Bau-Unfall in Dietikon
Zwei Bauarbeiter wegen fahrlässiger Tötung schuldig

Das Bezirksgericht Dietikon hat am Donnerstag zwei Bauarbeiter wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen. Ein dritter Beschuldigter wurde freigesprochen.
Publiziert: 10.11.2022 um 14:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2022 um 14:41 Uhr
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Die Unfall-Baustelle in Dietikon ZH am Tag nach dem Unfall. Hier starb Yves Radakovits (†15) unter einem über zwei Tonnen schweren Betonelement. (Mitte Bild)
Foto: Beat Michel

Das Bezirksgericht Dietikon hat am Donnerstag zwei Bauarbeiter wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen. Ein dritter Beschuldigter wurde freigesprochen.

Maurerlehrling Yves Radakovits (†15) aus Geroldswil ZH wurde im Dezember 2019 bei einem tragischen Baustellen-Unfall in Dietikon ZH von mehreren Betonplatten erschlagen. Beim ersten Verurteilten handelt es sich um einen 70-jährigen Kosovo-Albaner, damals Polier und Kranführer. Laut Anklageschrift hatte er mit dem Kran die über zwei Tonnen schweren Betonelemente auf die Baustelle abgeladen. Damit sie nicht kippten, lehnte er sie an einen Materialcontainer. Doch später hob er den Container wieder weg und stellte vier Elemente senkrecht hin – ohne Sicherung. Gleichzeitig war er verantwortlich für den Lernenden Yves. Er hätte verhindern müssen, dass er sich bei der Arbeit in Gefahr bringt.

Die zwei weiteren Angeklagten, zwei Portugiesen (22 und 36), lösten den Sturz der Betonelemente aus. Der Ältere der beiden ist Maschinenbauführer, er führte mit dem Bagger den Transport der Platten aus. Der jüngere ist Hilfsarbeiter, auf einer Leiter hängte er die Betonelemente an den Bagger. Bereits beim ersten Element kippte die Betonwand um und fiel gegen das zweite Element, so dass dominoartig alle vier umfielen und Yves Radakovits unter sich begruben.

Eltern haben schwere Vorwürfe erhoben

Vor dem Prozess Anfang November konnte Blick mit der Familie des verstorbenen Teenagers sprechen. Es dauerte beinahe drei Jahre, bevor der Fall vor Gericht landete. Für die Angehörigen ist seither nichts mehr, wie es war. «Wir sind müde und enttäuscht», sagt Yves Vater Christian Radakovits (52). «Aber wir werden am Prozess dabei sein.»

Für die Familie war in den fast drei Jahren rund um die Untersuchung vieles unklar, zu der Trauer kam auch Wut auf die Verantwortlichen der beiden beteiligten Firmen und die drei Angeklagten. Christian Radakovits sagt: «Wir waren bei allen Einvernahmen dabei. Ich kann diese Menschen nicht verstehen. Darunter sind auch Familienväter, trotzdem haben sie kein Mitgefühl. Die Einsicht, dass sie etwas falsch gemacht haben, fehlt komplett.»

Auch Yves Bruder Mike (26) ist enttäuscht. «Einer hat sogar gesagt, dass Yves ohne Anweisung im Gefahrenbereich gewesen sei. Das ist einfach nicht ehrlich», sagt er. Auch nach drei Jahren geht er noch immer an das Grab seines Bruders. «Ich spreche jeden Abend in Gedanken mit Yves. Mein Bruder wird für immer und ewig in unseren Herzen weiterleben.» (nab/chs)

«Wir sind müde und enttäuscht»
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Vater von Yves (†15):«Wir sind müde und enttäuscht»
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