Ich bin fast beschämend gern daheim. Der Herd ist mein Freund, der Putzlappen weniger. Wenn ich ein paar Wochen am Stück nicht arbeite, bin ich glücklich in meinen vier Wänden. Hausfrau spielen macht Spass. Hausfrau sein aber ist eine Horrorvorstellung.
Für die Jungen ist dieser Horror ein Traum. Vier Fünftel der 19-jährigen Männer und Frauen finden das «modernisierte bürgerliche Modell» erstrebenswert – der Mann ist Ernährer, die Frau Zubrotverdienerin.
Ein Viertel träumt gar von Verhältnissen wie in den Sechzigerjahren. Das ergab eine grosse Studie im Auftrag des Bundes, die gestern präsentiert wurde. «Die göttliche Ordnung», mit der das Nicht-Stimm- und Nicht-Wahlrecht der Frauen begründet wurde, ist also wieder salonfähig.
Das ist eine Kapitulationserklärung. Rückschritt statt Fortschritt. Eine Verhöhnung jenes Feminismus, den ich vertrete: keine Gleichschaltung, aber Gleichstellung. Kein Verschwimmen der Geschlechter, aber gleiche Spielregeln für beide.
Wie können wir jetzt noch mehr Unterstützung bei der Fremdbetreuung verlangen, Förderung von Frauen in Kaderpositionen, Teilzeitjobs für Väter, wenn die Jungen das alles anscheinend nicht wollen?
Einen Lichtblick gibt es: Städtische und gut ausgebildete Junge streben progressive Familienmodelle an, das traditionelle Modell findet vor allem auf dem Land Zuspruch. Die Studie bestätigt das Klischee.
Ich, kinderloses Stadtkind, wundere mich über Frauen, die ihre Erfüllung im Muttersein sehen. Ich verstehe, dass sie die ersten Lebensjahre des Kindes nicht nur am Feierabend und Wochenende mitgestalten wollen. Ich kann aber nicht nachvollziehen, so sehr ich mich anstrenge, wie diese Frauen später glücklich bleiben wollen. Das Baby ist nicht ewig Baby.
Und kommt es zur Trennung, folgt nach der Leere, die der Auszug des Kinds hinterlassen hat, oft die Altersarmut. Sie ist für Frauen die Konsequenz des traditionellen Familienmodells. Ist der Mann weg, verschwindet die Existenzgrundlage. Spätestens im AHV-Alter darbt die Frau. Ein Blick auf die Geschlechterverteilung bei den Ergänzungsleistungen reicht, um das zu bestätigen.
Wenn die Frau, gut und teuer ausgebildet, nicht mit beiden Beinen oder zumindest einem Fuss im Berufsleben bleibt, ist sie weg vom Fenster. Und alles, weil sie nur ans Morgen und nicht ans Übermorgen dachte.
Die Vorstellung des Hausfrauendaseins ist romantisch. Aber sie ist eine Gefahr für die Gesellschaft. Eine Horrorvorstellung.