Armee holt überlebende Tiere aus Hefenhofen TG
Amtsarzt steckt Pferdequäler Ulrich K. in «Einrichtung»

Die Tiere vom Quäl-Hof werden abtransportiert! Militär-Transporter sind vor Ort, mittlerweile wurden fast alle Tiere weggebracht. Die Polizei traf bereits in der Nacht sämtliche Vorbereitungsarbeiten. Der Amtsarzt hat derweil eine fürsorgerische Unterbringung für Pferdequäler Ulrich K.* (49) angeordnet.
Publiziert: 08.08.2017 um 05:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:10 Uhr
Stuten und Fohlen sind von der Qual gezeichnet
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Schock-Video aus Schönbühl BE:Stuten und Fohlen sind von der Qual gezeichnet
Marlene Kovacs und Stéphanie Jenzer

Die gequälten Tiere sollten nun endlich in Sicherheit sein. Denn nachdem der Tier-Quäler Ulrich K.* in Gewahrsam genommen wurde, traf die Polizei in der Nacht auf Dienstag die Vorbereitungen für die Räumung des Skandal-Hofs. Die Tiere werden nun nach Bern an einen sicheren Ort gebracht. Die Räumung ist mittlerweile fast abgeschlossen. Mit dabei: Lastwagen der Armee.

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Die Armee-Angehörigen bringen die Pferde auf die Weide.
Foto: Keystone

BLICK-Reporterin Marlene Kovacs beim Quäl-Hof in Hefenhofen TG berichtet: «Laufend kamen Lastwagen und Autos mit Anhängern.» Darunter auch ein Tiertransporter der Armee: Dieser kam kurz vor 13 Uhr auf dem Hof an. «Bis jetzt wurden schon etliche abtransportiert, jetzt folgen die anderen», berichtet die Reporterin.

«Es müssen auch Tiere geschlachtet werden»
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Kantonstierarzt zum Quälhof:«Es müssen auch Tiere geschlachtet werden»

Mehrere Polizisten sicherten das Gelände. Wenn sich das Tor öffnete, wurde der Blick frei auf eine wilde Ansammlung von Materialtürmen und einen Wagenpark an Landwirtschaftsfahrzeugen. In einem Auslauf standen rund 20 Pferde eng zusammengepfercht und frassen Heu.

Armee half bei Tier-Räumung

Der mehrfach verurteilte Tierquäler Ulrich K. soll endlich gestoppt werden.

Bei der Räumung beteiligt war die Schweizer Armee. Das Veterinäramt erteilte Ulrich K. ein Tierhalteverbot und entschied, dass die 90 Pferde zunächst ins Kompetenzzentrum der Armee für Tiere nach Schönbühl BE gebracht werden. Die übrigen 50 Rinder, rund 80 Schweine, drei Geissen, 25 Schafe, 2 Hunde und Lamas sowie Hühner wurden mit Hilfe von anderen Tierhändlern evakuiert.

Die Tiere, die zwar auf dem Hof von K. untergebracht waren, aber ihm nicht gehörten, werden auch an denselben Ort gebracht. Von dort aus werden sie weiter transportiert.

Die meisten Tiere waren transportfähig

«Bei den Rindern und Kälber muss nun überprüft werden, ob sie trächtig oder gesund sind – respektive ob sie verkauft oder geschlachtet werden», sagte Kantonstierarzt Paul Witzig am Dienstagnachmittag vor den Medien.  Die Schafe hätten bei der Räumung teilweise Klauenverletzungen aufgewiesen und auch die Schweine seien in eher schlechtem Gesundheitszustand gewesen, hätten teilweise gar Hodenbrüche gehabt.

Pferde werden in Militär-Transporter geladen
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Armee unterstützt die Räumung des Quäl-Hofs:Pferde werden in Militär-Transporter geladen

Bis heute Abend sollten alle Tiere vom Hof weggebracht worden sein, so Witzig. Vor allem aber bei den zehn Fohlen habe sich der Transport schwieriger gestaltet, als angenommen.  «Die Tiere waren teilweise in schlechtem Zustand, die Hufe ungepflegt und die Pferde mager», sagte Witzig. «Ich habe aber kein akutes Tierleid vorgefunden, so wie es auf den Fotos der Fall war.» Ein Kalb habe eingeschläfert werden müssen, ebenso zwei Schweine. Auch zwei Hühner hätten getötet werden müssen. Sie seien von Parasiten befallen gewesen.

«Nun müssen die Besitzverhältnisse und der Gesundheitszustand der Tiere abgeklärt werden», sagte Witzig.

Nachdem BLICK letzte Woche neue Schock-Fotos des Quäl-Hofs in Hefenhofen TG publik machte, und es am Wochenende zu Mahnwachen und Demonstrationen vor dem Hof und vor dem Regierungsratsgebäude in Frauenfeld kam, machten die Behörden am Montagnachmittag endlich ernst.

Tierquäler ist «fürsorgerisch untergebracht»

Laut Andy Theler, Informationschef von der Kantonspolizei Thurgau, ist K. ist gestern von einem Amtsarzt begutachtet worden. «Der Amtsarzt hat ihm eine fürsorgerische Unterbringung angeordnet», sagt Theler. Das heisse, er sei in einer «geeigneten Einrichtung» untergebracht. «Er wird dort untersucht und ärztlich betreut», so Theler. Der Amtsarzt könne diese Unterbringung für maximal sechs Wochen anordnen – die KESB allerdings könnte dies auf unbegrenzte Dauer. K. hat nun aber zehn Tage Zeit, dagegen Beschwerde einzulegen.

Kantonstierarzt mehrmals kontaktiert

Auch vor Ort war heute Morgen bei der Räumung des Hofs Julika Fitzi-Rathgen (52) vom Schweizerischen Tierschutz STS. «Wir haben viele Anfragen von Leuten bekommen, die bei der Vermittlung oder Platzierung der Tiere helfen wollen», sagte sie zu BLICK. Auch bereits am Freitag sei sie beim Quäl-Hof gewesen und hätte sich direkt ansehen wollen, wie es hier aussehe. «Ich habe nur kurz von aussen in den Stall sehen können. Dort lagen Unmengen von Müll. Ein mageres Pferd stand in einem Auslauf und Hunde liefen frei herum.»

Foto: Marcel Sauder Photography

Mehrere Male hätte der STS den Kantonstierarzt Paul Witzig kontaktiert. «Wir hätten alle Tiere mithilfe unserer 70 Sektionen unterbringen können», sagte Fitzi-Rathgen. «Wir hätten die 100 Pferde vermitteln können.» Vor allem die Schweine seien sehr stressempfindlich, da müsse man aufpassen.

«Wir können für alle Tiere Unterstützung anbieten»
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Tierschützerin Julika Fitzi-Rathgen:«Wir können für alle Tiere Unterstützung anbieten»

Fitzi-Rathgen sagte, es sei wichtig, genauer hinzusehen. «Wir müssen solche Fälle in Zukunft noch ernster nehmen. Ich kann nicht verstehen, wie ein Tierhalteverbot aus rein formellen Gründen abgeschmettert werden kann.» Der Fall sei für sie noch mit vielen Lücken behaftet. Es sei lange nur zugeschaut worden. «Es geht nicht, dass die Tierkontrollen an solchen Höfen vorangekündigt werden. Das wäre ja dann wie eine Vorwarnung. Der Landwirt hätte Zeit, Vorkehrungen zu treffen.» Aufgrund dessen könnten auch die ständigen Beschwerden aus der Bevölkerung nie nachgewiesen werden.

Dank BLICK wurde eingegriffen

Die am Freitag eingesetzte Task Force prüfte die Vorwürfe an Ulrich K.. Sie überzeugten sich, dass die publizierten Fotos echt waren. Wegen Ferienabwesenheiten war aber ein früheres Eingreifen nicht möglich. Am Montagmorgen entschied man sich dann, «mit aller Konsequenz» einzuschreiten.

* Name der Redaktion bekannt

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