Schweizer Firma erklärt die Gesichtserkennungs-Software
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Darum ist Polin nicht Maddie:Schweizer Firma erklärt die Gesichtserkennungs-Software

Schweizer Gesichtserkennung liefert den Beweis
«Es ist unmöglich, dass die junge Polin Maddie ist»

Eine junge Polin behauptet, sie sei Maddie McCann, die vor mehr als 15 Jahren verschwunden ist. Doch das kann unmöglich sein. Den Beweis liefert eine Schweizer Software-Firma – mithilfe von Gesichtserkennung.
Publiziert: 21.02.2023 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2023 um 17:03 Uhr
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Julia Faustyna aus Polen behauptet, dass sie Maddie sei.
Foto: Screenshot
Janine Enderli

Vor einer Woche kannte so gut wie niemand Julia Faustyna (21). Jetzt folgen der Polin allein auf Instagram fast eine Million Menschen. Kein Wunder: Sie hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Faustyna behauptet, dass sie in Wahrheit Maddie McCann sei.

Das britische Mädchen wird seit fast 16 Jahren vermisst. Sie war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Wohnung ihrer Familie in einer Ferienanlage an der südportugiesischen Algarve-Küste verschwunden, während ihre Eltern in einem Restaurant beim Essen waren. Trotz gross angelegter internationaler Fahndung und zahlreicher Aufrufe ihrer Eltern wurde der Fall nie aufgeklärt. Von Maddie fehlt bis heute jede Spur.

Und jetzt meldet sich plötzlich Julia Faustyna zu Wort. Die 21-Jährige hat mehrere Fotos und Videos gepostet, in denen sie versucht, ihren Followern die Ähnlichkeiten zwischen sich und Maddie zu zeigen. Sie behauptet sogar, den gleichen seltenen Fleck auf einem Auge zu haben, der das kleine Mädchen auszeichnet. Sie sei als kleines Kind adoptiert worden und könne sich nur ganz schlecht an ihre Kindheit erinnern, habe aber eine Erinnerung an einen Ort, der ähnlich wie die Ferienanlage in Portugal aussieht.

Polin erklärt, wieso sie Maddie sein soll
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Polizei setzt Technologie ein

Im Internet wird nun wild spekuliert und diskutiert. Ist die Polin wirklich die vermisste Maddie? Die Schweizer Software-Firma Ava-X aus Winterthur ZH hat die Fotos genau untersucht – und zwar mithilfe eines «Face Matching»-Programms (Gesichtsabgleich). Diese Technologie setzt das Unternehmen normalerweise für Täteridentifikationen ein und unterstützt so auch die Polizei bei ihren Ermittlungen. Auch mit NGOs arbeitet Ava-X zusammen. Dabei geht es darum, verlorene oder adoptierte Kinder mit ihren Eltern zu vereinen. Im Fall von Faustyna ist das Ergebnis eindeutig: keine Übereinstimmung!

«Es ist praktisch unmöglich, dass die junge Polin Maddie ist», sagt Ava-X-Chef Christian Fehrlin (50) zu Blick. Zuerst hätten sie ein Kindheitsbild der Polin mit ihr als erwachsene Frau abgeglichen. «Das ergab einen Treffer. Als wir das Gleiche jedoch mit dem Bild von Maddie gemacht haben, konnte keine Übereinstimmung gefunden werden.

«Sie kann sich den DNA-Test sparen»

Weiter führt Fehrlin aus, wie die Technologie genau funktioniert: Die Software sucht Identitäten anhand von Vektoren. Das heisst, dass das Programm das Gesicht auseinanderzieht und es in verschiedene Partien zerlegt. Anschliessend schaut das Programm, ob es Übereinstimmungen mit den Gesichtspartien anderer Bilder in anderen Datenbanken gibt.»

Das Resultat: Es gab keine einzige Übereinstimmung. Der Unternehmer bestätigt, dass man etwas zwar nie zu 100 Prozent ausschliessen kann, die Software arbeite aber sehr genau, und deshalb kann man zu weit über 90 Prozent sagen, dass die junge Polin nicht Maddie ist. «Sie kann sich den DNA-Test sparen», so Fehrlin.

Julia Faustyna versucht um jeden Preis, die Behörden zu erreichen, die für die Untersuchung des Falls Maddie McCann zuständig sind. Sie will einen DNA-Test bekommen, um herauszufinden, ob sie das vermisste Mädchen ist oder nicht.

Ermittler haben Christian B. im Verdacht

Kate (54) und Gerry McCann (55) haben sich bislang nicht zu den Behauptungen von Julia Faustyna geäussert. Auch die Ermittler gehen weiter davon aus, dass Maddie Opfer eines Verbrechens wurde. Falls Maddie noch lebt, woran die Ermittler schon lange nicht mehr glauben, wäre sie heute 19 Jahre alt und nicht 21. Ausserdem haben die Behörden einen Täter im Visier.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig gab im Juni 2020 bekannt, dass sie in dem Fall Mordermittlungen gegen den Deutschen Christian B.* führt. Er war wegen Sexualdelikten vorbestraft und lebte von 1995 bis 2007 regelmässig an der Algarve.

Christian B., der unter anderem wegen schweren Kindesmissbrauchs einschlägig vorbestraft ist, sitzt derzeit wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen amerikanischen Portugal-Touristin im Jahr 2005 im Gefängnis.

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