweizer Grenze abgeben und so die Kontingente und Zölle umgehen», sagt Corinne Frana. Auch ein Dorn im Auge der Tierschützer: «Die Vermittlung von Hunden ist noch immer nicht gesetzlich geregelt.»