Als der Bundesrat am 16. März den Lockdown verordnete, löste sich der sogenannte Dichtestress schlagartig in Luft auf: ausgestorbene Bahnhöfe, gähnend leere Busse, Trams und Züge.
Mitte Mai wurden die Notmassnahmen gelockert, Geschäfte und Restaurants durften wieder öffnen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln aber blieben viele Sitzplätze trotzdem leer.
Die Gründe: Viele Büroangestellte arbeiteten weiterhin im Homeoffice. Berufs-, Kantons- und Hochschulen blieben ganz oder teilweise geschlossen.
Zunahme seit Ende der Sommerferien
Nun aber, seit die Schulferien in allen Kantonen zu Ende sind, wird es in den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder spürbar enger.
Das ist nicht nur ein Gefühl vieler Pendler, sondern eine Tatsache. Die Passagierzahlen grosser Verkehrsunternehmen zeigen es. Patrick Zingg, Leiter Verkauf Nord bei Postauto, sagt: «In unseren Postautos im Kanton Zürich spüren wir das Ende der Sommerferien. Die Schüler und Berufspendler sind seit Anfang Woche zurück.»
ÖV während der Corona-Krise
Die Anzahl der Postauto-Fahrgäste im bevölkerungsreichsten Kanton liegt im August bereits bei 92 Prozent im Vorjahres-Vergleich. Das ist ein erstaunlich hoher Wert, auch für Postauto selbst. «Die Auslastung in den letzten Wochen war besser als zuvor erwartet», so Zingg.
Zunahme auch in Bern und Basel
Bei anderen Verkehrsbetrieben ist die Auslastung noch etwas tiefer, verglichen mit der Zeit vor den Sommerferien hat sie aber fast überall zugenommen.
Die Züge der Berner BLS waren Anfang Juli noch zu rund 60 Prozent ausgelastet, inzwischen ist dieser Wert auf 65 bis 70 Prozent gestiegen.
Thurbo lässt verlauten, dass der Trend «in eine gute Richtung» gehe. Die in der Ostschweiz tätige SBB-Tochter rechnet damit, dass man im August lediglich 10 bis 20 Prozent hinter dem Vorjahr zurückbleiben wird.
Die Basler Verkehrs-Betriebe melden ebenfalls eine «laufend steigende Tendenz». In der ersten Woche nach den Sommerferien (10. bis 16. August) hatte das Unternehmen eine Auslastung von 71 Prozent im Verhältnis zum Jahresdurchschnitt 2019. Zum Vergleich: Während des Lockdowns war das Passagieraufkommen auf 25 Prozent zurückgegangen.
Keine Euphorie bei den SBB
Auch die SBB beobachten einen positiven Trend. «Die Passagierzahlen in den Zügen nehmen langsam, aber stetig zu», sagt Sprecher Reto Schärli.
Vor den Sommerferien habe die Auslastung im Vergleich zur Vorjahresperiode bei rund 55 Prozent im Fernverkehr und 65 Prozent im Regionalverkehr gelegen. Aktuell betrage dieser Wert rund 70 Prozent im Fern- und 75 Prozent im Regionalverkehr.
Euphorisch werden die SBB wegen der Zahlen aber nicht. Schärli: «Wir gehen davon aus, dass es rund zwei Jahre dauern wird, bis wieder gleich viele Reisende in den Zügen unterwegs sind wie vor Corona.» Erst ab dann rechnen die Bundesbahnen wieder mit einer Zunahme der Passagierzahlen.
Diese Prognose ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Eine Pandemie dieser Grössenordnung ist auch für die SBB Neuland. Erfahrungswerte stehen daher auch ihnen nicht zur Verfügung.