Am Samstagabend prügelte eine Gruppe Jugendlicher – drei junge Männer und zwei Frauen – eine Passantin (38) am Bahnhof Embrach ZH ins Spital. Opfer Eleonora B.* erinnerte sich im BLICK an die brutale Attacke: «Sie haben mich aufs Gleis geworfen!». Die schmerzhaften Folgen: sechs gebrochene Rippen, eine angerissene Lunge, Flüssigkeit in den Organen – dazu ist der ganze Körper mit Hämatomen übersät.
BLICK-Recherchen zeigen nun: Hatem D.* (17) stiess die Frau am verhängnisvollen Abend auf die Geleise. Der junge Mann, der in der Region wohnt, bestreitet die Tat im Gespräch nicht – will aber aus Notwehr gehandelt haben. Hatem D. dazu: «Die Frau hat begonnen, uns anzupöbeln!» Wie aus dem Nichts sei sie auf seine Partnerin losgegangen. «Ich musste eingreifen, um meine Freundin zu beschützen.» Seine Version: «Sie hat einem der Mädchen an den Hals gegriffen. Meiner Freundin verpasste sie mit dem Knie einen Tritt zwischen die Beine.»
Jugendlicher verteidigt seine Schläge
Auf den Gleis-Wurf angesprochen, wird der Teenager kleinlaut. Seine krude Verteidigung: «Ich habe die Frau gepackt, um sie zu beruhigen. Sie wehrte sich. Dann schleuderte ich sie aufs Gleis.»
Der Zürcher will festhalten: «Sie hat begonnen. Nicht wir!» Immerhin: Am Ende des Gesprächs ringt sich Hatem D. doch noch zu einer Entschuldigung durch. «Dass sie sich dabei derart verletzte, tut mir leid.»
Für Opfer Eleonora B. sind diese Worte ein schwacher Trost. Sie sagt, dass sie sogar noch geschlagen wurde, als sie sich aus dem Gleisbett befreite. «Er zeigte keine Gnade, man sah es in seinem Blick.» Besonders feige: Die fünf Jugendlichen ergreifen nach der Attacke die Flucht, überlassen die verletzte Frau ihrem Schicksal.
Was vor der Schlägerei passierte, klärt nun die Jugendanwaltschaft des Kantons Zürich. Die Darstellungen der Gruppe Jugendlicher und der verprügelten Frau gehen weit auseinander. Paolo* (16), ein anderes Mitglied der Prügel-Gang, behauptet ebenfalls: «Die Frau hat uns angepöbelt – nicht umgekehrt! Sie schrie uns quer übers Perron an und kam aggressiv auf uns zu.» Sie habe geweitete Pupillen gehabt. «Es schien, als sei sie high gewesen.»
Die Clique ist in der Region bekannt – und berüchtigt
Bei Eleonora B. klingt der Hergang völlig anders. Ausgangspunkt war ein Selecta-Automat. Sie sagt: «Ich war hungrig und wollte mir ein Beef Jerky herauslassen.» Nachdem das Fleisch stecken geblieben war, begannen die Jugendlichen später, gegen die Maschine zu treten. Das Opfer weiter: «Ich sagte ihnen, sie sollen aufhören, es kam zur Diskussion.» Plötzlich seien die Mädchen ausfällig geworden: «Ich antwortete den Mädchen, sie hätten ja noch Eierschale am Hintern. Dann kam unvermittelt ein Schlag von einem der Jungs – ins Gesicht!»
Die Fünfer-Clique ist in der Gegend bekannt – und berüchtigt. Ali* (22) aus Embrach weiss: «Hatem und seine Freundin sind arbeitslos. Sie hören oft laut Musik. Wenn man an ihnen vorbeiläuft, schauen sie einen oft provokant an.» Und: «Sie hängen oft an Bahnhöfen rum – auch in Bülach oder in Winterthur. Und halt in Embrach.» Wie am verhängnisvollen Samstagabend – als sie auf ihr Opfer Eleonora B. treffen.
* Namen geändert