Viele Lehrbetriebe fordern von Schulabgängern in Bewerbungsunterlagen für eine Lehrstelle zwingend einen Multicheck. Das geht auch aus den Lehrstellen-Ausschreibungen der Gemeinde Egerkingen SO hervor. Dabei ist der Check wissenschaftlich hochumstritten (BLICK berichtete).
Mit den Recherchen konfrontiert, nimmt die Gemeinde Egerkingen nun aber Änderungen in der Lehrstellenausschreibung vor, wie Elvira Biedermann, Leiterin der Verwaltung, sagt. «Wir akzeptieren auch den Check S2 respektive Check S3, den alle Schüler und Schülerinnen des Kantons Solothurn absolvieren müssen.» Man werde das künftig auf den Ausschreibungen vermerken, so Biedermann zu BLICK.
Die genannten Checks basieren auf dem Lehrplan der Schulen – Schüler können ihn zudem gratis durchführen. Ob der Multicheck in Egerkingen weiterhin verlangt wird, steht indes in den Sternen. «Gegebenenfalls verlangen wir künftig nur noch das Ergebnis der Schultests, da diese für alle Schülerinnen und Schüler obligatorisch sind», so Biedermann.
Lehrstellensuche geht auch ohne
Bei der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK sind Tests wie der Multicheck kein Thema, da diese rechtlich zulässig seien, wie Sprecher Stefan Kunfermann sagt. «Ein nicht bestandener Multicheck ist zwar enttäuschend», er bedeute aber nicht, dass die Lehrstellensuche zum Scheitern verurteilt sei. Schliesslich stünde den Jugendlichen «ein vielfältiges Angebot an Ausbildungsberufen» offen, aber auch Berufsberatungsstellen.
Punkto Berufsvorbereitung hat die EDK zudem ein eigenes Projekt am Laufen, das bei der Standortbestimmung helfen soll. Gezielte Anforderungsprofile sollen helfen, den Schülern klarzumachen, was sie überhaupt für den eigenen Traumberuf schulisch können müssen – und den Schulen, sie entsprechend vorzubereiten.
Kritik am Multicheck von Wikipedia-Seite gelöscht
Adrian Krebs, CEO der Multicheck-Firma Gateway, wehrt sich indes vehement gegen Kritik an seinem Produkt. «Der Multicheck ist wohl das meistbeobachtete Testverfahren der Schweiz», sagt er. Und verweist darauf, dass der Check sich eng an die wissenschaftlich anerkannte DIN-Norm anlehne. Wissenschaftliche Arbeiten stellen die Aussagekraft des Multichecks allerdings stark in den Zweifel.
Auch im Internet zeigt sich Gateway-CEO Krebs gegenüber Kritik dünnhäutig. Nur einen Tag, nachdem BLICK ihn mit den Vorwürfen gegen den Multicheck konfrontiert hat, löschte er im Online-Lexikon Wikipedia drei Viertel des gesamten Eintrags über den Multicheck. Weil sie veraltet seien, so Krebs. Er hat aber auch sämtliche Kritik am Test rausgestrichen. Administratoren der Seite setzten die Änderungen jedoch zurück und sperrten Krebs kurzerhand.