Es sind echte Schrecksekunden: Ein Segelflugzeug fliegt frontal in die Felsen. Ein Flügel wird beim Aufprall abgerissen. Danach stürzt die Maschine in die Tiefe. Der Unfall passiert am Sonntag um 14.35 Uhr am Solothurner Bettlachberg. Ein Augenzeuge filmt die schlimmen Szenen. Der Pilot ist allein in der Maschine, überlebt und landet schwer verletzt im Spital.
Der Augenzeuge beschreibt den Unfall gegenüber BLICK: «Drei Segelflieger flogen nahe an den steilen Felsen vorbei. Einer touchierte mit dem Flügel eine Stromleitung, stürzte ab und krachte in den Berg.» Diese ersten Erkenntnisse werden von der Kantonspolizei Solothurn bestätigt. «Es knallte und funkte zwischen den Bäumen», so der Zeuge, der auch den Notruf wählte.
Nach dem Frontalcrash gegen die Felsen bricht die Maschine im Waldstück unterhalb auseinander. Die Bergung ist heikel, es handelt sich um steiles, sehr unwegsames Gelände. Im Einsatz stehen ein Rega-Helikopter, zwei Ambulanzen und mehrere Polizei-Patrouillen. Der Pilot kann geborgen werden.
Der Pilot hat jahrelanges Training
BLICK-Recherchen zeigen nun: Die drei Flugzeuge starteten am Flugplatz Grenchen SO. Und: Beim Crash-Piloten handelt es sich um Anton B.* (54). Der Handwerker gilt als erfahren, hat jahrelanges Training.
Seine Familie hat den ersten Schock überwunden, kennt die Details zum Unfall aber auch noch nicht. «Wir wissen nicht genau, was passiert ist», sagt der Sohn zu BLICK. «Auch nicht, wie es ihm geht. Wegen dem Coronavirus dürfen wir ihn im Spital leider nicht besuchen. Doch er ist ansprechbar.» Nur: «Er kann sich aber an nichts mehr erinnern!»
Mit Herzblut und Fingerspitzengefühl gerne historische Flieger restauriert
Anton B. ist eine bekannte Figur in der Schweizer Segelflieger-Szene. Das Brevet hat er, seit er 16 Jahre alt ist. Zudem restaurierte er mehrere historische Segelflieger und machte die Oldtimer wieder flugfähig. Für seine Leidenschaft investierte er viel Herzblut und Tausende Arbeitsstunden. Ein höheres Risiko als neue stellen solch historische Flieger kaum dar. Denn schon während der Restauration kontrolliert das Luftfahramt laufend die Arbeiten.
Mit seinem Engagement schaffte es Anton B. auch immer wieder in die Öffentlichkeit: In den letzten Jahren konnte er seine Projekte in diversen Medien und an Flieger-Treffen vorstellen – etwa wenn ein bestimmter Flugzeugtyp nach Jahren erstmals wieder in die Luft stieg.
Seinen sonntäglichen Rundflug startete B. ohne Auflagen. Denn auch der Flugplatz Grenchen ist während der Corona-Krise geöffnet, Freizeitflüge sind trotz Covid-19 erlaubt. Der genaue Unfallhergang wird nun von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) abgeklärt.
*Name geändert