Zwischen den beiden Häusern unmittelbar neben der Autobahn A3 in Wollerau SZ stehen ein Dutzend Plastikkübel, alle randvoll mit Bauschutt. Gefüllt hat sie noch der am Montag tödlich verunglückte Hausbesitzer. Es ist der Aushub des Tunnels, den er von Heizungskeller zu Heizungskeller seiner beiden Mehrfamilienhäuser gegraben hatte. Im letzten Drittel brachen die Stützen, der Senior wurde verschüttet. «Dabei arbeitete er so gewissenhaft», sagt der Ukrainer Andrij (67), ein Mieter des Verstorbenen.
Der Senior war unglaublich kräftig
Andrij lebt seit März 2022 in dem Haus, mit ihm seine Schwester, seine Nichten und Neffen. Der pensionierte Chauffeur verstand sich von Anfang an sehr gut mit seinem Vermieter. «Wir waren beide sehr gute Sportler. Er machte Zehnkampf, ich spielte Fussball. Trotz seines hohen Alters war er viel kräftiger als ich», sagt Andrij. Er weiss das, weil er zwischendurch auf der Baustelle mit angepackt hatte.
«Er hob die Kübel so locker hoch, ich dachte, das kann ich auch. Aber ich merkte schnell, das ist zu viel für mich. Es war nasse Erde mit Steinen. Unglaublich schwer.» Der Hausbesitzer hingegen schleppte den ganzen Tag: «Er war bereits morgens um sieben am Graben und Schleppen», sagt Andrij.
Ein Teil des Tunnels war fertig
Der Ukrainer erinnert sich: «Auf der einen Seite waren die Wände und Decke schon perfekt betoniert. Das Unglück geschah im letzten Drittel des Tunnels. Er wollte für Heizung, Wasser, Abwasser und Strom die Leitungen erneuern. Darum wollte er den Stollen.»
Am Tag des Unglücks war Andrij nicht zu Hause. Es passierte am Montag. Er sagt: «Eine Bewohnerin glaubt, dass sie eine Erschütterung gefühlt hatte. Aber das war ja nichts Ungewöhnliches, bei Markus rummste es schliesslich die ganze Zeit. Leider bemerkte niemand, dass Markus T. verschüttet wurde!» Erst am Dienstagmorgen, als der Senior weder zu Hause in Zug erreichbar war, noch auf der Baustelle auftauchte, meldete ihn die Familie als vermisst. Wie die Kantonspolizei Schwyz schreibt, entdeckte schliesslich eine Patrouille den Vermissten nach einer kurzen Suchaktion in der verschütteten Baugrube. Der Rentner starb unter den Geröllmassen.
Das Haus war jahrelang unbewohnt
«Es war ein grosser Schock für mich», sagt Andrij. «Ich mochte ihn sehr. Er erfüllte uns jeden Wunsch.» Der Flüchtling weiss, dass vor seiner Familie das Haus während Jahren niemand bewohnt hatte.
Immerhin: Die Bewohner der beiden Häuser müssen keine Angst haben, dass sie sich eine neue Bleibe suchen müssen. «Sowohl die Erben, als auch die Gemeinde haben uns versichert, dass wir bleiben können», sagt Andrij. «Nur Markus wird uns fehlen», sagt er.
*Name geändert