Die Situation spitzt sich zu. Von Tag zu Tag, in allen Kantonen! Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) publizierte gestern, dass schweizweit 2823 neue Conora-Fälle innert 24 Stunden gemeldet wurden – doppelt so viele wie an früheren Spitzentagen. Zum Vergleich: Den bisher höchsten Wert an Corona-Neuinfektionen gab es am 27. März, damals waren es fast 1400 Neuinfizierte. Diesen Wert hat die Schweiz nun um das Doppelte überschritten.
Seit mittlerweile zehn Wochen steigen die Zahlen immer weiter an. Besonders stark seit Anfang September. Nachdem die Hospitalisierungen zunächst auf einem niedrigen Wert geblieben sind, steigen auch diese jetzt erheblich. Waren im Sommer meist unter 100 Schweizer Spitalbetten mit Covid-19-Patienten belegt, sind es nun 364.
Neue Massnahmen erinnern an Lockdown
Schon Anfang Woche (bei noch niedrigeren Zahlen) bezeichnete Bundesrat Alain Berset (48) die Lage als «beunruhigend». Die Kantone reagieren nahezu täglich mit neuen Verschärfungen: Genf beschloss nun sogar ein Versammlungsverbot von mehr als 15 Personen im öffentlichen Raum – und kommt damit schon nahe an frühere Lockdown-Massnahmen heran.
Jetzt ruft auch das erste Spital um Hilfe. In einem dramatischen Video appelliert das Spital Schwyz an die Bevölkerung. «Aktuell haben wir europaweit einen der schlimmsten Ausbrüche von Covid-19», sagt Reto Nüesch, Chefarzt der inneren Medizin, und warnt: «Die Situation im Spital ist zunehmend schlimm. Wir haben immer mehr Patienten, denen es schlecht geht. Wir machen alles, um die Leute zu retten. Das gelingt uns leider nicht immer.»
Tatsächlich besteht aktuell im Schwyzer Talkessel rund um den Kantonshauptort ein massiver Virenherd. Ein Grossteil aller kantonalen Ansteckungen passiert hier. Kurz nach Veröffentlichung des Video-Appells konnte BLICK mit Spitaldirektorin Franziska Föllmi (41) sprechen. Vor Ort sagt sie: «Noch haben wir die Situation unter Kontrolle.» Doch die Entwicklung sei dramatisch. Denn: Ein Ende der rasant steigenden Fallzahlen sei nicht in Sicht. Momentan ist jeder zweite Covid-19-Test, den das Spital Schwyz durchführt, positiv. «Wenn das so weitergeht, können wir das nicht mehr stemmen.»
Spital Schwyz: 22 von 25 Corona-Plätzen belegt
Die Situation ist angespannt, da nur eine beschränkte Zahl von Covid-Patienten behandelt werden kann. Konkret heisst das: 22 von 25 Betten auf der Isolationsstation sind bereits belegt – sowie eines von dreien auf der Intensivstation. «Wir klären mit anderen Zentralschweizer Spitälern ab, ob Patienten verlegt werden können», sagt Direktorin Föllmi. Das gehe aber nur, wenn sich das Virus dort nicht auch ausbreite.
Im Notfall könne das Spital die Kapazität noch weiter ausbauen. Das hätte aber massive Einschränkungen für den restlichen Betrieb zur Folge. Deshalb appelliert Föllmi an die Bevölkerung: «Haltet euch an die Regeln des BAG und setzt lieber noch einen drauf. Nur dann haben wir eine Chance, dass die Fallzahlen wieder sinken.»
Meist Männer, überwiegend über 60 Jahre alt
Die Personen, die im Spital Schwyz wegen Covid-19 in Behandlung sind, sind überwiegend über 60 Jahre alt. Zudem ist der Anteil Männer grösser. Föllmi erklärt: «Das entspricht etwa der üblichen Verteilung.» Die Frage, ob das Spital dem Druck standhält, bejaht sie: «Die Mitarbeiter hier leisten hervorragende Arbeit.» So musste niemand gezwungen werden, aus den Ferien zurückzukommen. Föllmi betont: «Die Stimmung ist angespannt, aber gut! Jeder weiss, wir müssen auch in Ausnahmesituationen reagieren können.»
Wegen der rasant steigenden Fallzahlen hat der Kanton Schwyz am Dienstag eine Maskenpflicht für Veranstaltungen ab 50 Personen eingeführt. Auch in Restaurants, Läden, der Post, Kinos und Kirchen muss eine Maske getragen werden, sofern der Abstand nicht eingehalten werden kann.
Während das Spital Schwyz schon lautstark Alarm schlägt, ist die Lage in anderen Krankenhäusern noch etwas komfortabler. So zum Beispiel in
St. Gallen: Das Kantonsspital ist gut gewappnet. Stand gestern Vormittag zählte es 22 Covid-Patienten (6 Intensiv-, 16 Normal-Station) – total hat es 36 Beatmungsplätze, die schnell auf 44 erweitert werden können. Auf den Normalstationen könnten momentan 75 Patienten aufgenommen werden.
Im Zürcher Unispital gab es gestern 15 Covid-Patienten. Ansage hier: Bei Bedarf könnten die Kapazitäten für Covid-Patienten «innerhalb kurzer Zeit wieder erhöht werden». Im Zürcher Triemlispital hat es 24 Isolationsplätze für Corona-Patienten, dazu vier Intensivpflegestations-Plätze. Momentan sind 16 Isolationsplätze und drei Intensivpflege-Plätze besetzt.
Das Kantonsspital Winterthur beherbergte am Dienstag sechs bestätigte stationäre Covid-Patienten. Ziemlich entspannt ist die Situation in Uri: Im Kantonsspital liegen zwei Covid-Patienten. Kapazitäten hätte es für 20.
Auch in der Westschweiz ist die Lage (trotz sehr hoher Infektionszahlen) in den Spitälern noch entspannt. So herrscht etwa bei den Jurassiern keine Not: Das Hôpital du Jura zählte gestern acht Covid-Patienten. Bei den Wallisern sind es 21. Im Hôpital du Valais stehen zurzeit 24 Akutbetten sowie 21 Betten auf der Intensivstation zur Verfügung. Nicolas Lurati
Während das Spital Schwyz schon lautstark Alarm schlägt, ist die Lage in anderen Krankenhäusern noch etwas komfortabler. So zum Beispiel in
St. Gallen: Das Kantonsspital ist gut gewappnet. Stand gestern Vormittag zählte es 22 Covid-Patienten (6 Intensiv-, 16 Normal-Station) – total hat es 36 Beatmungsplätze, die schnell auf 44 erweitert werden können. Auf den Normalstationen könnten momentan 75 Patienten aufgenommen werden.
Im Zürcher Unispital gab es gestern 15 Covid-Patienten. Ansage hier: Bei Bedarf könnten die Kapazitäten für Covid-Patienten «innerhalb kurzer Zeit wieder erhöht werden». Im Zürcher Triemlispital hat es 24 Isolationsplätze für Corona-Patienten, dazu vier Intensivpflegestations-Plätze. Momentan sind 16 Isolationsplätze und drei Intensivpflege-Plätze besetzt.
Das Kantonsspital Winterthur beherbergte am Dienstag sechs bestätigte stationäre Covid-Patienten. Ziemlich entspannt ist die Situation in Uri: Im Kantonsspital liegen zwei Covid-Patienten. Kapazitäten hätte es für 20.
Auch in der Westschweiz ist die Lage (trotz sehr hoher Infektionszahlen) in den Spitälern noch entspannt. So herrscht etwa bei den Jurassiern keine Not: Das Hôpital du Jura zählte gestern acht Covid-Patienten. Bei den Wallisern sind es 21. Im Hôpital du Valais stehen zurzeit 24 Akutbetten sowie 21 Betten auf der Intensivstation zur Verfügung. Nicolas Lurati