Schweizer Erfindung
Diese Masken sollen Coronaviren zerstören

Die Schweizer Firma Livinguard hat eine Technologie entwickelt, mit der Schutzmasken die Erreger nicht nur abhalten, sondern vernichten. Der Bund zögert noch mit einer Empfehlung.
Publiziert: 26.07.2020 um 00:15 Uhr
|
Aktualisiert: 27.07.2020 um 16:24 Uhr
1/7
Masken, die Coronaviren nicht nur filtern, sondern sie gar zerstören?
Foto: geisser
Dana Liechti

Masken, welche Corona­viren nicht nur filtern, sondern gar zerstören? Das tönt erst mal nach Science-Fiction. Genau das verspricht aber der Gründer und Geschäftsführer der Schweizer Hygiene­techno­logie-Firma Livinguard, Sanjeev Swamy (59). Zusammen mit Forscherinnen und Forschern hat er ein Verfahren entwickelt, mit dem Oberflächen selbstdesinfizierend gemacht werden können. Daraus sind in der Vergangenheit etwa wiederverwertbare, antibakterielle Hygienebinden für Frauen entstanden oder Filter, die verunreinigtes Wasser trinkbar machen.

Jetzt will Swamy in den Markt für Corona-Schutzmaterial einsteigen. Seine Technologie überträgt er auf Stoffmasken. Das Prinzip: Oberflächen wie etwa von Texti­lien werden mit einer starken positiven Ladung versehen. Kommen Bakterien und Viren – die eine ne­gative Ladung aufweisen – damit in Kontakt, werden sie zerstört. Das soll laut Swamy zu einer dauerhaften Vernichtung der Krankheitserreger führen. «Sie müssen sich das vorstellen wie bei Magneten», sagt er. «Gelangen Viren in die Nähe unserer Maske, werden sie angezogen und es gibt eine Art Kurzschluss, bei dem das ­Virus zerstört wird und von der Maske abfällt.»

Wenn die Schutzmaske auch ein Schal ist
3:38
Im Kampf gegen Corona:So ziehen Sie Schutzmasken richtig an

Universität bestätigt Wirksamkeit

Doch klappt das wirklich? Zumindest die Freie Universität ­Berlin, die die Masken im Rahmen ­eines Projekts der EU zur Förderung von alternativen Materia­lien für Gesichtsmasken untersuchte, hat die Wirksamkeit der Masken bestätigt.

Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), die in der Schweiz an Technologien und Qualitätsstandards für Masken arbeitet, will hingegen noch keine konkrete Empfehlung für die mit der besonderen Technologie behandelten Masken abgeben. Denn, so Abteilungsleiter René Rossi, man erarbeite im Moment noch die analytischen Methoden, um die Wirksamkeit solcher Beschichtungen untersuchen zu können. Aber, so Rossi weiter: «Bereits heute werden sehr viele Produkte in der Schweiz verkauft, die im Ausland geprüft und zertifiziert wurden – unter anderem alle Chirurgen- und Schutzmasken.»

Tägliches Waschen nicht nötig

Sanjeev Swamy verspricht indes: «Unsere Technologie vernichtet nachweislich über 99,9 Prozent der Coronaviren, die mit ihr in Berührung kommen.» Natürlich sind auch die Livinguard-Maskenträger nur dann bestmöglich geschützt, wenn andere ­Hygienemassnahmen wie das gründliche Händewaschen eingehalten und die Maske auch richtig getragen wird. Aber: «Es ist fast unmöglich, dass durch unsere Masken etwas durchdringt.» Dank der speziellen Technologie muss die Stoffmaske üb­rigens auch nicht wie andere täglich heiss gewaschen werden. Es reicht, wenn man sie – bei täglichem ­Gebrauch – einmal die Woche kalt abspült und zum Trocknen aufhängt.

Einen Haken hat die Maske aber dennoch: Bei einem Preis von knapp 30 Franken pro Stück schlägt sie ziemlich aufs Portemonnaie. «Aber man kann sie bis zu 30-mal waschen, also dürfte sie am Ende kostengünstiger sein als andere Alternativen», sagt Swamy. «Und in jedem Fall deutlich umweltfreundlicher als Einwegmasken.» Rund ein halbes Jahr schützt die Maske laut Beipackzettel – und ersetzt über 200 herkömmliche Einweghygienemasken. Danach kann sie als normale Stoffmaske weiterverwendet werden.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?