Das Coronavirus hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, ist hochansteckend und hält die ganze Welt in Atem. Und die Kantone verschärfen nach und nach ihre Maskenpflicht, um die Infektionen zu reduzieren.
Das Virus ist aber auch in der Luft präsent. Jeder Mensch stösst beim Ausatmen, Sprechen, Singen, Lachen oder Fluchen sogenannte Aerosole aus. Infizierte geben so die Viren an die Luft ab. Die Frage drängt sich darum auf: Kann das zu Ansteckungen führen?
Schliesslich können Aerosole mehrere Meter zurücklegen und mehrere Stunden überleben. Daher müssen geschlossene Räume besonders gut belüftet werden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät zu «Anlagen mit einer hohen Frischluftwechselrate und möglichst geringem Umluftanteil».
Aerosole werden in den Raum geblasen
Doch die Realität sieht anders aus. Viele Büros, Geschäfte und Supermärkte setzen noch auf das Umluftsystem. Das zeigt ein Stichprobentest der SRF-Sendung «Kassensturz».
Aber was heisst das? «Bei einem Umluftsystem wird die Luft aus dem Raum angesaugt, im Gerät gefiltert, gekühlt, geheizt oder klimatisiert und danach wieder in den Raum geblasen», sagt Simon Geisshüsler vom Gebäudetechnikverband Suissetec zu BLICK. Da kein oder nur wenig Austausch mit frischer Luft stattfindet, werden auch die Aerosole in den Raum geblasen – und damit auch die Coronaviren.
Damit könnte auch das Infektionsrisiko steigen, erklärt Walter Zingg (53), Spezialist für Infektionsprävention und Spitalhygiene am Unispital Genf. Wie hoch das Risiko aber tatsächlich sei, könne man nicht sagen. Zingg zu BLICK: «Die Frage ist, wie hoch die Konzentration der Viren in der Luft sein muss, um sich anzustecken. Und das weiss man noch nicht.»
Daher sei die Maskenpflicht in Geschäften sinnvoll. Zingg geht davon aus, «dass die Aerosolbildung durch Maskentragende tatsächlich vermindert wird, was zu einer Gesamtreduktion der Aerosole in einem Laden beiträgt».
Unternehmen sollten Lüftungssysteme optimieren
Angst, sich beim Einkaufen anzustecken, müssten wir trotzdem keine haben, beruhigt Zingg. «Das Risiko, sich in der Migros oder im Coop über die Luft anzustecken, tendiert gegen null. Sonst würden die Infektionszahlen ganz anders aussehen.»
Dennoch: Die Unternehmen sollten die Pandemie zum Anlass nehmen, ihre Umluftsysteme zu optimieren. Denn nicht nur Coronaviren, auch andere Bakterien und Viren – darunter auch das Grippevirus – schwirren in Form von Aerosolen durch die Luft.
Um diese davon zu reinigen, braucht es ein UV-C Gerät. Dies funktioniert auch nach dem Umluftprinzip. Mittels spezieller Röhren werden die Bakterien und Viren aber abgetötet. Zingg zu BLICK: «UV-C ist wirksam. Das ist bewiesen.»
Coop hat Frischluft-Anteil erhöht
Wie viele Umluftanlagen in Migros-Filialen betrieben werden, kann das Unternehmen nicht sagen. Migros-Sprecher Marcel Schlatter zu BLICK: «Seit Beginn der Krise ist es bei der Migros aber zu keinen nennenswerten Krankheitsausbrüchen gekommen. Dies zeigt uns, dass wir über sehr gute Schutzkonzepte verfügen.»
Anders dagegen Coop. Das Unternehmen hat wegen Corona reagiert. Die Klima- und Lüftungsanlagen wurden überprüft und der «Anteil an Frischluft, wo immer möglich, erhöht», sagt Coop-Sprecherin Rebecca Veiga.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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