Ihre Opfer sollen über Hassprediger ausgepackt haben
Zehnköpfiger An’Nur-Schlägertrupp verhaftet

Die Staatsanwaltschaft Winterthur hat zehn Personen im Umfeld der extremistischen An'Nur Moschee verhaftet, die im November zwei Personen verprügelt und bedroht haben sollen. War es ein Racheakt gegen interne «Nestbeschmutzer»?
Publiziert: 21.02.2017 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:55 Uhr
Die An'nur-Moschee in Winterthur bei der Razzia am 2. November 2016.
Foto: Keystone/Walter Bieri

In Winterthur und Umgebung hat die Zürcher Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei Zürich heute Morgen zehn Personen aus dem Umfeld der umstrittenen Winterthurer An'Nur-Moschee verhaftet. Zudem wurden rund ein Dutzend Hausdurchsuchungen an verschiedenen Orten durchgeführt.

Rache an Nestbeschmutzern?

Laut der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich wird den zehn mutmasslichen Tätern im Alter zwischen 17 und 53 Jahren vorgeworfen, am 22. November 2016 zwei Glaubensbrüder massiv geschlagen, misshandelt und eingeschlossen zu haben. Zudem sollen die Prügler die Familien der zwei Personen mit dem Tod bedroht haben.

Unter den zehn Verhafteten von der An'Nur-Moschee ist auch der der Vereinspräsident. Dies schreibt «20 Minuten».

«Scheich Abdurrahman» predigte in der An'Nur Moschee in Winterthur und soll zu Mord aufgerufen haben.
Foto: ZVG

Die Opfer könnten interne Informationen an einen Journalisten weitergegeben haben – und wurden wohl dafür von ihren Glaubensgenossen bestraft. Auslöser war eine Berichterstattung vom 2. November 2016 über eine Predigt in der An’Nur Moschee (BLICK berichtete).

Im Artikel der «Weltwoche» schrieb der Journalist Kurt Pelda über «Scheich Abdurrahman». Der Prediger soll zum Mord an «Sündern» aufgerufen haben: «Die nicht in die Gemeinschaft zurückkehren und nicht dort beten, sollten ge­tötet werden», zitierte Pelda aus der Hasspredigt.

Der Autor will weder bestätigen noch dementieren, dass es sich bei den Schläger-Opfern um seine Informanten handelt. «Ich kann mir aber gut vorstellen, wer hinter dem Angriff steckt», sagt Pelda zu BLICK. «Es sind immer die gleichen rund zwei Dutzend Personen, die Probleme machen.» Auch er sei schon massiv bedroht worden.

Kriegsberichterstatter Kurt Pelda schrieb im November einen Bericht über die An'Nur Moschee.

Der äthiopische Prediger sei hingegen ein reiner Sündenbock, ist Pelda überzeugt: «Seine Predigt wurde vorgeschrieben, er las schlicht was ihm vorgegeben wurde. Er verstand zu wenig arabisch, dass er gewusst hätte, was er da sagt.» Die Verfasser der Predigt würden sich nun ins Fäustchen lachen.

Razzia und Verhaftungen nach Peldas Bericht

Nach Peldas kritischem Artikel im November führten die Strafverfolgungsbehörden am 2. November eine Razzia in der Moschee durch und verhafteten insgesamt vier Personen. Darunter befand sich auch Scheich Abdurrahman, der noch immer in Untersuchungshaft sitzt. Die übrigen befinden sich seit längerem wieder auf freiem Fuss.

Die zehn mutmasslichen Schläger werden nun polizeilich befragt und danach der Staatsanwaltschaft bzw. Jugendanwaltschaft zugeführt. Gegen die neun erwachsenen Beschuldigten sowie gegen einen jugendlichen Beschuldigten wurde ein Verfahren wegen Angriffs, Freiheitsberaubung, Drohung, Nötigung sowie Körperverletzung eröffnet.

Immer wieder Zoff um An'Nur-Moschee

Die An'Nur-Moschee in Winterthur-Hegi geriet in den vergangenen Jahren mehrmals in die Schlagzeilen. Mehrere Jugendliche aus der Region Winterthur sollen nach Syrien gereist und sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Sie alle sollen zuvor in der An'Nur-Moschee (Arabisch für «das Licht») radikalisiert worden sein.

Die Vermieterin kündigte dem Kulturverein An'Nur den Vertrag. Das Mietverhältnis wurde aber zwischenzeitlich zweimal erstreckt. Im Januar bestätigte das Winterthurer Bezirksgericht Berichte über die letzte Erstreckung. Über deren Dauer gab das Gericht nichts bekannt. (SDA/kra)

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