Seit Ausbruch der Corona-Krise fallen sie auf Schweizer Strassen besonders auf: Auto-Poser, die den Motor aufheulen lassen und sich jedes Wochenende ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei liefern. Für Verkehrspsychologe Urs Gerhard (70) ist klar: «Es ist Imponier- und Balzgehabe, ein Aufplustern, wie es im Tierreich auch vorkommt.» Er weiss: «Die jungen Männer wollen auf sich aufmerksam machen wie der Hahn mit seinem Kamm.» Die Autos seien eine Verlängerung ihres Körpers wie das Geweih beim Hirsch.
Am Wochenende hat BLICK eine Gruppe junger Autotuner (allesamt junge Männer) eine Nacht lang begleitet. Auch dort glaubt Mann: «Gewisse Frauen zeigen automatisch mehr Interesse, wenn du ein schönes Auto fährst, als wenn du mit einem Renault Twingo unterwegs bist!»
Skurrile Anmachen am Strassenrand
BLICK fragt darum Frauen, die selbst Benzin im Blut haben: Lasst ihr euch von aufgemotzten Autos wirklich beeindrucken? Die Antworten dürften viele Auto-Tuner eher abturnen.
Verkäuferin und Instagram-Model Biljana Stanisavljevic (22) aus Zürich fährt selbst ein getuntes Auto – und steht auf heisse Schlitten. Ihr eigenes Auto ist tiefergelegt, hat einen neuen Kühlergrill, getönte Scheiben, abgeänderte Felgen. Die Tunerin erklärt ihre Leidenschaft: «Ich sehe ungeschminkt auch gut aus, schminke mich aber trotzdem. Es geht um Individualität.» Und: An ihrem Auto sei alles 100 Prozent legal.
In ihr Hobby investiert sie Zeit und Geld, war auch schon an Tunertreffen in Süddeutschland oder einfach an der Tankstelle in der Nachbarschaft. Dort fällt sie als Frau natürlich auf. Ein schönes Auto ist für sie ein Hingucker. Aber: «Am Schluss kann ein schönes Auto nicht kompensieren, wenn das Zwischenmenschliche nicht stimmt.»
Auch sie wurde von PS-Protzern schon schräg angemacht: «Einmal hielt einer neben mir an, liess den Motor aufheulen und fragte, ob ich mit ihm eine Runde fahren will. Das ist schon fast skurril.»
«Wenn jemand mit einem Ferrari ankommt, da schaue ich schon»
Ex-Rennfahrerin und Moderatorin Christina Surer (46) bläst ins gleiche Horn: Auch sie mag keine Angeber. «Wenn jemand mit einem Porsche oder Ferrari ankommt, da schaue ich natürlich schon», sagt die Baselbieterin, die mittlerweile im bayrischen Rosenheim wohnt. Sie liebe das Geräusch von schönen Motoren. Aber: «Ich halte nichts von diesen Posern, die fünf Mal um das Café herumfahren, um mit ihrem Auto zu protzen. Da schaue ich eher weg.»
Wenn die Autos der Poser in neuem Glanz erstrahlen sollen, ist Jana Stump (22) aus Wangen an der Aare BE zur Stelle. Autos bestimmen bei ihr zwar den Alltag. Doch die gelernte Carrosserielackiererin sagt zu BLICK: «Ich bin bei einer Garage angestellt, die mit BMW zusammenarbeitet. Wir haben viele solche Männer, die das Auto nur haben, um Frauen zu beeindrucken». Sie persönlich lässt sich dadurch aber nicht imponieren: «Ich halte nichts von diesen Typen.»
Poser werden ausgebremst
Auch Ex-«Bachelor»-Kandidatin Bellydah (28) aus Rapperswil SG hat ein Faible für schnelle Autos. «Ich habe seit drei Monaten einen Mercedes C-Klasse 200.» Das Steuerrad hat sie pink überzogen, weitere Modifikationen sollen folgen. Dennoch: Einen Mann mit einem schönen Auto braucht sie nicht. Sie habe selbst ein schönes, das sei genug. Ihre Freundin Mia Madisson (23) aus Bülach ZH, ebenfalls Ex-«Bachelor»-Kandidatin, sieht es ähnlich: «Ein Poser kann mich nicht beeindrucken. Diese Typen lasse ich arrogant abblitzen.» Vor allem in Clubs würden die Männer versuchen, sie mit ihrem schönen Auto zu bezirzen. Dennoch: «Diese Masche zieht bei mir nicht.»
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