Mega-Schlägerei nach FCB-Match
Brutal und unerbittlich: Im Basler Wohnquartier beim St. Jakob-Park ist es im Anschluss an das Super-League-Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern am 19. Mai 2018 zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Rund 90 Fussball-Chaoten lieferten sich eine wüste Strassenschlacht.
Doch es waren nicht etwa jene rivalisierenden Fan-Gruppierungen, deren Mannschaften zuvor im Joggeli 2:2 unentschieden spielten, zwischen denen es knallt. Angezettelt wurde die Massenschlägerei nach dem FCB-Match von Zürcher Hooligans. Sie waren angereist, um die Saison-Abschlussfeier der Basler Fans in eine Prügelparty zu verwandeln! Ab Montag wird elf der 90 Schläger der Prozess gemacht.
Hooligan-Massenschlägerei beim Joggeli landet vor Gericht
Sowohl Zürcher Hooligans als auch FCB-Anhänger sind angeklagt. Insgesamt müssen sich elf Fussball-Chaoten für die Krawalle von vor knapp zwei Jahren vor dem Strafgericht Basel-Stadt verantworten: fünf Schweizer (zwischen 23 bis 36), zwei Deutsche (24 und 31), zwei Italiener (31 und 35), ein Syrer (24) und ein Serbe (28).
Allesamt sind wegen Raufhandel, die meisten auch wegen Landfriedensbruch angeklagt. Dreien davon wird zudem versuchte schwere Körperverletzung und zwei weiteren Widerhandlung gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Ein weiterer Schweizer (30) wurde bereits im Juli 2019 verurteilt, er hat jedoch Einspruch eingelegt. Anlässlich des Hooligan-Prozesses wird nun darüber entschieden.
Die Akten der Zürcher Hooligans sind dick, etliche von ihnen vorbestraft – Gewalt-, Drogen- und Verkehrsdelikte gehen auf ihr Konto. Einige sind einschlägig bekannt, haben bereits im Zuge anderer Fussball-Spiele in der Schweiz geprügelt – und wurden verurteilt.
«Zürichs kranke Horde» sorgte für Krawalle in Basel
Es ist gegen 23 Uhr an jenem Maiabend vor zwei Jahren. An der Lehenmattstrasse parkieren die Zürcher Hooligans und ihre Verbündeten, Anhänger des Karlsruher SC, die für die Hooligan-Schlägerei aus dem Raum Karlsruhe (D) anreisten, ihre Autos. Sie streifen sich als Erkennungszeichen weisse T-Shirts über. Auf einigen prangen die Buchstaben «ZKH» – Zürichs kranke Horde – ein Zusammenschluss berüchtigter Schläger aus dem Umfeld beider Zürich Fussballklubs GC und FCZ.
Ausgerüstet mit Handschuhen, die mit Quarzsand gefüttert sind, um die Schlagkraft zu erhöhen, Zahnschutz, Bandagen und Sturmmasken formiert sich der 40-köpfige Mob, zieht vom Lehenmattquartier, über die Stadionstrasse entlang der Birsstrasse zur Eventplattform beim Joggeli.
Doch noch bevor sie dort ankommen, treffen die Hooligans bei der Eisenbahnbrücke auf rund 30 Basler Anhänger in weissen Overalls, die gerade ein Graffito an einen der Stützpfeiler sprayen. Ohne zu zögern, attackieren die Zürcher die Basler. Fäuste fliegen, Tritte werden ausgeteilt – auch als die Kontrahenten bereits wehrlos am Boden liegen.
«Vor unserem Block wurde einer zusammengeschlagen»
Die Zürcher Schläger sind in der Überzahl, drängen die Basler Anhänger bis zum Joggeli zurück. Eine erneute Massenschlägerei bei der Eventplattform folgt. Die Basler Anhänger erhalten bald Verstärkung, holen zum Gegenangriff aus und schlagen zurück. Die Jäger werden zu Gejagten. Die Randale verlagert sich weg vom Joggeli ins Lehenmattquartier.
«Die Stimmung war wirklich aggressiv. Es war wie ein riesiger Vogelschwarm, der durchs Quartier zog», erinnert sich eine Anwohnerin (80) heute noch gegenüber BLICK. Auch eine andere Quartierbewohnerin (38) kann sich noch gut an die wüsten Szenen erinnern: «Es war beängstigend. Vor unserem Wohnblock wurde einer von mehreren Personen zusammengeschlagen.»
FCB-Anhänger demolieren Jeep von Zürcher Hooligan
Schliesslich suchen die Zürcher Hooligans Schutz in ihren Autos. Doch die Basler sind ausser Rand und Band. Aufnahmen von Augenzeugen zeigen, wie FCB-Anhänger auf einen schwarzen Jeep Cherokee losgehen, darauf einprügeln, einen Absperrzaun gegen den SUV schleudern, die Frontscheibe eintreten. Erst als die Polizei anrückt, lösen sich die Tumulte auf.
Der Hooligan-Prozess ist auf zehneinhalb Tage angesetzt. Das geforderte Strafmass der Staatsanwaltschaft ist noch nicht bekannt. Die Urteile werden im März erwartet.
Für Aussenstehende sind die Grenzen fliessend, dennoch gibt es klare Unterschiede zwischen den Gruppierungen: Die Ultras sind die Hardcorefans unter den Fussballanhängern. Bei Spielen feuern sie ihr Team mit Gesängen lautstark an und zünden gerne Pyros und Petarden. Sie stehen für ihren Verein ein, nehmen für Auswärtsspiele extra Ferien. Ultras sind nicht grundsätzlich gewaltsuchend, wenden nur situativ Gewalt an. Hooligans dagegen warten die «dritte Halbzeit» ab: Für sie steht der Kampf abseits des Spielfelds an erster Stelle. Bekennende Hooligans sind gewaltsuchend, gewaltbereit und auch gewaltplanend. Sie suchen gezielt den Konflikt mit anderen Gruppen oder im direkten Kampf Mann gegen Mann. Klassischerweise verabreden sie sich zu sogenannten «Feld-Wald-Wiese»-Treffen, um sich fernab der Öffentlichkeit zu prügeln. Dominique Rais
Für Aussenstehende sind die Grenzen fliessend, dennoch gibt es klare Unterschiede zwischen den Gruppierungen: Die Ultras sind die Hardcorefans unter den Fussballanhängern. Bei Spielen feuern sie ihr Team mit Gesängen lautstark an und zünden gerne Pyros und Petarden. Sie stehen für ihren Verein ein, nehmen für Auswärtsspiele extra Ferien. Ultras sind nicht grundsätzlich gewaltsuchend, wenden nur situativ Gewalt an. Hooligans dagegen warten die «dritte Halbzeit» ab: Für sie steht der Kampf abseits des Spielfelds an erster Stelle. Bekennende Hooligans sind gewaltsuchend, gewaltbereit und auch gewaltplanend. Sie suchen gezielt den Konflikt mit anderen Gruppen oder im direkten Kampf Mann gegen Mann. Klassischerweise verabreden sie sich zu sogenannten «Feld-Wald-Wiese»-Treffen, um sich fernab der Öffentlichkeit zu prügeln. Dominique Rais
Die Schande von Basel
Am 13. Mai 2006 wird im St.-Jakob-Stadion in Basel eines der wohl dunkelsten Kapitel der Schweizer Fussball-Geschichte geschrieben: die Schande von Basel. Im Joggeli spielt der FC Basel gegen den FC Zürich. 90 Minuten sind gespielt. Es steht 1:1. Der Meisterpokal ist für den FCB zum Greifen nahe. Doch dann, die 93. Minute: Einwurf für den FCZ, Flanke in die Mitte, Tor! Der FCZ gewinnt. Eine bittere Pille für den FCB. Dutzende Basel-Fans stürmen aus der Muttenzerkurve auf den Rasen. Petarden werden gezündet, FCZ-Spieler attackiert. Die Polizei greift zu Tränengas und Gummischrot. Die Situation eskaliert. Die traurige Bilanz: 115 Verletzte und über 400'000 Franken Sachschaden.
Die Schlacht von Aarau
15. Mai 2014: In Aarau kommt es nach dem Abpfiff des Super-League-Spiels zwischen dem FC Basel und dem FC Aarau zur «Schlacht von Aarau». Trotz des 3:1-Siegs und somit dem fünften Meistertitel in Folge stürmen teilweise vermummte Basler Chaoten den Rasen. Das Stadion Brügglifeld wird zum Schlachtfeld. Rauchpetarden werden gezündet, Aarau-Fans angegriffen. Die Situation zwischen den Chaoten der beiden gegnerischen Mannschaften spitzt sich derart zu, dass die Polizei, die sonst nur ausserhalb der Stadien für Recht und Ordnung sorgt, eingreifen muss. Gummischrot wird abgefeuert. Bei den Krawallen wurden mehrere Personen verletzt, zudem entstand beträchtlicher Sachschaden.
Die Schlacht von Basel
16. April 2016: Im Joggeli in Basel findet der Derby-Klassiker zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich statt. Endstand: 2:2-Unentschieden. Der Match ist als «Mittel- bis Hochrisiko-Spiel» eingestuft. Um Krawalle zwischen FCB- und FCZ-Fans zu vermeiden, wird der Ordnungsdienst aufgeboten. Die Polizei betritt das Stadion über die Eventplattform bei der Muttenzerkurve. FCB-Anhänger fühlen sich provoziert. Wüste Ausschreitungen folgen. Die Szenerie gleicht einem Schlachtfeld. FCB-Chaoten greifen die Polizei an. Steine, Petarden und Flaschen fliegen. Um den wütenden Mob in Schach zu halten greift die Polizei zu Tränengas und Gummischrot. Die traurige Bilanz der Krawalle: elf Verletzte – neun davon Polizisten, und ein Sachschaden von über 100'000 Franken.
Das Katakomben-Chaos von Zürich
25. Mai 2016: Ein schwarzer Tag für den FC Zürich. Trotz des 3:1-Siegs gegen Vaduz (Li) steigt der Stadtzürcher Fussballklub erstmals seit 26 Jahren ab. Enttäuschung und Wut machen sich breit. Rund 60 vermummte FCZ-Ultras stürmen die Katakomben im Letzigrund. Ausnahmezustand! Die FCZ-Spieler verbarrikadieren sich in der Kabine. Der damalige FCZ-Trainer Uli Forte (45) ergreift die Flucht. Die FCZ-Fans lassen ihrem Frust freien Lauf, randalierten daraufhin in der Zürcher Innenstadt.
Die Cupfinal-Krawalle von Bern
27. Mai 2018: Der FC Zürich gewinnt im Stade de Suisse in Bern 2:1 gegen die Young Boys. Doch der Cup-Sieg der Zürcher wird von wüsten Szenen abseits des Spielfelds überschattet. Ultras aus beiden Lagern randalieren in der Stadt, zünden Pyros und Petarden. Es gibt mehrere Verletzte. Zudem überfallen FCZ-Chaoten eine Coop-Tankstelle. Sachschaden und Deliktsumme belaufen sich auf mehrere Tausend Franken.
Die Schande von Luzern
20. Mai 2019: Spielabbruch in der Swissporarena! Das Fussballmatch zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Luzern muss in der 67. Minute abgebrochen werden. Es steht 4:0 – der Abstieg des GC ist unausweichlich. «Die Schande von Luzern» nimmt ihren Lauf. Bei den GC-Ultras brennen die Sicherungen durch – einmal mehr. Sie stürmen das Feld, angeführt vom bekannten GC-Neonazi-Ultra und Rädelsführer Stefan N.*. Dominique Rais
* Name bekannt
Die Schande von Basel
Am 13. Mai 2006 wird im St.-Jakob-Stadion in Basel eines der wohl dunkelsten Kapitel der Schweizer Fussball-Geschichte geschrieben: die Schande von Basel. Im Joggeli spielt der FC Basel gegen den FC Zürich. 90 Minuten sind gespielt. Es steht 1:1. Der Meisterpokal ist für den FCB zum Greifen nahe. Doch dann, die 93. Minute: Einwurf für den FCZ, Flanke in die Mitte, Tor! Der FCZ gewinnt. Eine bittere Pille für den FCB. Dutzende Basel-Fans stürmen aus der Muttenzerkurve auf den Rasen. Petarden werden gezündet, FCZ-Spieler attackiert. Die Polizei greift zu Tränengas und Gummischrot. Die Situation eskaliert. Die traurige Bilanz: 115 Verletzte und über 400'000 Franken Sachschaden.
Die Schlacht von Aarau
15. Mai 2014: In Aarau kommt es nach dem Abpfiff des Super-League-Spiels zwischen dem FC Basel und dem FC Aarau zur «Schlacht von Aarau». Trotz des 3:1-Siegs und somit dem fünften Meistertitel in Folge stürmen teilweise vermummte Basler Chaoten den Rasen. Das Stadion Brügglifeld wird zum Schlachtfeld. Rauchpetarden werden gezündet, Aarau-Fans angegriffen. Die Situation zwischen den Chaoten der beiden gegnerischen Mannschaften spitzt sich derart zu, dass die Polizei, die sonst nur ausserhalb der Stadien für Recht und Ordnung sorgt, eingreifen muss. Gummischrot wird abgefeuert. Bei den Krawallen wurden mehrere Personen verletzt, zudem entstand beträchtlicher Sachschaden.
Die Schlacht von Basel
16. April 2016: Im Joggeli in Basel findet der Derby-Klassiker zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich statt. Endstand: 2:2-Unentschieden. Der Match ist als «Mittel- bis Hochrisiko-Spiel» eingestuft. Um Krawalle zwischen FCB- und FCZ-Fans zu vermeiden, wird der Ordnungsdienst aufgeboten. Die Polizei betritt das Stadion über die Eventplattform bei der Muttenzerkurve. FCB-Anhänger fühlen sich provoziert. Wüste Ausschreitungen folgen. Die Szenerie gleicht einem Schlachtfeld. FCB-Chaoten greifen die Polizei an. Steine, Petarden und Flaschen fliegen. Um den wütenden Mob in Schach zu halten greift die Polizei zu Tränengas und Gummischrot. Die traurige Bilanz der Krawalle: elf Verletzte – neun davon Polizisten, und ein Sachschaden von über 100'000 Franken.
Das Katakomben-Chaos von Zürich
25. Mai 2016: Ein schwarzer Tag für den FC Zürich. Trotz des 3:1-Siegs gegen Vaduz (Li) steigt der Stadtzürcher Fussballklub erstmals seit 26 Jahren ab. Enttäuschung und Wut machen sich breit. Rund 60 vermummte FCZ-Ultras stürmen die Katakomben im Letzigrund. Ausnahmezustand! Die FCZ-Spieler verbarrikadieren sich in der Kabine. Der damalige FCZ-Trainer Uli Forte (45) ergreift die Flucht. Die FCZ-Fans lassen ihrem Frust freien Lauf, randalierten daraufhin in der Zürcher Innenstadt.
Die Cupfinal-Krawalle von Bern
27. Mai 2018: Der FC Zürich gewinnt im Stade de Suisse in Bern 2:1 gegen die Young Boys. Doch der Cup-Sieg der Zürcher wird von wüsten Szenen abseits des Spielfelds überschattet. Ultras aus beiden Lagern randalieren in der Stadt, zünden Pyros und Petarden. Es gibt mehrere Verletzte. Zudem überfallen FCZ-Chaoten eine Coop-Tankstelle. Sachschaden und Deliktsumme belaufen sich auf mehrere Tausend Franken.
Die Schande von Luzern
20. Mai 2019: Spielabbruch in der Swissporarena! Das Fussballmatch zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Luzern muss in der 67. Minute abgebrochen werden. Es steht 4:0 – der Abstieg des GC ist unausweichlich. «Die Schande von Luzern» nimmt ihren Lauf. Bei den GC-Ultras brennen die Sicherungen durch – einmal mehr. Sie stürmen das Feld, angeführt vom bekannten GC-Neonazi-Ultra und Rädelsführer Stefan N.*. Dominique Rais
* Name bekannt
Im Basler Lehenmattquartier haben sich Zürcher Hooligans am 19. Mai 2018 eine wüste Strassenschlacht mit FC-Basel-Anhängern geliefert. Rund 90 Chaoten prügelten aufeinander ein. «Bei dieser Strassenschlacht hat sich die moderne Form der gewaltbereiten Hooligans gezeigt», sagt Hooligan-Experte Maurice Illi (42) zu BLICK. «Das hat aber eigentlich nicht mehr viel mit Fussball zu tun. Die Zürcher Hooligans waren nicht in Basel, weil ihre Mannschaft gespielt hat, sondern weil sie einfach die Konfrontation Mann gegen Mann gesucht haben.»
Federführend war damals wohl die Hooligan-Gruppierung Zürichs kranke Horde (ZKH). Die Schläger sind berüchtigt. «Zürichs kranke Horde ist die gewaltbereiteste Hooligan-Gruppierung in der Schweiz. Vor den Zürcher Hooligans hat man auch in der Fan-Szene Respekt.» Die ZKH haben sich einst aus alten Hooligans aus dem Umfeld der beiden Zürcher Fussballklubs GC und FCZ herausgebildet.
Kein «Feld-Wald-Wiese»-Treffen
Wie auch andere bekennende Hooligan-Gruppierungen suchen die ZKH die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Gruppen oder im direkten Kampf Mann gegen Mann. Die Ausschreitungen vom Mai 2018 jedoch sind laut dem Hooligan-Experten ungewöhnlich.
Denn klassischerweise verabreden sich Hooligans zu «Feld-Wald-Wiese»-Treffen, wie die Schläger-Stelldicheins in ihrem Jargon heissen – fernab von Schaulustigen. «Ort, Zeit und Grösse der Gruppe werden im Vorfeld vereinbart. Meist nehmen 20 bis 30 Personen pro Seite teil», so Illi. Bei der Massenschlägerei in Basel jedoch war alles anders.
«An dem Abend lief wohl einiges schief. Die Schlägerei hat in einem Wohnquartier stattgefunden. Die Basler waren plötzlich in der Überzahl. Das ist alles etwas atypisch.» Hinzu kommt die fehlende Schlägermoral in der modernen Form des Hooliganismus. Obschon die Schlägereien auch früher schon brutal waren, so galt bei den Hooligans der alten Schule noch ein ungeschriebenes Gesetz: Wer am Boden liegt, wird nicht länger traktiert.
Heute wird nachgetreten
Doch die Zeiten haben sich geändert. «Die Hooligans lassen nicht mehr von ihren Opfern ab, sondern treten noch nach, um sicher zu gehen, dass der andere nicht so schnell wieder aufsteht. Wer am Boden liegt, ist für sie erst recht ein Opfer», sagt Illi. Das Faustrecht ist nicht mehr das, was es einst mal war. «Der Hooligan-Kodex wird heute mit Füssen getreten.»
Auch wenn es im Zuge von Fussballspielen immer wieder zu solch hässlichen Ausschreitungen kommen wird, ein grösseres Problem mit Hooligans als andere Länder hat die Schweiz laut Illi dennoch nicht. «Der klassische Hooliganismus, sich anlässlich eines Fussballmatches zu treffen, um sich dann zu prügeln, ist aber ein Auslaufmodell.» Dominique Rais
Im Basler Lehenmattquartier haben sich Zürcher Hooligans am 19. Mai 2018 eine wüste Strassenschlacht mit FC-Basel-Anhängern geliefert. Rund 90 Chaoten prügelten aufeinander ein. «Bei dieser Strassenschlacht hat sich die moderne Form der gewaltbereiten Hooligans gezeigt», sagt Hooligan-Experte Maurice Illi (42) zu BLICK. «Das hat aber eigentlich nicht mehr viel mit Fussball zu tun. Die Zürcher Hooligans waren nicht in Basel, weil ihre Mannschaft gespielt hat, sondern weil sie einfach die Konfrontation Mann gegen Mann gesucht haben.»
Federführend war damals wohl die Hooligan-Gruppierung Zürichs kranke Horde (ZKH). Die Schläger sind berüchtigt. «Zürichs kranke Horde ist die gewaltbereiteste Hooligan-Gruppierung in der Schweiz. Vor den Zürcher Hooligans hat man auch in der Fan-Szene Respekt.» Die ZKH haben sich einst aus alten Hooligans aus dem Umfeld der beiden Zürcher Fussballklubs GC und FCZ herausgebildet.
Kein «Feld-Wald-Wiese»-Treffen
Wie auch andere bekennende Hooligan-Gruppierungen suchen die ZKH die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Gruppen oder im direkten Kampf Mann gegen Mann. Die Ausschreitungen vom Mai 2018 jedoch sind laut dem Hooligan-Experten ungewöhnlich.
Denn klassischerweise verabreden sich Hooligans zu «Feld-Wald-Wiese»-Treffen, wie die Schläger-Stelldicheins in ihrem Jargon heissen – fernab von Schaulustigen. «Ort, Zeit und Grösse der Gruppe werden im Vorfeld vereinbart. Meist nehmen 20 bis 30 Personen pro Seite teil», so Illi. Bei der Massenschlägerei in Basel jedoch war alles anders.
«An dem Abend lief wohl einiges schief. Die Schlägerei hat in einem Wohnquartier stattgefunden. Die Basler waren plötzlich in der Überzahl. Das ist alles etwas atypisch.» Hinzu kommt die fehlende Schlägermoral in der modernen Form des Hooliganismus. Obschon die Schlägereien auch früher schon brutal waren, so galt bei den Hooligans der alten Schule noch ein ungeschriebenes Gesetz: Wer am Boden liegt, wird nicht länger traktiert.
Heute wird nachgetreten
Doch die Zeiten haben sich geändert. «Die Hooligans lassen nicht mehr von ihren Opfern ab, sondern treten noch nach, um sicher zu gehen, dass der andere nicht so schnell wieder aufsteht. Wer am Boden liegt, ist für sie erst recht ein Opfer», sagt Illi. Das Faustrecht ist nicht mehr das, was es einst mal war. «Der Hooligan-Kodex wird heute mit Füssen getreten.»
Auch wenn es im Zuge von Fussballspielen immer wieder zu solch hässlichen Ausschreitungen kommen wird, ein grösseres Problem mit Hooligans als andere Länder hat die Schweiz laut Illi dennoch nicht. «Der klassische Hooliganismus, sich anlässlich eines Fussballmatches zu treffen, um sich dann zu prügeln, ist aber ein Auslaufmodell.» Dominique Rais