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Geisel-Drama in Zürich-Wiedikon mit drei Toten
Killer Ante S. (†60) terrorisierte seine Ex-Freundin (†34) schon vor der Bluttat

Die Wahnsinnstat von Zürich-Wiedikon hat eine düstere Vorgeschichte. Der spätere Killer hatte seine Ex-Freundin schon vor der Geiselnahme bedroht. Selbst der Arbeitgeber und ihre Geschwister wurden von Ante S. angegangen.
Publiziert: 03.06.2019 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2020 um 11:18 Uhr
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Der Geiselnehmer Ante S. (†60) erschoss am Freitagmorgen sich selbst und zwei Frauen in Zürich-Wiedikon.
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Michael Sahli

Die Geiselnahme von Zürich mit drei Toten war keine Kurzschlussreaktion – sondern eine Bluttat, die sich über Wochen und Monate angekündigt hat. Am Freitagmorgen nahm Ante S.* (†60) seine Ex-Freundin Leonora F.* (†34) und ihre Mitbewohnerin Dana T.* (†38) am Döltschiweg als Geiseln. Er versprach der Polizei nach nervenaufreibenden Verhandlungen, sich zu ergeben. Doch stattdessen tötete er die beiden Frauen und sich selber. BLICK-Recherchen zeigen nun: Schon vor der Tat hat er seine Ex-Freundin über eine längere Zeit bedroht, gestalkt und terrorisiert.

Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigt: Schon Mitte April hat Leonora F. bei der Stadtpolizei Anzeige gegen ihren späteren Killer eingereicht. Damals seien auch Gewaltschutzmassnahmen geprüft, aber wieder verworfen worden. «Die ganze Vorgeschichte ist ebenfalls Gegenstand der weiteren Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft», heisst es von der Staatsanwaltschaft.

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Bei der Einvernahme zeigte er sich kooperativ

Bei der Stadtpolizei hat das spätere Todesopfer eine ganze Reihe von Vorwürfen gegen den Ex-Freund erhoben. So habe Ante S. mit dem Chef von Leonora F. Kontakt aufgenommen und «rufschädigende Aussagen» über sie gemacht, bestätigt die Zürcher Staatsanwaltschaft. Auch bei einem Bruder seines späteren Opfers hat sich Ante S. gemeldet – mit beleidigenden Textnachrichten. Zudem hat er seine Ex-Freundin schon Wochen vor der brutalen Tat bedroht und genötigt.

Ante S. musste deswegen bei der Polizei zur Befragung antraben: «Nach dem Eingang der Strafanzeige Mitte April 2019 hat die Stadtpolizei Zürich Einvernahmen durchgeführt und verschiedene Abklärungen vorgenommen.» Wie auch später als Geiselnehmer gaukelt der 60-Jährige auf der Wache vor, mit der Polizei zu kooperieren. Zeigt sich gar «geständig und reuig», sagt die Staatsanwaltschaft.

Schutzmassnahmen für das Opfer wurden geprüft

Weil Drohungen im Raum standen, wurden Schutzmassnahmen geprüft. Darauf sei schliesslich verzichtet worden, weil das Opfer das selber nicht wünschte. Eine fatale Fehlentscheidung, wie sich nur wenige Wochen später zeigen sollte.

Seiner Ex-Frau Roxana C.**, mit der er bis zu seinem gewaltsamen Tod ein enges Verhältnis hatte, erzählte Ante S. eine ganz andere Geschichte. Zwar sei es vor sechs Wochen tatsächlich zum Bruch gekommen. Aber: Er habe keine Ahnung, warum Leonora plötzlich ausgezogen sei. Ex-Frau Roxana sagte zu BLICK: «Sie hat ihre gemeinsame Wohnung verlassen, um Kaffee trinken zu gehen.» Und: «Danach schickte sie ihm ein SMS, dass sie am darauffolgenden Samstag ihre Kleider abholen würde.» Ante sei am Boden zerstört gewesen.

Nur: Weder seiner Ex-Frau Roxana noch der Polizei hat Ante S. die Wahrheit gesagt. Stattdessen fasst er einen blutigen Plan. Er dürfte seine Faustfeuerwaffe schon dabei gehabt haben, als er bei seiner Ex-Freundin und deren Mitbewohnerin vorstellig wurde.

* Namen geändert

** Name bekannt

«Er war kein Monster»
4:40
Ex-Frau von Ante S. spricht:«Er war kein Monster»
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