Als der Radio-24-Moderator Dominik Widmer diese Woche sein Sturmgewehr schulterte, um das obligatorische Schiessen zu absolvieren, löste er einen Polizeieinsatz aus.
Schüler sahen, wie Widmer in ein Parkhaus fuhr, das sich unter ihrer Schule befindet. Der Rektor alarmierte daraufhin die Polizei. Diese suchte die Schule zwei Stunden lang nach Widmer ab, der aber schon längst Fahrrad gegen Auto eingetauscht hatte und auf dem Schiessplatz stand.
Auch wenn sich die Sache im Nachhinein aufklärte, war sie für sämtliche Involvierten nervenaufreibend.
Armee weist Verantwortung von sich
Was Dominik Widmer passierte, kommt immer wieder vor. Denn laut Gesetz steht es den Schützen frei, wie sie das Gewehr transportieren wollen.
«Das Militär ist gefordert», sagt Beat Mühlemann, Schützenmeister im Schützenverein Aeugst am Albis ZH. «In der RS und im WK müssen die Leute darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie die Gewehre eingepackt transportieren sollen.»
Doch die Armee will davon nichts wissen. «Das obligatorische Schiessen gibt es seit mehr als 100 Jahren. Schon immer war freigestellt, wie das Gewehr transportiert wird. Daran werden wir sicher nichts ändern, nur weil die Bevölkerung ängstlicher ist als früher», sagt Armeesprecher Daniel Reist.
Ohnehin scheine es vor allem im Kanton Zürich so zu sein, dass der Anblick eines Mannes mit Sturmgewehr zu einem Polizeieinsatz führe.
Auch die Schützenvereine sehen sich nicht in der Pflicht. Ihre Mitglieder seien Sportschützen und trügen die Waffe und dazugehörende Utensilien wie Brillen immer in einer Tasche, heisst es überall, wo BLICK nachfragte.
Und bei denjenigen, die zum Obligatorischen kommen, könne man ja gar nichts ausrichten, weil man sie erst auf dem Schiessplatz sehe.
Wenige Fälle, aber sie häufen sich
Während alle Verantwortung von sich weisen, häufen sich die Polizeinsätze wegen Sturmgewehren.
Die Stadtpolizei Zürich erhalte pro Monat im Durchschnitt einen Anruf, weil sich jemand aufgrund einer Person mit Sturmgewehr unwohl fühle, erklärt Sprecher Marco Cortesi gegenüber «FM1Today».
Dieses Jahr sei dies aber bedeutend öfters vorkommen. Einmal sei sogar ein Arzt mit seinem Sturmgewehr ins Spital spaziert und habe damit einen Grosseinsatz ausgelöst.
Die Kantonspolizei St. Gallen spricht von einer Handvoll Fälle pro Jahr. Gerade letzten Monat habe ein junger Mann sein Sturmgewehr auf dem Weg zum Obligatorischen im Zug transportiert und so Passagiere verängstigt.
Andere Polizeistellen haben keine Zahlen zu solchen Vorkommnissen, allzu oft müsse deswegen aber nicht ausgerückt werden.