Spektakulärer Autounfall in Galgenen SZ
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Auto kracht in Haus:Spektakulärer Autounfall in Galgenen SZ

Pascal T. (†29) war Scheidungskind, Lehrabbrecher und Messie
Das ist der Audi-Raser von Galgenen SZ

Pascal T. (†29) ist der Todesfahrer von Galgenen SZ. Am frühen Sonntag donnerte der Ostschweizer in den Tod – mit einem geklauten Audi R8. Das tragische Ende eines verpfuschten Lebens.
Publiziert: 28.11.2019 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2019 um 10:37 Uhr
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Starb beim Horror-Crash: Der Ostschweizer Pascal T. (†29) besass keinen Führerschein und war als Schwarzfahrer bekannt.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer und Beat Michel

Es ist einer der aufsehenerregendsten Unfälle der letzten Jahre. Am frühen Sonntag donnert ein geklauter Audi R8 auf der Flucht vor der Polizei durch Galgenen SZ. Der 550 PS starke, samoa-orange-farbene Bolide hebt an einem Kreisel ab und kracht nach 50 Metern Flug mit voller Wucht in ein Haus. Während der Fahrer in den Flammen stirbt, wird die dort wohnhafte Familie durch den Horror-Crash obdachlos (BLICK berichtete).

Horror-Unfall von Galgenen SZ
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Raser-Unfall in Galgenen (SZ):Video von Audi R8 vor dem Unfall aufgetaucht

BLICK-Recherchen zeigen jetzt: Der Mann am Steuer, der noch Augenblicke vor dem fatalen Aufprall mit 169 km/h an einer Radarfalle vorbeifährt, ist Pascal T.* (†29). Einen Führerschein besitzt er Zeit seines kurzen Lebens nicht. Dafür ist er wegen nicht bezahlter ÖV-Bussen zur Verhaftung ausgeschrieben.

Der Audi-Dieb wohnte lange in Erlen TG

Der notorische Schwarzfahrer stammt eigentlich aus dem St. Galler Rheintal, lebt zuletzt aber am Rande der Gesellschaft im Thurgau. Bis 2018 haust er in Erlen TG bei Wirt Giuseppe Vallelonga (40) in einer Ein-Zimmer-Wohnung – und hinterlässt beim Vermieter nichts als verbrannte Erde.

«Dieser Mann ist ein Messie. Er hat mein Zimmer zerstört», ärgert sich Vallelonga gestern gegenüber BLICK. T. habe zuletzt in einer Müllhalde gelebt, so der Italiener. Er stockt: «Zwischen Abfall und leeren Pizzaschachteln war da auch eine Menge an Kot, Blut und Urin.»

Vallelonga muss eine Mulde kommen lassen, um den Raum zu entrümpeln. Die anschliessende Komplett-Sanierung kostet ihn 8500 Franken. Vor der Räumung bleibt ihm T. während vier Monaten die Miete schuldig. «Knapp drei Jahre lang ist das Sozialamt für die Unterkunft aufgekommen, dann wurden die Zahlungen eingestellt. Er selbst hatte Alkoholprobleme und kein Geld», weiss der Vermieter.

Lehre kurz vor Abschluss geschmissen

Während er bei Vallelonga haust, schmeisst Pascal T. im Sommer 2017 kurz vor dem Lehrabschluss seine Ausbildung zum Bauspengler. Sein damaliger Lehrmeister erinnert sich: «Er hat behauptet, wir hätten ihn im Betrieb nur ausgenützt. Dabei habe ich ihm und seinem Vater immer wieder Geld gepumpt – auch für Zugtickets.»

An der Prüfung nimmt T. trotzdem teil, rasselt aber durch. Früher war er schon mit einer Informatikausbildung gescheitert. In seiner Spenglerei wurde der Rheintaler ausserdem mehrfach abgemahnt, weil er mit einer Alkoholfahne zur Arbeit erschien.

«Bier und Gin waren seine besten Freunde», sagt der Lehrmeister knapp. Und: «Einmal hat er damit angegeben, in Kroatien zwei Wochen ohne Ausweis Auto gefahren zu sein!»

In Sozialfirma als Integrationserfolg gefeiert

Nach seinem Abgang landet Pascal T. in einer Sozialfirma in Amriswil TG, wo auch sein Vater tätig ist. Auf der Homepage wird er dort unter «Integrationserfolge» gelistet, weil er im Berufsleben wieder Fuss gefasst haben soll.

T. arbeitet damals auf dem gleichen Gelände, wo er später in einer benachbarten Halle den Audi R8 klauen wird. Wie ihm das gelingt, weiss der Besitzer (35) bis heute nicht. «Ich kenne diesen Mann nicht», betont er gegenüber BLICK.

Aber er verrät: Das Unglücksauto (Wert: 200'000 Franken) war nicht eingelöst und deshalb gar nicht erst versichert. Da die Nummernschilder fehlen, schnappt sich T. die Schilder vom Lieferwagen der benachbarten Sozialfirma. Ob bei der Todesfahrt auch Alkohol im Spiel war, bleibt vorerst noch offen.

Seine Mutter hat sich abgewandt

Tragisch: Der Ostschweizer findet nie richtig den Anschluss. Seine Mutter (53) bringt Pascal T. als Bub in eine neue Ehe ein, die aber wieder zerbricht. Als BLICK sie in einer Beiz anspricht, gibt die Frau vor, sich nicht mehr an ihren Sohn erinnern zu können.

Wie es aus ihrem Umfeld heisst, soll sie den Kontakt vor einigen Monaten abgebrochen haben, weil T. endgültig die Kontrolle über sein Leben verloren hatte.

* Name geändert

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