So verabschiedete sich Danilo N. von seinen Freunden in Italien
«Ich gehe auf eine lange Reise»

Danilo N. erschoss am Freitag vor der UBS in Zürich seine Frau Irene R. – und dann sich selbst. Wie konnte es so weit kommen? Freunde und Familie sind geschockt und erzählen von seinen letzten Stunden.
Publiziert: 25.02.2018 um 23:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:55 Uhr
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Zelte der Spurensicherung decken den Tatort in der Europaallee ab.
Foto: Keystone
Myrte Müller und Michael Sahli

Wenn aus Liebe blinder Hass wird. Sieben Jahre lang scheinen Danilo N.* (38) und Irene R.* (35) das perfekte Ehepaar. «Seine Frau und seine kleine Tochter (4) waren Danilos Ein und Alles», sagt ein Freund des Paares. Irenes ältere Tochter (9) aus erster Ehe habe er liebevoll aufgenommen. Er sei so stolz auf seine kleine Familie gewesen. Am vergangenen Freitag zerstörte Danilo N. die Familie für immer.

«Blut floss die Strasse runter»
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Augenzeuge über die Schiesserei an der Zürcher Europaallee:«Blut floss die Strasse runter»

Um 14.30 Uhr erschiesst der Süditaliener seine Ehefrau vor ihrem Arbeitsplatz, der UBS-Filiale in der Europaallee. Dann richtet Danilo N. die Pistole gegen sich und drückt ab. Beide sterben noch vor Ort. «Wir sind am Boden zerstört. Wir wissen nicht, warum Danilo das getan hat», sagten auch Irenes Eltern gestern verzweifelt zu BLICK.

Tatort: Auf der Rückseite des UBS-Gebäudes in der Europaallee liegen zwei leblose Körper.
Foto: BLICK Leserreporter

Doch warum endete die Liebesgeschichte in einem Drama?

Danilo N. und Irene R. stammen aus der apulischen Provinz Lecce. Er kommt aus Supersano, sie aus Ruffano. Die Ortschaften sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Während er in Italien lebt, verbringt die Bankangestellte nur die Ferien in der Heimat.

Danilo N. gab für seine Ehefrau alles auf

Erst als sich Irene von ihrem ersten Mann scheiden lässt, kommt sie mit ihrem ehemaligen Urlaubsflirt Danilo zusammen. Es folgt die Heirat, er ihr in die Schweiz. Für Irene R. gibt der Süditaliener seinen Handwerksbetrieb auf. Die Freunde. Seine Leidenschaft für Jagd und Waffen. Was von der Heimat bleibt, ist ein Ferienhaus am Meer in Lido Marini. 

Doch Danilo N. kommt in der Schweiz immer weniger zurecht. Als er nach einer OP nur noch Teilzeit arbeiten kann, kommt es zu Spannungen zwischen dem Paar, sagt Nachbarin P. Sie erinnert sich: «Mir sagte Danilo immer, in Italien sei er sein eigener Chef gewesen. Hier in der Schweiz aber müsse er als einfacher Arbeiter das tun, was man ihm sagt.»

«Er hat sich einen Monat im Haus eingeschlossen»

Der gelernte Gipser schmeisst seinen Malerjob in Zürich hin. Er möchte zurück nach Supersano (I). Irene R. aber will nicht mit nach Apulien. Sie trennt sich von ihm und kündigt die gemeinsame Wohnung in Schlieren ZH. «Da muss für Danilo eine Welt zusammengebrochen sein», sagt sein Freund.

Die Trennung erfolgt kurz vor Weihnachten. Danilo N. zieht aus, kommt vorübergehend bei Freunden in Zürich unter. Im Januar kehrt der Süditaliener zurück nach Apulien. «Er hat sich dort einen Monat lang in sein Haus eingeschlossen», erzählt Irenes Tante Assunta F. gegenüber BLICK.

Schmiedete er da seinen tödlichen Plan? Erst einen Tag vor dem Drama sei er zurück in die Schweiz gefahren, sagt sie. Zum Abschied sagte er Freunden: «Ich gehe auf eine lange Reise.» Niemand habe gedacht, dass er den Tod meinte, sagt Assunta F. «Wir alle können nicht glauben, was da passiert ist. Sie waren doch einst so glücklich.»

* Namen der Redaktion bekannt 

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