Polizeiverband warnt nach Attacken auf Beamte
«Mehr Polizisten – oder wir meiden Gewaltzonen!»

Die Gewalt gegen Polizisten hält an. Jetzt wirft ein Fall in Basel Fragen auf: Trauen sich Polizisten nicht mehr in gewisse Gegenden? Johanna Bundi Ryser, Präsidentin des Schweizer Polizistenverbands, erklärt die Situation.
Publiziert: 13.09.2018 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:20 Uhr
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M. F.* (24) wurde in der Wasserstrasse in Basel von Linksautonomen verprügelt. Nun klagt das Opfer an: Die Polizei habe sich danach aus Angst vor den Linken nicht an den Tatort getraut.
Foto: zvg
Nicolas Lurati

Der Basler M. F.* (24) wurde am 19. August in der Wasserstrasse im Basler St.-Johann-Quartier brutal zusammengeschlagen. Die Angreifer, Teilnehmer einer linksautonomen Party, beschimpften das Opfer als «Nazi». Jetzt erhebt M. F. schwere Vorwürfe gegen die Kantonspolizei Basel-Stadt: Sie hätten sich geweigert, den Mann zu suchen, der ihn blutig geprügelt habe. Er behauptet, die Polizei hätte sich nicht in die Wasserstrasse getraut (BLICK berichtete). 

Werden gewisse Orte zu No-Go-Plätzen für die Polizei? Hat die Polizei wegen der jüngsten Gewaltwelle gegen Kollegen Angst, zu intervenieren? 

Die Gewalt gegen Polizisten ist allgegenwärtig. Jüngste Beispiele: In Eigenthal LU beleidigen am 15. August ein Deutscher und ein Kroate auf übelste Weise zwei Polizisten und filmen das Ganze mit dem Handy. Am Abend des 18. August bewerfen rund 200 bis 300 vermummte FCZ-Fans in Zürich Polizisten mit Flaschen und Steinen. Zwei Beamte werden verletzt. Und: In der Nacht auf den 2. September werden in Bern Polizisten vor der Reitschule unter anderem mit Eisenstangen und Feuerwerkskörpern beworfen. Die Angreifer verletzen drei Beamte. 

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«Polizisten sind vorsichtiger geworden»

«Die Polizistinnen und Polizisten sind wegen der jüngsten Vorkommnisse alarmiert und noch vorsichtiger geworden», sagt Johanna Bundi Ryser, Präsidentin des Schweizer Polizistenverbands. «Sie befürchten, bei gewissen Einsätzen könnte ihnen das Gleiche wie den Kollegen in Bern, Luzern und Zürich passieren.»

Denn: Oft herrsche eine zahlenmässige Unterlegenheit. Bundi Ryser: «In Bern standen beispielsweise nur wenige Polizisten mehreren hundert gewaltbereiten Chaoten gegenüber. Bin ich dermassen in Unterzahl, und muss einen Auftrag erfüllen, so gilt es, Verstärkung anzufordern.»

Auch in Basel waren die Polizisten in Unterzahl. M. F.* berichtet gegenüber BLICK von «rund 20 Linksautonomen», die in der Wasserstrasse um ihn herumstanden. Als die Freundin von M. F. die Polizei alarmierte, habe sich nur eine Streife mit zwei Beamten um das Opfer gekümmert.

«Polizisten-Bestand muss aufgestockt werden»

Bei solchen zahlenmässigen Missverhältnissen ist der Eigenschutz der Polizisten zu berücksichtigen, so Bundi Ryser. Und: «In Uniform auftretende Polizisten werden unverständlicherweise bei Krawallbrüdern auch als Provokation wahrgenommen.»

Die Polizistin berichtet von einem neuen Trend: «Leute solidarisieren sich, um gemeinsam gegen die Polizei physisch aktiv zu werden. Für gewisse Personen ist das der ultimative Kick. Oft sind auch noch Alkohol und Drogen im Spiel.»

Bundi Ryser stellt fest, dass die Hemmschwelle gegenüber den Polizistinnen und Polizisten gesunken sei. «Es gibt viele Leute, die sehen im Polizisten den Feind. Oft sind das junge Männer aus allen Gesellschaftsschichten und auch mit Migrationshintergrund. Die sind brutal, gefrustet – und haben kaum Respekt vor Polizisten.»

Wegen der jüngsten Attacken gegen Polizisten ist Bundi Rysers Forderung eindeutig: «Die Polizei-Bestände müssen zwingend aufgestockt werden. Stellt man der Polizei nicht mehr Mittel, Unterstützung und nicht mehr Personal zur Verfügung, weigern wir uns, in gewisse Hotspot-Zonen zu gehen und dort zu intervenieren.» Sparmassnahmen einiger Kantone dürfen nicht auf Kosten der Sicherheit der Polizistinnen und Polizisten getroffen werden. Denn das wirke sich unweigerlich auf die Sicherheit aller aus, so Bundi Ryser.

*Name der Redaktion bekannt

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