Wann begann der Amok-Lauf?
Am Sonntagabend um 20.05 Uhr greift der 17-jährige Sascha I. mit einem Beil ein junges Ehepaar mit Kinderwagen an. Der Angriff ist heftig. Der 35-jährige Vater wird schwer verletzt, erleidet einen Kiefer- und einen Halswirbelbruch, die Mutter (30) einen Ellbogenbruch. Das acht Monate alte Baby fällt auf die Strasse, wird aber nicht schwer verletzt.
Dass es keine Toten gibt, ist vermutlich Passanten zu verdanken, die beherzt einschreiten und versuchen Sascha I. aufzuhalten. Der Mann (72) und die Frau (59) werden dabei zwar auch leicht verletzt. Doch es gelingt ihnen Sascha I. in die Flucht zu treiben. I. stiehlt dazu ihr Auto und rast davon.
Wie lief die Flucht ab?
Mit dem Auto kommt Sascha I. nicht weit. Nach rund 400 Metern baut er in der Ganischastrasse einen Unfall. Er lässt das Auto stehen und flieht zu Fuss.
Gegen 21 Uhr taucht Sascha I. wieder auf. Bei der Agrola-Tankstelle bei der A13 greift er zwei Personen an, die sich in ihren Autos befinden. Diese flüchten in den Shop. Die beiden sowie eine Angstellte werden leicht verletzt.
Wie wurde Sascha I. gestoppt?
Zwei Polizisten, die sich in der Nähe der aufhalten, hören die Hilfeschreie und eilen zur Tankstelle. Sascha I. sitzt in einem Auto und will damit davonfahren. Die Polizisten rufen, dass er die Waffe hinlegen und sich ergeben soll. Doch Sascha I. reagiert nicht, da setzen sie einen Taser ein.
Als dies nichts nützt, greifen sie zur Pistole und schiessen auf den 17-Jährigen. Wieviele Schüsse fielen, wollte die Kantonspolizei St. Gallen nicht sagen.
Klar ist: Nach den Schüssen kann Sascha I. verhaftet werden. Der Spuk ist zu Ende. I. wird nicht lebensbedrohlich verletzt und ins Spital gebracht.
Wer ist der Täter?
Sascha I. kam Juni 2013 im Rahmen eines Familiennachzugs vom lettischen Riga nach Flums SG. Dort wohnt er mit seiner Mutter und dessen Ehemann. Er absolviert eine Lehre in einem handwerklichen Beruf.
Im Juni 2017 gab es eine Meldung von der Jugendarbeit, wonach er auffällig sei. Eine zweite Meldung ging anfangs September ein, wonach er Anspielungen auf Gewalt gemacht hatte.
Im Auftrag der Jugendanwaltschaft wurde eine Gewalteinschätzung vorgenommen. Diese kam aber zum Schluss, dass Sascha I. keine Gefahr für Drittpersonen darstellt.
Nachbarn und Freunde bezeichnen ihn als ruhig und freundlich. Auf seinem Profil auf VKontakte – dem russischen Facebook-Pendant – gibt Sascha I. allerdings Einblicke in seine krude Gedankenwelt. Bei den Angaben über sich versucht der Teenager, so schockierend wie möglich rüberzukommen: Bei «Tätigkeiten» schreibt er: «Gewalt und Tötung von Kleinkindern.»
Was ist zum Tatmotiv bekannt?
Sein auffälliges Verhalten sowie die Einträge im Internet deuten auf ein psychisches Problem hin. Sascha I. könnte an einer Persönlichkeitsstörung gelitten haben, wie Stefan Ramseyer von der St. Galler Jugendanwaltschaft an der Pressekonferenz sagte.
Der Jugendliche und seine Eltern hätten sich bei den Gesprächen kooperativ verhalten. Unter anderem sollte dabei geklärt werden, ob eine psychiatrische Unterbringung in Frage kommt. Dieser Entscheid war bis zur Tat am Sonntagabend noch nicht gefallen.
Die Opfer wurden offenbar zufällig ausgewählt.
Antworten könnte Sascha I. selber liefern. Heute Nachmittag will ihn die Polizei ein erstes Mal befragen.
Was weiss man zu den Opfern?
Gemäss einer Auflistung der Polizei forderte der Amok-Lauf acht Opfer: Am schlimmsten traf es das Paar mit Kinderwagen. Der Mann (35) wurde schwer verletzt. Laut BLICK-Informationen erlitt er einen Kiefer- und Halswirbelbruch. Seine Frau (30) hat einen Ellbogenbruch. Das acht Monate alte Baby ist zur Überwachung im Spital. Es war aus dem Kinderwagen gefallen, wurde aber nicht angegriffen.
Ein 72-Jähriger und eine 59-Jährige wurden leicht verletzt und bereits aus dem Spital entlassen. Vermutlich handelt es sich um das Paar, das Sascha I. auhalten wollte.
Bei der Tankstelle wurden eine 21-Jährige und eine 59-Jährige leicht verletzt. Die beiden und eine 27-jährige Frau sind immer noch zur Überwachung im Spital.
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