Basler Erdogan-Kritiker über seine Zeit im Türken-Knast
«Die Ungewissheit macht einem Angst»

Mehmet Salih Coskun aus Basel wurde in der Türkei elf Tage lang eingesperrt – wegen seiner kritischen Haltung gegenüber Erdogan. Mit viel Glück kam er wieder frei.
Publiziert: 18.05.2017 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:03 Uhr
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Mehmet Salih Coskun wurde am 30. April 2017 verhaftet. Er sass elf Tage in U-Haft und durfte seine Familie nicht kontaktieren.
Foto: Tele Basel

Der politisch aktive Kurde Mehmet Salih Coskun wollte Ende April seine Familie in der Türkei besuchen. Der Heimatbesuch wurde ihm jedoch zum Verhängnis: Behörden nahmen den türkischstämmigen Basler bei der Einreise am 30. April fest – zunächst ohne eine Erklärung. 

Coskun hatte Glück: Er ist seit dem 11. Mai wieder in der Schweiz – nach elf Tagen in U-Haft. Doch das Verfahren in der Türkei ist noch immer hängig.

Die Ehefrau wurde nicht informiert

Niemand habe gewusst, wo er sei, denn die Familie habe er nicht benachrichtigen dürfen, erklärt der Kurde Tele Basel. Er habe während der Untersuchungshaft auch keine Informationen erhalten und sei – in Handschellen – von einem Polizeiposten zum nächsten gebracht worden. «Die Ungewissheit macht einem Angst.»

Ehefrau Elif Coskun, die nicht wusste, wo ihr Mann war, bangte zu Hause: «Man hat Tausende Fragen, aber keine Antworten. Das war schlimm!» Das Erlebte könne sie nicht in Worte fassen. 

Laut der «Basler Zeitung» erhielt Coskun zwei Tage lang nichts zu essen und wurde im Istanbuler Spital als Terrorist präsentiert. Dort sollte attestiert werden, dass er nicht gefoltert worden sei – was dieses Mal der Wahrheit entsprach.

Nicht so 2008: Auch damals wurde er in der Türkei wegen seiner politischen Tätigkeit verhaftet. Er sei gefoltert worden, habe kaum mehr auf den Beinen stehen können. Doch im ärztlichen Attest sei zu lesen gewesen: «Nicht gefoltert».

«Es ist nicht nur ein türkisches Problem – sondern ein ein globales»

Coskun ist Erdogan-Kritiker und Co-Präsident der HDK Basel, einer Dachorganisation von prokurdischen und linken Kräften. 2015 hielt er eine Rede auf Kurdisch und sprach den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht formell an. Coskun vermutet, dass er deshalb verhaftet worden sei.

Der türkischstämmige Mann lebt seit zwei Jahren in Basel und betreibt mit seiner Ehefrau das Café Eldiro. Eine Reise in die Türkei sei in nächster Zeit ausgeschlossen – aus Angst. Er denke aber ständig an seine Familie und Freunde in der Türkei. Diese müssten täglich um ihr Leben fürchten.

Coskun fordert, dass sich die Schweiz und auch andere Länder gegen Erdogan zusammenschliessen. «Man soll endlich das unerträgliche Leid stoppen. Es ist nicht nur ein türkisches Problem – sondern ein globales», sagt er.

Zwei weitere in Basel lebende Kurden wurden ebenfalls im April in der Türkei festgenommen (BLICK berichtete). Sie sitzen noch immer hinter Gittern. (maz)

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