Mit prüfendem Blick steht Hans Gätzi (40) am Strassenrand. Der St. Galler Kantonspolizist hat am Wochenende am Bahnhof in Rorschach SG nur eine Mission: Auto-Poser ausfindig machen, kontrollieren und – falls nötig – aus dem Verkehr ziehen.
«Es fängt schon beim Zufahren an», erklärt der gebürtige Appenzeller sein Vorgehen. «Ist die Akustik auffällig oder die Fahrweise speziell? Anhand dieser Kriterien entscheide ich, welches Fahrzeug ich herauswinke!»
Lamborghini-Fahrer reagiert aufgebracht
Gätzi kontrolliert zunächst Führer- und Fahrzeugausweise und versucht dann abzuklären, ob die potenziellen Auto-Poser wirklich mit legalen Gefährten unterwegs sind. Nicht immer stösst er mit seinen Abklärungen auf grosse Gegenliebe. Der Besitzer eines Lamborghinis reagiert auf den Polizisten zunächst emotional und aufgebracht.
Erst als ihm Hans Gätzi sein Vorgehen erklärt, beruhigt sich der Mann. Als der Polizist nichts findet, ist er gar freundlich. «Man muss die Leute abholen und ihnen erklären, was wir machen. Dann können es die meisten verstehen.» Um illegale Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen, steht an diesem Samstagnachmittag ein ganzes Team im Einsatz.
Drei Patrouillen sind mit zivilen Polizeiautos unterwegs, um Auto-Poser aus dem Verkehr zu fischen. Bei Bedarf können sich die Gesetzeshüter mit einer mobilen Einsatzzentrale in Verbindung setzen, wo Fahrzeuginformationen abgerufen und Spezifikationen geprüft werden.
Die Experten finden jede illegale Modifikation
Wer unter Verdacht steht, mit einem nicht zulässigen Gefährt unterwegs zu sein, muss postwendend beim Polizeiposten in Thal SG vorfahren. Auf dem Prüfstand schaut ein Verkehrsexperte des Strassenverkehrsamts mit einer Taschenlampe unter die Autos und nimmt Dezibel-Messungen zur Lautstärke vor. Den prüfenden Augen entgeht kein Detail.
Einer, der das Prozedere kennt, ist BMW-Fahrer Arian (23). Schon sieben Mal musste der Cabrio-Fahrer aus Rorschach sein Auto durchchecken lassen, gefunden wurde nie etwas. «Diese Kontrollen sind schon etwas unnötig. Schliesslich bringt die Lautstärke meines Autos niemanden um!»
Mit solchem Ärger müsse man rechnen, wenn man einen BMW fahre, vermutet Arian und liegt damit richtig. Von 20 Autos, welche die Kantonspolizei St. Gallen während der Corona-Zeit aus dem Verkehr zog, handelte es sich in 13 Fällen um einen BMW.
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237 Männer und 3 Frauen angezeigt
Kantonspolizist Gätzi will von einem bestimmten Schema nichts wissen: «Wir würden auch einen Fiat Panda kontrollieren, falls er uns besonders auffällt.» Grundsätzlich gehe es bei den Kontrollen einfach darum, dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten würden.
«Wir sind nicht pingelig. Aber wenn ein Grenzwert überschritten ist, ist er das. Es gibt nur Schwarz und Weiss», erklärt Gätzi. Am Ende des Kontrolltags haben er und seine Kollegen sechs Fahrzeughalter wegen illegaler Änderungen angehalten und drei Autos vorübergehend stillgelegt.
Insgesamt hat die St. Galler Polizei im Rahmen ihrer Poser-Kontrolle 237 Männer und lediglich drei Frauen angezeigt. Die meisten von ihnen sind zwischen 19 und 28 Jahre alt, zu rund 90 Prozent handelt es sich um Leasing-Fahrzeuge.
Sie sind jung, zumeist männlich und mit Migrationshintergrund. Und: Rund 90 Prozent der Fahrzeuge, mit denen Auto-Poser unterwegs sind, dürften laut Schätzungen der Polizei geleast sein. Das boomende Leasinggeschäft macht es möglich, dass sich junge Lenker schon sehr früh ihren Traum von einem PS-starken Boliden erfüllen können.
Schon für 800 Franken pro Monat bei einer Leasing-Laufzeit von vier Jahren können Auto-Poser sich so einen in der Szene beliebten BMW M2 (Neuwert: 70'000 Franken) leisten. Es sind Geldbeträge, die quasi für alle sozialen Schichten erschwinglich sind.
Genau aus diesem Milieu stammen laut gängiger Expertenmeinung viele der sogenannten Auto-Poser. Vielen von ihnen geht es insbesondere darum, sich mit ihren Boliden in der Öffentlichkeit zeigen und profilieren zu können. Marco Latzer
Sie sind jung, zumeist männlich und mit Migrationshintergrund. Und: Rund 90 Prozent der Fahrzeuge, mit denen Auto-Poser unterwegs sind, dürften laut Schätzungen der Polizei geleast sein. Das boomende Leasinggeschäft macht es möglich, dass sich junge Lenker schon sehr früh ihren Traum von einem PS-starken Boliden erfüllen können.
Schon für 800 Franken pro Monat bei einer Leasing-Laufzeit von vier Jahren können Auto-Poser sich so einen in der Szene beliebten BMW M2 (Neuwert: 70'000 Franken) leisten. Es sind Geldbeträge, die quasi für alle sozialen Schichten erschwinglich sind.
Genau aus diesem Milieu stammen laut gängiger Expertenmeinung viele der sogenannten Auto-Poser. Vielen von ihnen geht es insbesondere darum, sich mit ihren Boliden in der Öffentlichkeit zeigen und profilieren zu können. Marco Latzer